Wegen der sehr hohen Aufmerksamheit und Relevanz dieses Beitrags, der dem letzten Newsletter entstammt, habe ich mich entschlossen, den Artikel auch als Blogbeitrag zu veröffentlichen. Die Abonnenten von Newsletter UND Blog bitte ich diese Doppelung zu entschuldigen. Erlaubt mir vorab noch drei Bemerkungen, mit der ich die häufigsten Fragen der unglaublichen Resonanz meiner Leser beantworten möchte:
1.) Viele Smartphones haben „versteckt“ in den Kameraeinstellungen eine Slow Motion-Funktion. Um diese schnell zu finden und gleichzeitig die „Bilder pro Sekunde“ herauszufinden, empfehle ich, das eigene Modell direkt im WWW zu googeln.
2.) Dieser Beitrag beschäftigt sich mit ALLEN Lichtquellen im Zimmer der Wellensittiche. Dementsprechend sollte man auch ALLE Lichtquellen überprüfen (TV, Bildschirme, Lampen, Lichterketter, Lavalampen, Stimmungslichter, beleuchtete Lichtschalter, etc.). Es handelt sich nicht konkret um einen Beitrag über spezielle UV-Lampen (auch wenn dies am Ende erwähnt wird). Völlig zurecht ist hier die Kritik laut geworden, dass jede BirdLamp Vor- und Nachteile hat. Ich denke, dass die Auswahl daher so beschränkt ist, weil die Nachfrage von Vogelhaltern leider noch viel zu klein ist. Man muss oft improvisieren und kann nur hoffen, dass irgendwann auch für uns die „eierlegende Wollmilchsau-Lampe“ auf den Markt kommt. Bis dahin rate ich zu einem gewissenhaften Umgang mit den quecksilberhaltigen Metalldampflampen.
3.) Wer sich partout nicht mit einer UV-Lampe anfreunden kann, dem (und allen anderen auch) empfehle ich, das fehlende Vitamin D3 künstlich zu supplementieren, um gravierende Mangelerscheinungen abzuwenden! Es gibt verschiedene Pulver, die man alle paar Tage (oder als Kur jeden Monat über sieben Tage) über das Trinkwasser oder das Frischfutter reichen kann. Da viele Wellensittiche Träger von Macrorhabdiose sind, sollte dringend auf ein zuckerfreies Präparat zurückgegriffen werden. Von meiner vogelkundigen Tierärztin habe ich das Präparat Prime* empfohlen bekommen und bin zufrieden, dass meine Megas-Patienten wunderbar damit klarkommen. Hier empfehle ich den Kauf der geringsten Mengeneinheit (20 g), da das Präparat durch die Luftfeuchte nach ein paar Monaten anfängt zu klumpen. Im weißen Pulver kann man immer schwer sehen, ob sich bereits Schimmel gebildet hat. Daher lieber kleine Mengen kaufen und regelmäßig austauschen.
So, und nun viel Spaß beim Lesen! 😉
Diesmal dreht sich alles um das Thema „Licht im Freiflugzimmer“. Gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit lassen wir tagsüber nicht nur vermehrt das Licht für unsere Wellensittiche an, sondern halten uns generell öfter und länger in unserer künstlich beleuchteten Wohnung auf. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, wie unsere Vögel ihre Umwelt wahrnehmen und wie wir es ihnen in der Winterzeit bei uns gemütlich machen.
Um zu verstehen, warum das Thema so wichtig ist, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Biologie machen und uns der Funktionsweise des Vogelauges bewusst werden: Bei Wellensittichen und anderen Vögeln beträgt die Zahl der wahrgenommenen Einzelbilder bis zu 180 Bilder pro Sekunde. Im Vergleich dazu: Menschen sehen je nach Bildkontrast und -helligkeit nur zwischen 10-70 Bilder in der Sekunde. Die Fähigkeit des Auges zur Auflösung eines Bewegungsablaufes in Einzelbildern nennt man übrigens Flickerfusion (also merken, falls ihr mal bei Günther Jauch seid und mir dann die Hälfte eurer Million überweisen 😉 ).
Flickerfusion: Wellensittiche sehen bis zu 180 Bilder pro Sekunde
Auf, wie ich finde, ziemlich beeindruckende Weise kann man im folgenden Video sehen, dass man sich niemals auf sein eigenes Empfinden verlassen sollte, was die Lichtquellen im Zimmer angeht, in dem die Vögel untergebracht sind. In der ersten Aufnahe zeige ich drei LED-Lichterketten, die für uns Menschen ein angenehmes und stimmungsvolles Licht verbreiten. In der Slow Motion-Einstellung hingegen sieht man die fundamentalen Unterschiede: Die Lichterkette in der Küche („Zimmer 1“) wäre für Wellensittiche ein echter Albtraum. Die im Schlafzimmer („Zimmer 2“) ist kurzfristig noch halbwegs erträglich für Vogelaugen und die Lichterkette im Wohnzimmer („Zimmer 3“) ist völlig flackerfrei. Alle drei Lichterketten sind vom selben Hersteller und zur gleichen Zeit am gleichen Ort gekauft worden. Die wenigsten vermuten derartige Unterschiede! Selbst preislich kann man nicht feststellen, ob es ein vogelfreundliches Leuchtmittel ist oder nicht.
Einfacher Test mit der Slow Motion-Funktion des Smartphones
Den Test im Video habe ich wegen der Vergleichbarkeit mit drei Lichterketten gemacht. Natürlich sollte man ausnahmslos JEDE Lichtquelle, wie Lampen, Stimmungslichter, Kontrolllämpchen, Lichterketten, Computer- und Fernsehbildschirme sowie alles andere an elektrischem Licht im Zimmer der Vögel prüfen! Am einfachsten macht ihr das mit der Slow Motion-Funktion eures Smartphones. Wenn ihr die Bilder pro Sekunde nicht selber einstellen könnt, googlet die voreingestellten B/S, damit ihr einen Orientierungswert habt. Sämtliche Lichtquellen, die flackern sollten möglichst aus dem Umfeld der Vögel entfernt werden. Beim Neukauf von Lampen & Co. führt man den Test am besten schon im Geschäft durch, um Fehlkäufe zu vermeiden.
Falls ihr euch fragt: „Hat die Schacht allen Ernstes alle Leuchtmittel für ihr Vogelzimmer vorher im Baumarkt gefilmt?“ Ja, hab ich! Und ja, ich kam mir dabei saudoof vor… 😀
Eine Erfahrung, die ich in diesem Zusammenhang mit (LED-)Leuchtmitteln noch gerne mit euch teilen möchte: Flackerfreie LED-Lampen sind in der Regel nicht teuer (das ist der positive Teil des Satzes), müssen aber Zuhause regemäßig geprüft und gegebenenfalls ersetzt werden (das ist der negative Teil, aber das habt ihr sicher schon geahnt!). Ich hatte mir damals einen schönen, flackerfreien Deckenfluter für meine Einraumwohnung geholt und ehrlich gesagt nicht wirklich daran gedacht, regelmäßig nachzuprüfen. Viereinhalb Jahre später habe ich durch Zufall ein Slow Motion-Flugvideo von Icaro gemacht und dabei ist mir erst aufgefallen, dass der Deckenfluter altersbedingt angefangen hat zu flackern. Meine „trägen“ Augen haben lediglich in den Monaten davor festgestellt, dass er nicht mehr so hell ist wie früher… Seitdem kontrolliere ich drei bis vier Mal im Jahr alle Leuchtmittel im Vogelzimmer! Das Prüfen aller Lichtquellen (ja, auch des Fernsehers!) sind wir unseren Wellensittichen mehr als schuldig und sollte keinesfalls als optionaler Schnickschnack abgetan werden!
UV-Vogellampen für Wellensittiche

Besonders in den Wintermonaten kann ich allen Wellensittichhaltern ans Herz legen, sich zusätzlich für eine spezielle Bird Lamp* zu entscheiden. Wellensittichaugen haben nämlich die Fähigkeit zur Ultraviolett-Sicht (UV-Perzeption), die eine entscheidene Rolle bei der Balz, Partnerwahl und der Futteraufnahme spielt. Eine Vogellampe mit UVA-Spektrum ermöglicht es unseren gefiederten Lieblingen – zumindest in einem gewissen Radius – Farben richtig sehen zu können. Fast noch wichtiger ist der UVB-Anteil, der für einen funktionierenden Stoffwechel (zum Beispiel Calciumstoffwechsel oder Vitamin D-Produktion) bei Heimvögeln lebensnotwenigt ist. Selbst in hellen Zimmern und im Sommer sollte solch eine Vogellampe regelmäßig zum Einsatz kommen, da Glasscheiben sowohl für UVA- als auch für UVB-Strahlung undurchlässig sind. Einen guten und sehr ausführlichen Bericht zu dem Thema „Bird Lamp“ gibt es auf dem Sperlingspapageien Blog.
Meinen Bericht möchte ich abschließend mit einem Zitat aus dem Kompendium der Ziervogelkrankheiten* von Kaleta und Krautwald-Junghanns untermauern.
Aus der Fähigkeit der UV-Perzeption sowie der hohen Flickerfusionsfrequenz des Vogelauges ergeben sich Konsequenzen für eine artgemäße und tierschutzgerechte Haltung unter elektrischem Licht. Kunstlicht […] weist eine für das menschliche Auge kaum sichtbare Flickerfrequenz (Stroboskopeffekt infolge wechselstrombedingter Ein-Aus-Schaltungsrhythmen) auf. Hierdurch können möglicherweise Verhaltensstörungen wie Federpicken („Rupfen“, Anm. d. Red.), ausbleibendes Paarungsverhalten und Unsicherheiten bei der Nahrungsaufnahme ausgelöst oder begünstigt werden. Zur Gewährleistung einer artgemäßen und tierschutzgerechten Haltung ist daher bei Kunstlichthaltung die Verwendung von auch im UV-Spektrum emittierenden Neonröhren (sog. full spectrum light oder true light) anzustreben. Flackerfreies Licht […] kann durch Vorschaltung eines elektronischen Gleichrichters […] sichergestellt werden.
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