Keimfutter für Wellensittiche herzustellen, ist nicht schwer. In diesem Beitrag gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Aber auch für diejenigen, die sich die Keimfutterherstellung nicht zutrauen oder einfach wenig Zeit haben, gibt es eine tolle Alternative.
Keimfutter für Wellensittiche
Von Keimfutter für Wellensittiche hat sicher jeder schon mal gehört. Trotzdem haben sich die wenigsten bisher getraut gekeimte Saaten zu füttern. Das liegt sicher an den vielen Vorurteilen, mit denen das Keimfutter behaftet ist: Keimfutter löse ungewollte Brutigkeit bei Wellensittichweibchen aus und sei zudem ein Hort des Schimmels, der Hefepilze und der Verkeimung. Also besser die Finger davon lassen? Auf keinen Fall! Denn richtig angesetztes und hygienisch einwandfreies Keimfutter liefert deinen Wellis wichtige Nährstoffe und Mineralien.
Vorteile von Keimfutter
Keimfutter entspricht der natürlichen Ernährung wildlebender Wellensittiche. Die Vögel warten ja schließlich in freier Wildbahn nicht darauf, dass die Körner endlich knochentrocken sind, sondern fressen Gräser und Sämereien in allen Entwicklungsstadien vom Korn über den Keimling bis hin zur Sprosse. Keimlinge und Sprossen sind wahre Vitaminbomben. Im Keimfutter sind vor allem die Vitamine B1 und B2, aber auch die Vitamine C und E enthalten. Darüber hinaus sind sie reich an hochwertigen Proteinen und Ballaststoffen. Da Keimfutter bei gleicher Menge ein Vielfaches mehr an Wasser enthält als Trockensämereien, ist es eine kalorienreduzierte Mahlzeit für übergewichtige Wellensittiche. Keimfutter ist zudem ein Powerfutter für kranke und geschwächte Wellis, das leicht zu entspelzen ist.
Nachteile bei Keimfutter
Aber Achtung! Die Warnungen bezüglich der Brutigkeit und der Hygiene sind nicht ganz aus der Luft gegriffen. Gekeimte Saaten kommen in der Natur in der Regel im Frühling oder – je nach Region – nach der Regenzeit vor und läutet bei vielen Vögeln die Brutsaison ein. Daher solltest du Keimfutter nur einmal in der Woche geben, um bei deinen Wellis keine Frühlingsgefühle auszulösen.
Auch auf die Hygiene musst du achten. Das bedeutet, dass Keimfutter, wie jedes Frischfutter, nicht länger als zwei Stunden angeboten werden soll. Außerdem ist bei der Herstellung des Keimfutters auf Hygiene und Sauberkeit zu achten, damit es nicht schon während der Keimung anfängt zu schimmeln.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Keimfutter für Wellensittiche
Wenn du die folgenden Schritte bei der Zubereitung genau befolgst, wird dein Keimfutter gelingen.
So wird’s gemacht:
- Nimm circa einen halben bis ganzen Teelöffel pro Wellensittich eines hochwertigen Keimfutters und wasche es in einem Sieb oder in einem Keimglas unter fließendem Wasser gründlich ab.
- Lasse das Keimfutter zwischen 12-24 Stunden mit Wasser bedeckt stehen. Zwischendurch immer wieder gründlich waschen und das Wasser wechseln.
- Ist das Keimfutter eingeweicht, kann man es nun im Sieb oder im Keimglas zwei Tage an der Luft keimen lassen. Wichtig ist, dass du mehrmals täglich die Keimlinge mit Wasser abspülst, um die Körner feucht zu halten und um Schimmel und Pilzen keine Chance zu geben.
- Nach insgesamt drei Tagen ist das Keimfutter fertig. Es sollten bereits kleine Wurzelansätze und Sprossen zu sehen sein. Jetzt kannst du es final noch einmal vor dem Servieren mit lauwarmem Wasser durchspülen und sofort anbieten.
Eine Videoanleitung auf meinem YouTube-Kanal findest du am Ende des Beitrags.
Beispielzeitplan bei der Herstellung
Natürlich hängt die genaue Keimdauer von der Zusammensetzung der Keimfuttermischung ab. Trotzdem habe ich nach langjähiger Erfahrung in der Herstellung von Keimfutter für Wellensittiche einen, wie ich finde, guten Zeitplan mit „Geling-Garantie“. Die Zeitangaben sind an einem normalen Arbeitstag ausgerichtet und sollen lediglich eine Idee geben.
Tag 1:
- 1
8 Uhr: Keimfutter ins Keimglas füllen und kräftig mit Wasser durchspülen; im Wasser quellen lassen
- 20 Uhr: mit Wasser spülen und weiter im Wasser quellen lassen
- 22 Uhr: mit Wasser spülen und über Nacht im Wasser ruhen lassen
Tag 2:
- 6 Uhr: altes Wasser abkippen und mehrfach durchspülen, bis das
Wasser wieder klar ist; Keimglas ohne Wasser umdrehen und ab jetzt keimen lassen
- 15 Uhr: gründlich mit Wasser spülen, dann weiter keimen lassen
- 18 Uhr: wiederholen
- 20 Uhr: wiederholen
- 22 Uhr: wiederholen (erste Keimlinge müssten jetzt schon erkennbar sein)
Tag 3:
morgens, mittags, abends: gründlich mit Wasser spülen, dann weiter keimen lassen; Keimlinge sollten immer leicht feucht bleiben
Tag 4:
- morgens: jetzt sollten alle in der Mischung befindlichen Sämereien aufgekeimt sein; alles sehr gründlich lauwarm abspülen und direkt an die Wellis verfüttern.
Wenn du also Samstagmorgen vorm Großputz der Voliere deinen Schätzchen einen gesunden Snack anbieten willst, setze das Keimfutter am Mittwochabend an.
Hygiene bei der Herstellung von Keimfutter
Wichtig bei der Herstellung des Keimfutters ist die Hygiene und das ständige Spülen mit frischem, klaren Wasser. Riecht das Keimfutter muffig oder sieht man sogar einen feinen Schimmelrasen, darfst du das Keimfutter auf keinen Fall an deine Wellensittiche verfüttern! Entsorge es in diesem Fall, desinfiziere mit Essig und Wasserdampf alle genutzten Utensilien und lasse alles mindestens 48 Stunden durchtrocknen, bevor du einen neuen Versuch startest. An warmen Tagen im Hochsommer sollte man besser gänzlich aus hygienischen Gründen auf Keimfutter verzichten.
Normale Körnermischung als Keimfutter für Wellensittiche nehmen?
Damit dein Keimfutter gelingt, solltest du kein normales Körnerfutter nehmen, sondern spezielle Keimsaaten. Bei Keimfutter für Wellensittiche kannst du sicher sein, dass es Saaten sind, die alle eine ähnlich lange Keimzeit haben und keine Zutaten enthalten, die sich unappetitlich im Wasser auflösen und schimmeln (wie zum Beispiel Kräuter oder Gemüsestückchen). Bitte nimm auch keine Keimsaaten für Menschen, da es unter Umständen Saaten enthält, die bis zur Sprossenbildung in den ersten Tagen noch giftig sind. Dies ist bei manchen Saaten ein natürlicher Fraßschutz vor Vögeln. Auch kann solch eine Mischung Saaten enthalten, die stark schleimbildend sind und von unseren Wellis nicht gerne genommen werden.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass nicht jede Keimfuttermischung gleich gut ist. Enthält die Mischung sehr viele Mungbohnen oder Adzukibohnen ist das zwar für den Menschen schön anzusehen, da man den Saaten beim Keimen quasi zugucken kann, aber sie werden von Wellis häufig ignoriert. Außerdem sind Adzuki- und Mungbohnen sowie Weizen schneller gekeimt, als zum Beispiel Nigersaat, Silber- oder Mannahirse. Nach dem oben beschriebenen Zeitplan sind die kleineren Saaten perfekt, aber die großen als Sprossen schon fast etwas drüber (wie im Video zu sehen ist).
Keimfutter für Wellensittiche aus dem Glas als tolle Alternative
(enthält Produktwerbung)
Es gibt viele gute Gründe, warum man auf fertiges Keimfutter aus dem Glas zurückgreifen kann. Zum einen steht es einem sofort nach Öffnen des Glases zur Verfügung und zum anderen umschifft man die Gefahr der Verkeimung während der Herstellung bei sich daheim.
Das Keimfutter für Wellensittiche der Firma Claus hat mich vor knapp zwei Jahren überzeugt. Ich war anfangs etwas skeptisch, aber bereits beim Öffnen roch es appetitlich und schien in einem einwandfreien Zustand zu sein. Das Fertigkeimfutter wird ohne Konservierungsmittel in einem aufwendigen Sterilisationsverfahren haltbar gemacht, bei dem alle Vitalstoffe erhalten bleiben. Überzeugend ist auch die Mischung aus vielen kleinen, welligerechten Sämereien: Hirse, Weizen, Kanariensaat, Hafer, Vogelrübsen, Leinsamen, Hanfsaat, Hagebuttensaat, Nigersaat, Raps, Milokorn und Sonnenblumenkerne. Alle haben den selben Keimstatus und auf Schnellkeimer, wie Mungbohnen oder Adzukibohnen wird komplett verzichtet. Im ungeöffneten Zustand ist das Keimfutter mindestens zwei Jahre ab Herstellungsdatum haltbar und kann ungekühlt im dunklen Vorratsschrank gelagert werden. Nach Anbruch ist das Keimfutter für Wellensittiche im Kühlschrank rund eine Woche haltbar.
Keimfutter fertig kaufen oder selbermachen?
Es kommt ein bisschen drauf an, wie akribisch man während der Herstellung ist, wie schnell man das Futter braucht und welche Mengen benötigt werden. Für kleinere Schwärme in der Wohnungshaltung, ist das 210 ml Glas von Claus eine schnelle und saubere Sache. Ich persönlich bin inzwischen für meine acht Wellis auf das Fertigkeimfutter umgestiegen, da ich durch Arbeit, Kinder, Tiere und Haushalt wenig Zeit habe. Meistens verplane ich es, bereits am Mittwochabend das Keimfutter anzusetzen. Am Samstagfrüh bin ich froh, dass ich nur zum Schrank muss, das Glas aufmache und die Näpfe befülle. Außerdem mögen meine Wellis keine Mungbohnen, die bisher immer in den losen Mischungen zuhauf vorkommen. Im Sommer kommt noch die Gefahr der Verkeimung beim Selberherstellen dazu…
Für größere Schwärme (zum Beispiel in der Außenvolierenhaltung oder bei größeren Pflegestellen) und bei häufiger Gabe ist das lose Keimfutter dauerhaft etwas günstiger. Da zahlt man pro 100 g ab 0,98 Euro. Im Glas geht es los bei 1,43 Euro pro 100 g. Hier ist es also eine individuelle Abwägungssache für was man sich dauerhaft entscheidet. Für den Notfall (zum Beispiel Krankheit, Päppeln oder spontane Aufnahme eines Notfederchens) ist es aber auch für die Selbermacher durchaus ratsam immer ein Glas Keimfutter sofort parat zu haben.
Informativer und ausführlicher Beitrag. 🙂
Boa, das wusste ich nicht. Ab jetzt wird Keimfutter auf den Speiseplan stehen. Danke