Welttierschutztag

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Heute, am 4. Oktober ist Welttierschutztag… und für mich persönlich ein kleines Jubiläum, da ich vor ziemlich genau 20 Jahren meinen ersten Wellensittich von meinen Eltern bekommen hatte. Zeit also, für ein kleines Resümee!

Meine Begeisterung für Wellensittiche liegt weiter zurück, als ich denken kann… man könnte fast sagen, sie ist mir in die Wiege gelegt worden: Bereits meine Mutter hatte seit ihrer Kindheit Wellensittiche und ihre letzte Henne starb an jenem Tag, als ich das Licht der Welt erblickte. Zu gerne hörte ich damals die Geschichte, wie meine Mutter an einem der kältesten Tage seit der Wetteraufzeichnung (Wetter in einigen Teilen Ostdeutschlands an diesem Tag bis -30 °C) bereits mit einsetzenden Wehen ihre Pepita weinend im See begrub und danach das Auto freibuddelte, um in den Kreissaal zu fahren.

Schon früh stand daher also fest: Wenn es Haustiere gibt, dann muss es ein Wellensittich sein! Wie viele Eltern, versuchten auch meine sich irgendwie aus dem Versprechen herauszuwinden. Als Kind durchschaut man die Gemeinheiten der Erwachsenen leider (oder zum Glück) noch nicht und so glaubte ich meiner Mutter, dass man wohl „sechs Jahre alt“ sein müsse, um alt genug für ein Haustier zu sein. Da ich noch einen drei Jahre jüngeren Bruder hatte, vertrieb ich mir die Wartezeit bis er sechs wurde, erst mit Bilderanschauen, später, mit Lesen von Büchern über Wellensittichhaltung und fieberte meinem neunten Geburtstag im Januar 1996 entgegen…

Es war kurz vor Heiligabend 1995 und ich rechnete fest damit, dass ich schon erstes Zubehör geschenkt bekommen würde, als unsere Eltern mich und meinen Bruder bei einem Abendspaziergang beiseite nahmen. „Und? Was wünscht ihr euch zu Weihnachten?“, fragten meine Eltern mit einem ungewöhnlichen Leuchten in den Augen. Ich sofort: „Einen Wellensittich!“ Natürlich wusste ich schon damals, dass Wellensittiche kein Weihnachtsgeschenk sind und ich sicher erst ein paar Wochen später einen blauen Welli, namens Max, kriegen würde (ich gehörte schon früh zu den Menschen, die genau wussten, was sie wollten! 😉 ). Meine Eltern ließen sich nicht beirren und ignorierten meinen Zwischenruf: „Und? Würdet ihr euch auch über ein Brüderchen freuen?“ „Nö! Ich will einen Wellensittich!“, sagte ich fröhlich und nicht ahnend, dass mir wenige Sekunden später der Traum eines Haustieres auf brutalste Weise genommen werden würde. „Ihr bekommt aber einen Bruder…“, stammelten meine Eltern nun doch sichtlich irritiert. Was dann geschah, vergaß man in ganz Nordberlin nicht so schnell: Es ertönte ein ohrenbetäubendes Geheul und Geschluchtse und die Tränen spritzten nur so aus meinen Augen. Da stand ich nun, kurz vor meinem ersehnten 9. Geburtstag, alleine im dunklen Wald, verheult und vor Kälte zitternd, verraten von den eigenen Eltern! Der einzige unerträgliche Gedanke war: „Nochmal sechs Jahre warten bis der Kleine so groß ist, dass ich ein Haustier haben darf?“ Das Weihnachtsfest 1995 war für mich gelaufen… keine Ahnung, was ich zum Trost geschenkt bekommen hatte, es war mir alles egal!

Glücklichweise hatten meine Eltern erbarmen mit mir und das Versprechen wurde ein paar Monate nach der Geburt meines jüngsten Bruders dann doch eingelöst: In der ersten Oktoberwoche 1996 zog eine kleine blaue Wellensittichhenne bei uns ein. Ich erinnere mich noch heute an jedes Detail: den Zooladen, die Qual der Wahl, die Aufregung – und dass ich durch die Herbstferien niemandem sofort von meinem großen Glück erzählen konnte.

Das Glück hielt leider nicht lange an, denn schon damals waren Wellensittiche in Zoogeschäften „Massenware“ und bei der Zucht wurde nicht viel Sorgfalt an den Tag gelegt. Ein knappes dreiviertel Jahr lang waren wir regelmäßig bei einer vogelkundigen Tierärztin, bis mein Vater eines Tages im Sommer 1997 alleine in die Praxis gebeten wurde. Als er traurig mit einer verschlossenen Pappschachtel zurückkam, brach für mich, damals 10 Jahre alt, eine Welt zusammen. Ich weiß nicht, wie viele Tage ich um meine kleine Pepita geweint hatte.

Jene Tierärztin hatte zu der Zeit selber gezüchtet und bot uns auf Nachfrage ein paar Wochen später ihr letztes Küken aus dem aktuellen Gelege an. Es war Liebe auf den ersten Blick und noch am selben Tag zog endlich der langersehnte Wellensittichhahn ein: Mäxchen!

Leider wusste man vor 20 Jahren noch nicht viel über den australischen Schwarmvogel, sodass selbst in Sachbüchern Einzelhaltung und – aus heutiger Sicht – tierschutzwidriges Spielzeug empfohlen wurde. Für die jüngeren unter meinen Lesern: Nein, Internet gab es für den „Ottonormalo“ auch noch nicht, geschweige denn Wellensittichforen, Infoseiten, Blogs oder Videos.

Mäxchen war ein langes und gesundes Leben vergönnt, aber, wie ich jetzt weiß, nicht das allerglücklichste, denn trotz aller Liebe und Zuwendung seitens der gesamten Familie, fehlte ein entscheidender Faktor: ein Partnervogel!

Heute, nach 20 Jahren Wellensittichhaltung, blicke ich zurück und weiß, dass ich vieles schon damals hätte besser machen können. Das schlechte Gewissen, aber vor allem die Einsicht sind heute mein größter Motivator meine Tierhaltung jeden Tag auf’s Neue kritisch zu hinterfragen und nach neuen, tiergerechten Ideen und Enrichment-Lösungen für meine Wellensittiche zu suchen. Auch wenn die meisten Wellensittiche bei engagierten Haltern ein gutes Leben mit Partnervogel (oder sogar in einem Schwarm) haben, sind wir noch lange nicht am Ziel und dürfen uns zurücklehnen. Es geht immer noch ein kleines Stückchen besser!

Und da ich nicht gerne mit dem Finger auf andere zeige, fange ich bei mir selbst mit den propagandierten Verbesserungen an: Mein Minischwarm aus derzeit acht Tieren zieht Ende des Jahres mit mir um! Meine Plüschies bekommen endlich ein eigenes 20 m² großes Zimmer (evtl. im Sommer sogar mit Außenbereich). 😀 Ich plane derzeit ein Welli-Paradies mit allem, was die kleinen Herzchen höher schlagen lässt. Meine Ergebnisse und Bastelarbeiten werde ich natürlich mit euch teilen – aber ich freue mich genauso über Tipps und Bastelideen von euch! Lasst uns gemeinsam, am heutigen Welttierschutztag, den vielen Wellensittichhaltern außerhalb der Foren und Communities zeigen, wie unglaublich toll und interessant unsere Tiere sind und wie sie in art- und tiergerechter Umgebung aufblühen!

Eure Wencke

mit Briciolino, Chiocciolina, Filuzzo, Icaro, Antonia, Venilia, Numidio und Piumetta.
Unvergessen im Hirseland: Violetti, Pulcina, Antonella, Piumina, Pepita und natürlich Mäxchen!

Für alle, die sich jetzt fragen, was aus meinem kleinen Überraschungsbruder geworden ist: Natürlich liebe ich ihn. Aus dem tollpatschigen Baby ist mein „Welli-Retter“ und zuverlässiger Tierpfleger geworden, wenn ich auf Reisen bin! Vielen Dank, dass ich mich immer auf dich verlassen kann, Philli :* Deine große Schwester

Violetta, werde gesund!

Seit letztem Wochenende bin ich gesundheitlich etwas angeschlagen und hatte mich daher auf ein ruhiges Wochenende gefreut, aber es kam alles anders.

Schon vor ein paar Tagen fiel mir die Atmung von Violetta auf. Wir waren ja gerade erst vor einem Monat zur Kontrolle und trotzdem gefiel mir irgendetwas nicht. Am Freitagabend nach der Arbeit sehe ich dann eine dicke Beule in der Kloakengegend und richtige Pumpatmung. Bei allen Ziervogelbesitzern gehen da natürlich die Alarmglocken an: Legenot?

Hektisch schaue ich auf die Uhr: Es ist kurz nach 18 Uhr, die Vogelpraxis ist bereits geschlossen und am Samstag ist Feiertag. Die Hektik droht in Panik umzuschlagen. Ich schreibe der Vogelpraxis trotzdem eine Mail – vielleicht habe ich ja Glück! Während ich den Tränen nahe in meinem Kompendium der Ziervogelkrankheiten blättere, watschelt Violetta mit den anderen auf dem Käfigboden rum und frisst ihr Abendbrot… „Oder das ‚Letzte Abendmahl'“, denke ich.

Violetta und Briciolino

Gegen 20.30 Uhr bekomme ich eine Antwort von Frau Doktor. Morgen ist offiziell geschlossen und ich solle mich im Notfall besser an eine andere Klink wenden… oder aber ich könnte morgen früh Violetti bei der Tierarzthelferin abgeben und sie würde dann im Laufe des Tagen nach der kleinen Patientin schauen. Ich atme erleichtert auf! Legenot kann zwar innerhalb von 12 Stunden für Wellensittiche tödlich sein, aber nach meiner Einschätzung ging ich davon aus, dass Violetta die Nacht übersteht.

Die Definition „morgen früh“ ist in der Regel recht relativ zu betrachten, vor allem, wenn es sich um einen Samstagmorgen handelt. Bei meinem Freund zum Beispiel heißt „samstagfrüh“ so etwas wie „man könnte sich ja mal vor dem Abendbrot blicken lassen“, ich hingegen schlief die Nacht nicht gut und stand vorsichtshalber um 6.30 Uhr auf. Violetti atmete derweil immer schwerer und drückte sich gegen die Gitterstangen. Ich wartete und wartete und wusch ab und wartete und wartete. Um kurz vor 8.30 Uhr dann der ersehnte Anruf. Wie der geölte Blitz schnappte ich mir Violetti, setzte sie in die Transportbox und packte diese mit mehreren Lagen Handtüchern auf eine Wärmflasche in einen Jutebeutel.

Für meine Mitreisenden in der U-Bahn mag der Anblick einer zerzausten jungen Frau, die ihren Jutebeutel herzte und liebvoll mit ihm sprach, etwas verwirrend gewesen sein… Also nicht die Tatsache, dass jemand eine emotionale Verbindung mit seinem Jutetäschen eingeht, sondern eher, dass dies im (fast) hipsterfreien Charlottenburg geschah.

In der Vogelpraxis angekommen, mussten wir uns auch schon verabschieden. Ich drückte meine Nase an die Transportbox und Violetti stupste mit ihrem Schnabel zart dageben – eigentlich unser Abendritual. Ich schluckte und ging.

Am Nachmittag kam der Anruf der Ärztin: Violetta muss noch bis mindestens Montag bleiben mit Verdacht auf einen Lungeninfekt und ein Ödem oder Tumor. Letzteres wird das Röntgenbild hoffentlich aufklären. Während ich telefonierte, ist weiterhin die Hölle los im Zimmer: Briciolino schreit seit Samstagfrüh und fliegt bis zur Erschöpfung durch das Zimmer, bzw. rastet im Käfig aus. Wir hoffen alle nur eines: Violetti, werde gesund!