Wellensittiche zähmen in fünf Schritten

Das beliebte Video „Wellensittiche zähmen in fünf Schritten“ ist bereits über eine halbe Million mal gesehen worden und hat vielen Haltern geholfen. Beginne noch heute Vertrauen zu deinen Wellensittichen aufzubauen!

In diesem Beitrag geht es um die fünf wichtigsten Schritte, um das Vertrauen von Wellensittichen zu gewinnen. Der Artikel basiert auf dem Video „Wellensittiche zähmen in fünf Schritten“, das ich vor rund drei Jahren auf YouTube veröffentlicht habe (siehe Video am Ende des Beitrags). Es wurde bereits über eine halbe Million mal gesehen und hat vielen Haltern geholfen. Nur dass wir uns richtig verstehen, „in fünf Schritten“ heißt natürlich nicht „in fünf Minuten“. 😉 Vertrauen baut man über einen langen Zeitraum auf. Es dauert manchmal Wochen, manchmal Monate und in einigen Fällen auch Jahre, bis wir da sind, wo wir hin wollen. Außerdem hat jeder eine andere Definition von zahm.

Die Tipps in diesem Blogbeitrag stellen die Grundlage des Vertrauensaufbaus dar. Es handelt sich nicht um konkrete Übungen oder gar einen Trainingsplan. Auch wem es egal ist, ob seine Wellensittiche auf den Finger kommen oder nicht: die Schritte 1-3 kann jeder machen. Sie erleichtern den täglichen Umgang mit den Wellensittichen. Schließlich ist es für die Vögel nicht nur ein großer Stress, wenn sie ihrem Halter nicht vertrauen, sondern panische Flüge durch das Zimmer oder die Voliere birgen immer auch ein großes Verletzungsrisiko!

Die Grundlage der fünf Schritte basiert auf einem fairen Umgang und einer welligerechten Unterbringung. Denn eines ist klar: Ich bin absolut gegen Einzelhaltung! Auch eine temporäre Einzelhaltung zum Zwecke der Zähmung lehne ich ab. Des weiteren bin ich strikt dagegen, dass Küken zu früh von ihren Eltern getrennt oder gar von Hand aufgezogen werden, damit sie besser auf den Menschen fehlgeprägt werden.

 

Wellensittiche zähmen in fünf Schritten

1. Schritt: Käfig & Freiflugzimmer

Das Hauptproblem, weshalb Wellensittiche oft Panikattacken bekommen, ist, dass der Käfig falsch platziert ist. Damit sich eure Wellensittiche bei euch wohlfühlen und sich entspannen können, stellt den Käfig und die Spiel-/Landeplätze mindestens so hoch, dass die Tiere auf eurer Augenhöhe sind. Auch in der Natur sitzen Vögel immer oben im Baum und haben von dort eine gute Übersicht. Wellensittiche Blog Neues Vogelzimmer Käfig VoliereSteht der Käfig zu tief und können die Wellis ihrem Drang nach oben zu fliegen nicht nachkommen, bedeutet es unglaublichen Stress für die Tiere.

Damit sich Vögel sicher fühlen, brauchen sie Rückzugsorte. Daher ist es für den Vertrauensaufbau immens wichtig, dass ihr die Tiere nicht bedrängt. Aus diesem Grund solltet ihr niemals im Käfig üben. Der Käfig oder die Voliere ist – wie damals auf dem Schulhof beim Fangen – klipp(o)! Viele denken immer, der Käfig ist etwas Schlimmes und Unzumutbares für die Wellensittiche. Also macht ihn zu einem Ort, an dem sich eure Wellensittiche entspannen und zurückziehen können, wenn es ihnen im Freiflugzimmer zu stressig wird. Entspannte Wellis sind die Grundlage, um Vertrauen aufzubauen.

2. Schritt: Selbstvertrauen stärken

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Beschäftigt eure Tiere artgerecht und bietet ihnen täglich neue Umweltreize, zum Beispiel in Form von Spielzeug, Frischfutter und Co. Damit ihr nicht motivert anfangt und es nach ein paar Wochen im Alltag schleifen lasst, empfehle ich euch einen individuellen Beschäftigungsplan zu erstellen. Wie ihr das macht, erkläre ich euch in dem Beitrag Beschäftigungsplan für Wellensittiche. Ihr stärkt mit immer neuen Dingen das Selbstvertrauen eurer Wellensittiche. Das macht sie insgesamt mutiger. Und mutige Wellensittiche braucht ihr für das eigentliche Training.

Oft höre ich: „Aber meine Wellensittiche haben Angst vor Neuem“ oder „Meine Wellensittiche sind schon zu alt, um sich für Neues zu begeistern“. Nein! Es ist nie zu spät seine Wellensittiche mit welligerechtem Spielzeug zu beschäftigen. Oft sucht der Halter nur das falsche Spielzeug aus oder hängt es (aus Vogelsicht) an die falsche Stelle. Wechselt daher regelmäßig das Spielzeug aus oder hängt es einfach nur im Zimmer um! Ihr werdet sehen, bald können es eure Wellensittiche kaum erwarten etwas Neues zu erkunden!

3. Schritt: Vertrauen gewinnen durch das Käfiggitter

Ängstliche Wellensittiche fühlen sich oft nur in ihrem Käfig sicher. Verbringt daher am Anfang viel Zeit in der Nähe des Käfigs. Beschäftigt euch mit ruhigen Dingen, zum Bespiel lesen. Vermeidet direkten Blickkontakt und redet mit leiser Stimme. Flüchten die Tiere nicht mehr bei eurem Anblick, könnt ihr anfangen sie mit Hirse an das Gitter zu locken. Vermeidet auch hier am Anfang Blickkontakt und stellt euch ins Profil. Warum? Fluchttiere haben ihre Augen seitlich, um einen Rundumblick zu haben. Beutegreifer haben ihre Augen hingegen frontal, um Beutetiere besser fixieren zu können. Wellensittiche fühlen sich daher anfangs vom Menschen extrem bedroht, wenn wir sie direkt anschauen. Macht die Futterübung am besten jedes Mal, wenn ihr am Käfig vorbeikommt. Auch wenn diese Übung unspektakulär aussieht, ist sie der wichtigste Schritt im Vertrauensaufbau. Die Wellensittiche lernen nämlich folgende drei Dinge:

1. Der Käfig ist ein sicherer Ort; der Mensch mit seinen Händen bleibt vor dem Gitter.
2. Der Mensch, der kommt, bedrängt mich nicht.
3. Der Mensch ist toll, da er immer leckere Geschenke mitbringt. Ihr werdet sehen, schon bald werdet ihr freudig erwartet! 😀

Wellensittiche Blog Vogel am KäfiggitterBei übergewichtigen Wellis könnt ihn natürlich statt Hirse auch Basilikum, Salat oder anderes Grünzeug nehmen. Diese Futterübung ist übrigens nicht nur für den Vertrauensaufbau wichtig. Ängstlichen, kranken Wellensittichen kann man über diese Methode auch Medikamente geben. Meine Wellihenne Violetta musste eine Weile Schmerzmittel bekommen. Ich konnte sie wie gewohnt ans Gitter locken und sie nahm mir den Tropfen ab. Auch litt sie anfänglich an Ballengeschwüren, die lokal behandelt werden mussten. Auch hier konnte sie durch diese Übung stressfrei von mir versorgt werden. Ich habe sie so ans Gitter lockt, dass sie mit den Füßchen am Gitter hing und ich bequem die Salbe auftragen konnte. Alles ohne Fangen!

WICHTIG: Leider erlebe ich immer wieder, dass Halter sich weigern ihren Wellensittichen Freiflug zu gewähren, weil sie „noch nicht zahm“ sind. An dieser Stelle sei nochmal konkret darauf hingewiesen, dass in der Zeit, in der ihr am Käfiggitter übt, die Tiere selbstverständlich auch ihren täglichen Freiflug bekommen müssen! Also bitte denkt nicht, dass die Wellensittiche nicht rauskommen dürfen, nur weil die Gitter-Übung noch nicht sitzt! Am besten baut man diese Übung morgens und abends in seinen Alltag ein, wenn die Vögel noch, beziehungsweise schon im Käfig sind.

4. Schritt Vertrauen gewinnen im Freiflug

Die Übungen am Käfiggitter werden später im Freiflug fortgesetzt. Erst in der Nähe der Voliere, später im ganzen Zimmer. Um seine Tiere später im Training rufen zu können, verbindet die Hirse oder die Leckerei mit einem Wort, zum Beispiel: „Komm!“

Wichtig: Wenn ein Wellensittich vor eurer Hand zurückweicht, schiebt diese nicht hinterher, sondern nehmt Druck aus der Situation und weicht lieber zurück. Achtet auch auf winzigkleine Anzeichen: Ziehen sich die Pupillen zusammen? Legt der Vogel sein Gefieder an? Leht er sich mit dem Oberkörper leicht zurück oder macht sich steif? Dann die Hand soweit zurücknehmen, bis der Welli wieder völlig entspannt dasitzt! Das ist im Training übrigens der häufigste Fehler, den Halter machen. Viele merken erst, dass sie ihrem Sittich zu sehr bedrängt haben, wenn dieser bereits weggeflogen ist. Ups! 😉

5. Schritt: Erste kleine Übungen

Tägliche Trainingseinheiten von fünf bis zehn Minuten reichen. Die Devise lautet: lieber viele kleine Übungen, als die Tiere einmal in der Woche mit stundenlangem Training zu überfordern.

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Mal abgesehen davon, dass sich für uns die fünf Minuten am Tag leichter einbauen lassen, haben Wellensittiche auch keine große Aufmerksamkeitsspanne.

Zum Thema Zeitmanagement im Training von Papageien & Sittichen hat Ann Castro einen interessanten Podcast verfasst. Wenn ihr Lust und Zeit habt, dann könnt ihr mit euren Wellensittichen jetzt auch clickern. Clickertraining ist eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit und hat zudem den Vorteil, dass ihr gleich ein Medical Training für den Notfall mit einbauen könnt. Dazu gibt es auch ein Buch von Ann Castro: Clickertraining*. Ein persönliches Coaching könnt ihr direkt bei der Vogelschule* von Ann Castro buchen.

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Wellensittiche zähmen in fünf Schritten – Das Video

Hier ist das beliebte Video, dass bereits über 507.000 mal auf YouTube gesehen worden ist und vielen Haltern geholfen hat!


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Basiswissen Wellensittiche Teil 10 – (Wie) Werden Wellensittiche zahm?

Von einem zahmen Wellensittich, der sofort auf die Hand kommt oder sich vertrauensvoll durch das Zimmer tragen lässt und abends vorm Fernseher auf der Schulter sitzt und sich gemütlich an den Hals seines Menschen kuschelt, träumen die meisten Neu-Vogelhalter.

Wellensittich zähmenDie Realität sieht aber in den allermeisten Fällen ganz anders aus: Wochen, Monate oder sogar Jahre können vergehen, bis sich Wellensittiche auf die Hand ihrer Besitzer trauen. Die vielen Fotos und Videos im Internet suggerieren, dass Wellensittiche schnell zahm werden und die perfekten Kuscheltiere seien.

Umso enttäuschter sind die meisten Neu-Vogelhalter, wenn sie merken, dass ihre Wellensittiche sehr scheu und vorsichtig sind. Schnell wird dann die Schuld beim Vogel, beim Züchter oder beim Vorbesitzer gesucht und völlig vergessen, dass Wellensittiche – im Gegensatz zu Hund oder Katze – Fluchttiere sind, deren Überleben in der Natur von ihrer Vorsicht und ihrem Misstrauen abhängt. Obwohl Wellensittiche in Deutschland seit über 120 Jahren in menschlicher Obhut leben, lassen sie sich – wie fast alle (Zier-)Vögel – nur unzureichend domestizieren. Das bedeutet, dass ihr Fluchtverhalten noch immer grundlegend in ihnen verankert ist. Wer sich also Wellensittiche anschafft, sollte erstmal davon ausgehen, dass er ein Tier erwirbt, dass (vorerst) keinen Kontakt zum Menschen braucht oder wünscht.

„Aber war Omas Hansi nicht extrem anhänglich? Und konnte Tantes Peterle nicht sprechen?“, werden sich die einen oder anderen jetzt fragen. Leider wurden früher Wellensittiche aus Unwissenheit noch überwiegend einzeln gehalten. Seit ca. 20 Jahren ist man aber Dank der Verhaltensforschung und der Beobachtung von Haus- und Wildwellis schlauer und weiß, dass Wellensittiche als Schwarmtiere mindestens einen artgleichen Partner brauchen. Meine WellisDieser ist nicht nur wichtig, um dem Wellensittich Gesellschaft zu leisten, sondern Paar- oder Schwarmhaltung beugt auch verhaltensbedingte, krankhafte Störungen (zum Beispiel Kropfentzündungen durch erfolgloses Futterwürgen) und Selbstverstümmelungen (zum Beispiel Automutilationen durch Federrupfen) vor. Gegenseitige Gefiederpflege, fliegen und welligerecht spielen, kann nur ein anderer Wellensittich – nicht aber der Mensch!

Einzelhaltung von Wellensittichen ist tierschutzwidrig

Selbst bei einzeln gehaltenen Vögeln gibt es keine Garantie, dass sich der Wellensittich vor Verzweiflung an das einzige, in seinem traurigen Leben vorhandene Lebewesen, nämlich den Menschen, bindet. Vom Anfang bis zum Tod in totaler Einsamkeit zu leben, hat kein Wellensittich verdient! Die Ausrede mancher Halter, ihr Vogel würde sich mit Artgenossen nicht vertragen und deshalb einzeln gehalten werden, ist meistens auf eine unglückliche und vor allem unpassende Vergesellschaftung zurückzuführen. Der Mensch hat hier, vermutlich aus Unwissenheit, nicht auf das passende Alter, Charakter des Tieres oder das Geschlecht geachtet. Solltet ihr also bei einer Vergesellschaftung Pech haben und sich die Wellis nicht verstehen, dann probiert einen weiteren Partnervogel aus. Viele Tierheime und Pflegestellen können euch bei der Partnersuche helfen und beraten. Außerdem nehmen sie unpassende Partnertiere wieder zurück.

Einzelhaltung aus den rein egoistischen Gründen der mutmaßlichen Zahmheit ist dringend zu unterlassen, da es gegen das geltende Tierschutzgesetz verstößt und in einigen europäischen Ländern sogar unter Strafe steht!

Wellensittich vorzähmen?

Wellensittich ViolettaImmer wieder bekommen Neulinge in der Vogelhaltung empfohlen, sich erstmal nur einen Wellensittich zu holen und diesen in Einzelhaltung vorzuzähmen. Dass das aber gut funktioniert, ist ein Märchen. Die oft noch recht jungen Vögel erleiden alleine und in der neuen Umgebung daheim beim Halter einen Schock: Vor Angst zitternd sitzen sie wochenlang im Käfig, trauen sich nicht raus und fressen zu wenig. Vom Vertrauensaufbau keine Spur! Im Gegenteil, alles Schlechte, das der Vogel erlebt, wird mit dem Halter verknüpft. Die wenigsten Wellis fassen beim Vorzähmen in Einzelhaltung Vertrauen. Außerdem habe ich leider schon oft erlebt, dass Halter an ihren scheuen Wellensittichen nach ein paar Wochen das Interesse verloren haben oder warten wollen „bis der Vogel endlich zahm ist“ und nicht mehr bereit waren, einen weiteren Welli zu kaufen.

Besser ist ein neugieriger Wellensittich-Kumpel, mit dem man gemeinsam das neue Zuhause erkunden kann. Außerdem sticheln sich Wellis gegenseitig an, wenn der Halter Hirse oder andere Köstlichkeiten in der Hand hält.

Zähmen ist zwar ein geläufiges Wort in Bezug auf Wellensittiche, aber nicht ganz passend, schließlich dressiert man ja keine wilden Tiger, sondern muss sich das Vertrauen seiner Vögel über einen sehr langen Zeitraum erarbeiten. Einige Neu-Wellihalter möchten diesen Prozess des Vertrauensaufbaus beschleunigen und fallen auf ebay Kleinanzeigen oder Züchterversprechen herein, die „handzahme Wellensittiche“ anpreisen. Schaut beim Kauf genau hin: Warum sollen diese Tiere handzahm sein? Sind sie vielleicht einfach noch zu jung, um von den Eltern getrennt zu werden? Wurden sie ohne Notwenigkeit von Hand aufgezogen? Können die Küken aufgrund von Krankheiten (PBFD) vielleicht gar nicht fliegen und sind deshalb „zahm“? Alle Tatsachen könnten dazu führen, dass ihr kranke, nicht überlebensfähige oder völlig fehlgeprägte Wellensittiche für viel zu viel Geld kauft. Die Kükensterblichkeit ist in beiden Fällen sehr hoch. Daher unterstützt solche Verkäufer nicht! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass selbst ältere Wellis noch zahm werden können. Egal, was sie vorher erlebt haben und vorher sie kommen!

Denkt bitte daran, dass zahme Wellensittiche nicht zu jedem zutraulich sind. Selbst wenn der Züchter oder der Vorbesitzer mit viel Liebe und Geduld das Vertrauen gewonnen hat, lässt es sich nicht auf beliebige Personen übertragen. Jeder muss selber Vertrauen zu seinen Vögeln aufbauen und erarbeiten. Er gibt keinen Trick und auch keine Abkürzung, der diesen Vertrauensprozess verkürzt oder überspring.

Wellensittiche nicht brüten lassen!

Kommt auch bitte nicht auf die Idee zu denken, dass Küken aus der eigenen Vermehrung zahmer sind und es auch bleiben. Ihr holt euch damit nur noch mehr Probleme ins Haus! Wellensittichküken orientieren sich an ihren Eltern – und wenn diese Angst vor euch haben, habt ihr am Ende einen ganzen Schwarm ängstlicher Vögel in eurem Wohnzimmer.

Wellensittich NumidioVertrauen baut man zu neuen Wellensittichen auf, indem man sie in den ersten Wochen in Ruhe ankommen lässt. Die Vögel müssen sich erst an den neuen Käfig, das Zimmer und die Menschen gewöhnen. Gleiche Tages- und Handlungsabläufe beim Füttern und Putzen schaffen Sicherheit. Fasst nicht in den Käfig, solange die Wellis darin sind, sondern nur dann, wenn sie im Zimmer frei fliegen und jederzeit den Abstand zum Halter vergrößern können. Bedrängt eure Wellensittiche nicht! Haltet euch lieber viel im Zimmer auf, redet ruhig mit ihnen, lest was (laut vor) oder macht ruhige Hausarbeiten, damit die Vögel sich an euch gewöhnen und merken, dass von euch keine Gefahr ausgeht. Beobachtet, was eure Wellis gerne fressen und lockt sie damit später. Lasst sie aber auf keinen Fall hungern! Basisfutter und Wasser müssen immer zur Verfügung stehen. Mehr Tipps zum Vertrauensaufbau findet ihr im Video „Wellensittiche zähmen in fünf Schritten“.

Mit Ruhe und Geduld, Fairness und Liebe, Vertrauen und Gelassenheit kommt ihr ans Ziel. Vielleicht nicht sofort, dafür aber nachhaltig! Wer so Vertrauen aufbaut, braucht keine Rückschläge erwarten, wenn die Tiere krankheitsbedingt gefangen und behandelt werden müssen oder wenn man mal länger im Urlaub ist. Das Wichtigste, das ich Vogelhaltern mit auf den Weg geben möchte, ist: Passt eure Erwartungen an die Realität an und freut euch über jeden kleinen Schritt, den eure Plüschkugeln machen!

So, meine lieben Wellensittich-Freunde, das war’s für’s Erste mit der 10-teiligen Serie „Basiswissen Wellensittiche“. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr konntet das eine oder andere für euch und eure Wellensittiche mitnehmen! Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung von euch freuen (per Mail oder per Kommentar unter diesem Artikel). Was hat euch besonders interessiert? Welches Thema sollte in einem der nächsten Beiträge noch weiter vertieft werden?

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Wellensittiche zähmen leicht gemacht

Vor ein paar Wochen habe ich nach langer Zeit mal wieder einen Kinderfilm gesehen: „Drachenzähmen leicht gemacht“. In der Geschichte geht es darum, dass ein kleiner Junge einen Drachen findet und mit viel Geduld sein Vertrauen gewinnt.

Kaum ein Thema wird in Wellensittich-Foren so kontrovers diskutiert wie das Zähmen von Wellensittichen. Das ganze Spektrum an Meinungen ist dort vertreten: von „lasst die Tiere ganz und gar in Ruhe“ bis hin zum zwanghaften Vorzähmen in Einzelhaft. Wer hofft, dass sein Wellensittich – egal mit welcher Methode – anhänglich wie ein Hund wird, den muss ich nun leider enttäuschen, denn Wellensittiche sind Fluchttiere. Im Gegensatz Hunden oder Katzen, die klassische Beutegreifer sind, sichert der Fluchtinstinkt den kleinen Australiern in der Natur das Überleben. Aber nicht nur die Flucht, sondern auch der Schwarm bieten dem Vogel Sicherheit. Daher ist vom Vorzähmen in Einzelhaft dringend abzusehen! Ob ein Wellensittich zu seinem Halter Vertrauen fasst und auch mal „kuscheln“ kommt, hängt einzig und allein vom Charakter des einzelnen Tieres ab – da hilft auch Einzelhaltung nicht! Um gleich mit noch einem hartnäckigen Vorurteil aufzuräumen: das Alter des Tieres spielt keine Rolle.

Ich sehe es jeden Tag auf’s Neue in meinem Schwarm: Während Violetta, Filuzzo und Icaro (alles ältere Abgabewellis) schon nach wenigen Wochen zu mir kamen, brauche ich seit zwei Jahren bei Chiocciolina ohne Gurke, Hirse und Möhre erst gar nicht ankommen, dabei ist sie die Einzige, die ich habe, seit sie 7 oder 8 Wochen alt ist!

Zurück zum „Zähmen“: Per Definition des Dudens, bedeutet zähmen, einem Tier seine Wildheit zu nehmen. In Wikipedia heißt es darüber hinaus: „Zähmung bezeichnet die Anpassung des Verhaltens von Wildtieren an die Bedürfnisse des Menschen“. Wenn man sich in Wellensittich-Gruppen umhört, dann kommt man noch zu einer dritten Definition: „Ich möchte, dass sich mein Wellensittich wie ein Plüschtier verhält, mit dem ich kuscheln und spielen kann, wo und wann es mir gefällt“. Noch immer kaufen viele Eltern ihrem Nachwuchs einen Wellesittich, in dem Glauben, es sei ein kleiner lustiger Spielgefährte für das Kind. Nach ein paar Wochen findet man diese Tiere dann auf ebay Kleinanzeigen wieder – wenn sie Glück haben!

Warum also diese Überschrift? Ein rhetorischer Trick um die Neugierde zu schüren? Nein! Unter dem Aspekt der Beschäftigung und des Medical Trainings, also dem Trainieren für medizinische Behandlungen beim Tierarzt, ist gegen das „Zähmen“ aus meiner Sicht nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Ich bin nach dem Bauchbruch von Violetta im Oktober 2015 von meiner vogelkundigen Tierärztin dazu aufgefordert worden, meine Tiere täglich „liebevoll zu scheuchen“ und regelmäßig zu wiegen, damit mein Hummelchen von ihren 67 g (!!!) runterkommt. Jedes Mal, wenn ich mit meinem Matheblock Richtung Gardinenstange winkte, hat sich Violetta vor Schreck von oben runterfallen lassen – irgendwie verständlich, meint ihr? Da der Deutschblock und das Italienischwörterbuch allerdings den gleichen Effekt hatten, musste ich mir eine stressfreiere Variante ausdenken und fing an, mit Violetta zu trainieren. Ich rufe, sie kommt und erhält eine Belohnung. Bei Violetta greife ich natürlich nicht zur Hirse, sondern belohne mit Gurke – die liebt sie auch und ist nicht so kalorienreich! Inzwischen kann ich sie von jeder Stelle des Zimmer aus heranrufen, ganz egal ob ich auf dem Boden sitze, auf dem Sofa stehe oder mich am anderen Ende des Zimmers befinde. Es dauerte nicht lange, da machte der ganze Schwarm mit und die 5-Minuten-Übung ist Teil unseres täglichen Rituals geworden. Selbst Antonia und Icaro, die beiden Neuen, flitzen durchs Zimmer, wenn ich rufe.

Damit euer Training nicht nur euch, sondern auch euren Flugsauriern Spaß macht, hier nun einige wichtige Regeln:

  1. Lasse deine Tiere niemals hungern, um damit schnelle Trainingserfolge zu erzwingen.
  2. Bedränge deine Wellensittiche nicht und achte auf ihre Körpersprache.
  3. Beachte Ruhezeiten.
  4. Respektiere den Käfig als Rückzugsort.
  5. Sei geduldig und übe lieber täglich 2-5 Minuten, anstatt deine Tiere mit langen Trainingseinheiten am Wochenende zu überfordern.
  6. Sei eindeutig in deiner Kommunikation.
  7. Variiere die Übungen und gestalte sie immer wieder interessant.
  8. Höre auf, wenn es am Schönsten ist.

In diesem Sinne: Film ab! 😉

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