Basiswissen Wellensittiche Teil 9 – Hygiene & Sauberkeit

In dieser Folge geht es um ein unliebsames Thema, das allerdings zur Vogelhaltung unweigerlich dazugehört: nämlich die Hygiene und das Putzen.

Vogelzimmer WellensitticheVon Anfängern in der Wellensittichhaltung wird oft unterschätzt, wie viel Dreck und Arbeit Wellensittiche machen. Daher ist dies auch einer der häufigsten Abgabegründe, die von überforderten Haltern genannt werden. Auf vielen Bildern und Videos, die man von engagierten Vogelhaltern im Internet findet, sieht alles schön und sauber aus. Die Arbeit und den täglichen Zeitaufwand, den es braucht um Käfig und Zimmer in Stand zu halten, erkennt man als Laie oft nicht. Auch ich werde vor täglichem Putzen nicht verschont und investiere mindestens 30 Minuten pro Tag für die oberflächliche Reinigung sowie 3-4 Stunden wöchentlich für die Grundreinigung, also das gründliche Putzen von Voliere, Zimmer, Spielplätze und Boden. Regelmäßiges Putzen ist nicht nur ein optisches Muss in der Wohnungshaltung, sondern vor allem ein gesundheitliches – für Mensch und Tier!

Vogelkot ist gesundheitsschädlich

Zersetzter Vogelkot, Federbruch oder Sandstaub lagern sich in der Lunge ab und können im Extremfall zu Atemproblemen oder allergischen Reaktionen führen. Den Vögeln selber geht es in Innenräumen, die wegen des täglichen Freiflugs oft schlecht gelüftet werden, nicht besser: Auch bei ihnen sammelt sich der Feinstaub in den Atemorganen.

Wie kannst du die Hygiene verbessern und wie oft muss man was putzen?

Täglich:

  • Futter- und Trinknäpfe
  • Sand / Einstreu bei Bodenfütterung, ansonsten alle zwei Tage
  • Verkotete Stangen im Käfig, die täglich genutzt werden, wie zum Beispiel Schlafschaukeln und Lieblingsplätze
  • Zimmer saugen

Wöchentlich:

  • Käfiggitter abwischen
  • Bodenschalen heiß auswaschen
  • Spielplätze reinigen
  • gesamte Einrichtung im Käfig unter heißem Wasser abschrubben
  • Boden im Zimmer wischen

Putzzeug WellensittichZum Reinigen reicht in der Regel heißes Wasser und ein Mikrofasertuch sowie Schwamm und eine Bürste für angettrocknete Verschmutzungen. Bitte verwendet keine Chemikalien oder scharfe Putzmittel, da sie die Gesundheit eurer Wellensittiche gefährden. Muss etwas desinfiziert werden, so wendet das Desinfektionsmittel immerChemikalien Wellensittich außerhalb des Vogelzimmers an, lasst das behandelte Teil einen Tag durchtrocknen und spült es sicherheitshalber vor erneutem Gebrauch nochmal mit heißem Wasser ab.

Wie oft muss man die Einstreu wechseln?

Immer wieder werde ich gefragt, warum man so oft die Einstreu wechseln sollte. Wellensittiche – als australische Steppen- und Wüstenbewohner – haben einen sehr trockenen Kot. Dieser zersetzt sich bei Zimmertemperatur sehr schnell, sodass nach wenigen Tagen nur noch der weiße Urinanteil übrig bleibt. Der Kotanteil lagert sich als feiner Staub überall ab und wird von Mensch und Tier eingeatmet. Daher sollte man alle 1-2 Tage die Einstreu wechseln – egal, wie viele Wellensittiche man hält!

Außerdem empfehle ich allen, die ihre Vögel in der Wohnung halten, zusätzlich einen Luftreiniger* mit Hepa- und Kohlefilter anzuschaffen, um auch feinste Teilchen aus der Luft zu filtern. Nicht zu unterschätzen ist aber das tägliche, gründliche Lüften des Zimmers – am besten morgens und abends, wenn die Wellis noch im Käfig sind.

 

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Basiswissen Wellensittiche Teil 3 – Käfige und Käfigeinrichtung

In dem dritten Teil der Serie „Basiswissen Wellensittiche“ geht es um das Thema Käfige und Käfigeinrichtung. Dies ist ein Erfahrungsbericht, der konkrete Empfehlungen und Käfigbeispiele enthält, die ich persönlich gut finde. Meine Meinung ist nicht erkauft und muss auch nicht unbedingt immer stimmen. 😉

Rechtlicher Hinweis: Die im Folgenden verwendeten Bilder der Käfige sind größenteils nicht meine, sondern mit amazon verlinkt und enthalten sogenannte Affiliate-Links (Werbelinks). Wer mehr Produktempfehlungen von mir haben möchte, kann sich auf der neu eingerichteten Seite Produktempfehlungen umschauen.

San Remo II für zwei WellensitticheDen richtigen Käfig zu finden ist nicht einfach. Bei der Wahl des Käfigs sollte man auf einige Dinge achten, damit er sich später nicht als Fehlkauf herausstellt. Als ersten Punkt sollte man sich fragen, wie die Haltung der Wellensittiche aussehen soll. Also wie viele Vögel man halten möchte und wie lange am Tag die Tiere Freiflug bekommen. Bei ganztägigem Freiflug reicht für zwei Wellensittiche zum Beispiel eine San Remo II, während sie für acht Wellis unter gleichen Bedingungen selbst als Schlafkäfig zu klein wäre. Die Madeira Double hingegen ist eine gute Wahl für acht Vögel mit ganztägigem Freiflug oder für zwei Wellis, die nur stundenweise am Tag raus dürfen.

Neben der Käfiggröße sind die Qualität und die Materialien zwei weitere wichtige Punkte. Leider sind viele im Zoofachgeschäft erhältliche Käfige entweder verzinkt oder lackiert. Beides ist hochgradig gesundheitsschädigend für Wellensittiche und andere Ziervögel. Ich wusste das anfangs auch nicht und freute mich über ein vermeindliches Schnäppchen – glücklicherweise bin ich wenige Wochen nach dem Kauf von anderen Welli-Haltern darauf hingewiesen worden. Nach einigen Recherchen über Zinkvergiftungen habe ich mich für eine Madeira II von Montana Cages entschieden. Natürlich habe ich als Studentin kräfig schlucken müssen, da zwei Käfige in so kurzer Zeit ordentlich das Konto leerten und ich hatte mir insgeheim gewünscht, dass Zinkvergiftungen schon nicht so schlimm sein würden… Ich muss gestehen, dass ich ziemlich stinkig auf die bekannte Zoohandlungskette war und habe in der Zentrale nachgefragt, warum man solche Käfige überhaupt anbietet. Die Antwort war, dass im Kleingedruckten des Katalogs, der im Laden (eventuell) ausliegt, steht, dass es sich um „Quarantänekäfige“ handelt. Sorry, also das finde ich wirklich frech! Erstens wurden zu diesem Zeitpunkt (2012) keine Alternativen in den Läden angeboten und zweitens hat ein Test im Nachhinein ergeben, dass die Mitarbeiter ebenfalls keine Ahnung hatten, dass die Käfige beschichtet sind. Den Katalog gab es auch nur auf Nachfrage…

 


Ich habe die Entscheidung einen neuen Käfig zu kaufen, trotz des hohen Preises aber nie bereut. Inzwischen sind aus zwei Wellensittichen 12 geworden und ich habe eine zweite Madeira II an die vorhandene angebaut. Dazu gibt es auf meinem YouTube-Kanal auch ein Video. Wer von vornherein seinen Tieren mehr Platz gönnen möchte oder weiß, dass der Schwarm unter Umständen aufgestockt wird, kann sich das Umbauen sparen und sich gleich eine Madeira Double zulegen. Neuheit Madeira Doube mit AnflugklappenDas schöne an dieser Voliere ist, dass man sie dank des Anbaukits erweitern kann. Zukünfig soll es auch Käfige dieser Art mit den beliebten Anflugklappen geben. Der Hersteller antwortete auf meine Nachfrage, wann dies sein wird, dass es vom Abverkauf der bereits produzierten Volieren abhängt.

Anflugklappen sind wichtiger als man denkt. Oft sind sie für scheue Wellensittiche ein sicherer Platz, von dem aus sie langsam das Freiflugzimmer erkunden und trotzdem den Käfig als sicheren Rückzugsort im Rücken haben. Bei Modellen wie zum Beispiel der Memphis empfiehlt es sich ein Sitzbrettchen direkt vor dem Türbereich anzubringen. Kleiner Tipp: Wer etwas mehr Platz hat als für die Memphis I kann gleich auf das Modell San Remo II oder III umsteigen, da sie sich preislich kaum von Memphis II und III unterscheiden, aber um Längen besser, komfortabler und qualitativ hochwertiger sind. Die formschöne San Remo lässt sich oben öffnen und hat zudem – wie die Madeira – eine Anflugklappe sowie eine praktische und sichere große Tür, über die man leicht im Käfig putzen kann. Wer meine Videos kennt, der hat die San Remo II schon mal gesehen: Wir haben sie als einen von zwei Urlaubs- und Krankenkäfigen immer Einsatzbereit im Büro zu stehen.

Ein weiteres empfehlenswertes Modell ist die Paradiso, wobei die Paradiso 120 und 150 (die Zahlen geben die Breite der Volieren an) den Bedürfnissen unserer Flugsauriern näher kommt als die schmalen Paradiso 60 und 90. Die unter Wellensittich-Freunden scherzhaft genannten „Hubschraubervolieren“ sind nicht nur für flug- und bewegungsfreudige Wellensittiche ungünstig, sondern lassen sich auch schlechter einrichten als breite Volieren.

Hier ein paar wertvolle Tipps zur Einrichtung, damit sich nicht nur die Vögel wohlfühlen, sondern dem Halter auch das Reinigen erleichtert wird.

 

1. Die goldene Regel lautet: „Weniger ist mehr„! Wir meinen es oft zu gut und hängen viel zu viele Dinge in die Käfige. Dadurch nehmen wir unseren Tieren aber noch mehr Bewegungsfreiheit als eh schon und bekommen zudem leichter ein Hygieneproblem.

2. Zur besser strukturierten und pflegeleichten Einrichtung sollte man seinen Käfig gedanklich horizontal in vier Teile teilen.

Käfig richtig einrichten

  1. Das obere Viertel ist den Schlafschaukeln vorbehalten (Schlafebene). Das Käfigdach dient außerdem zur Aufhängung größerer Spielzeuge,
  2. die bequem von der Spiel- und Aufenthaltsebene erreicht werden können.
  3. Der Bereich darunter sollte nur am Rand mit Sitzbrettern oder leicht zu reinigenden Ästen ausgestattet werden, um den Vögeln ausreichend Platz zum Fliegen zu ermöglichen (Flug- und Foragingebene).
  4. Die Bretter haben zudem die Aufgabe, das Futter und Wasser auf der untersten Ebene (Nahrungsebene) vor Verkotungen von oben zu schützen.

Sitzbrett und Brücke für Wellensittiche3. Brücken und Sitzbretter sind eine willkommene Gelegenheit für viele Wellis sich tagsüber auszuruhen und schaffen mehr Ebenen im Käfig, auf denen Wühlkisten & Co angeboten werden können. Allerdings sind solche Sitz- und Liegegelegenheiten sehr pflegebedürftig, da der Kot meistens darauf liegen bleibt. Man muss daher einkalkulieren, dass man sie alle 1-2 Tage unter heißem Wasser abschrubben muss.

Blick in den Vogelkäfig4. Grundsätzlich sollten alle Sitzgelegenheiten so platziert werden, dass der Kot auf den Boden fällt und nicht auf darunterliegende Einrichtungsgegenstände, Spielzeuge oder Futter- und Trinknäpfe. Hier seht ihr ein Bild von meinem Vogelkäfig (seitlicher Blick in den Käfig).

Keinen Nistkasten nutzen5. NICHT zur Käfigausstattung gehören Nistkästen. Auch andere Dinge, die als Nistgelegenheiten genutzt werden können, sollten dringend vermieden werden! Denn Nachwuchs und Jungtieraufzucht gehört nicht in die Hände von Laien und Privatpersonen! Wer mehr Wellensittiche haben möchte, kann in Tierheimen, in Wellensittich-Foren oder auf unserer Vermittlungsseite nach passenden Kandidaten suchen.

In der nächsten Folge dreht sich alles um den Freiflug. Jetzt aber erstmal das Video und zum Schluss die anonyme Umfrage 🙂

Anonyme Umfrage nicht vergessen! 😀

Die richtige (Käfig-)Einrichtung

Die richtige Einrichtung zu finden ist gar nicht so einfach und dabei kann auch vieles schiefgehen! Diese Erfahrung habe ich in der letzten Woche machen müssen.

Alles fing Anfang April an, als ich meine Wellensittiche mal wieder eine neue Einstreu testen lassen wollte. Da ich sowieso jeden Tag meine Voliere sauber mache, verbinde ich das Wechseln der Einstreu gerne mit einem neuen Anreiz zum Spielen und Suchen; diesmal testete ich CHIPSI Ultra. Durch die verschiedenen Materialien bleibt auch der Käfigboden für meine Wellensittich immer interessant und regt an, den gesamten Innenraum zu nutzen.

Nach meinem Paket-Dilemma beim letzten Versuch wog ich mich diesmal in dem Glauben ein ganz ausgebufftes Füchschen zu sein und bereitete meinen Freund bereits vor dem Bestellprozess mental darauf vor, dass das Päckchen wieder bei dem charmanten jungen Mann aus dem Späti zur Abholung bereitliegen wird. Mein Lieblingspaketdienst hat nämlich, zumindest wenn man nicht davon betroffen ist, eine durchaus belustigende Firmenphilosphie: Grundsätzlich werden zu den unmöglichsten Zeiten ahnungslose Nachbarn mit Klingelstreichen ärgert, um dann mit dem Paketen den Verschwindibus zu machen, bevor jemand öffnet.

Völlig gelassen harrte ich also der Dinge, die da kommen… oder eben nicht! Nach vier Wochen fragte ich beim Versender nach, ob denn mein Paket schon auf den Weg gebracht worden sei. Dies wurde überrascht bejaht und ich erhielt eine Tracking-Nummer, die ich sogleich überprüfte: DRINGENDER HANDLUNGSBEDARF! stand da in großen roten Buchstaben mit dem Hinweis, dass meine Sendung bereits seit Wochen bei „meinem“ Späti liegt. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt! „Schaaahaaatz?“, fragte ich vorsichtig bei meinem Freund an, „du liebst doch meine Wellensittiche, oder?“ Er witterte die Fangfrage: „Was muss ich tun?“

In einer Halsüberkopfaktion, die eher an ein Überfallkommando erinnerte, stürmte ich wenig später in den Späti, während mein Freund in zweiter Reihe ein Hubkonzert über sich ergehen lassen musste. Nach einer Predigt des Ladenbesitzers wusste ich beim Herauskommen dann alles über seine Lagerhaltung, den Aufwand des Zurücksendens, die Last der vielen Pakete, die er tagtäglich in Empfang nimmt und seinen Cousin dritten Grades…

Mit dem Auto daheim angekommen, setzte mich mein Freund mit dem Paket vor der Haustür ab und fuhr weiter zur Arbeit. Beglückt von dem Gedanken, dass ich meinen Wellensittichen gleich etwas Abwechslung bieten kann, stolperte ich auf dem Weg zum Hauseingang fast über ein kleines Hoppelhasi. „Was für ein süßes Kaninchaaaa… AAAAHHH!“, stieß ich hervor und wäre um Haaresbreite in einen toten Spatz getreten, der auf der Treppe zur Haustür lag. Wer mich kennt, der weiß, mein Tag war gelaufen! Ich kämpfte innerlich mit mir: Überwinde ich meine Angst und begrabe das Tier oder lass ich den Sperling liegen und lasse wohlmöglich noch einen Nachbarn reintreten? Nach einer gefühlten halben Stunde tat ich das einzig Richtige…

Fix und fertig kam ich oben an. Bereits auf dem Hausflur erschallten die lieblichen Stimmchen meiner hungrigen Wellensittiche… ein Wunder, dass meine Nachbarn noch nie die Polizei gerufen haben! Freudig kamen mir meine Tiere entgegengeflogen, als ich das Zimmer betrat. Oder war es eher panisch? Ich hatte einen komischen Geruch in der Nase…

Zwei Tage zuvor hatte ich bereits das Gefühl, dass in meiner Küchenecke irgendetwas nicht ganz frisch riecht, woraufhin ich meine Kochnische grundreinigte und desinfizierte. Doch nun war der Gestank penetranter und intensiver denn je. Verweifelt tat ich das, was alle jungen Menschen machen: ich googelte. Unter den Keywords „Kühlschrank stinkt nach toter Oma mit Tomate“ wurde ich endlich fündig: mein Kühlschrank ist vermutlich kaputt! Gut, zu dieser Erkenntnis wäre ich wohl auch gekommen, wenn ich einen Blick in das weiße Häufchen Elend geworfen hätte, das seinen Geist -zumindest dem abgetauten Kühlfach nach- schon vor einigen Tagen aufgegeben hatte. Nach einer ausgiebigen Recherche auf sämtlichen Immobilienseiten war klar: Umziehen stellt bei den derzeitigen Mietpreisen keine Alternative zum Neukauf eines Kühlschranks dar. Was ich an diesem Abend noch nicht wusste: wir hätten uns lieber doch ein neues Nest suchen sollen!

Am nächsten Tag marschierte ich zwischen Arbeit und Fitnessstudio wie selbstverständlich zum Elektrofachmarkt und kaufte mal eben einen Kühlschrank. Die Entscheidung fiel mir sehr leicht, da die Küche „Marke Eigenbau“ von der Wohnungsgenossenschaft sich an keine gängigen Normen hält und nur einer der Kühlschranke „so ungefähr“ passen könnte… wenn man die Füßchen runterschraubt, den Deckel abnimmt und hier und da eine Schraube weglässt. „Schwören Sie“, und dabei schaute ich den Verkäufer eindringlich an, „Schwören Sie beim Leben Ihrer Mutter (!), dass dieser Kühlschrank passt?“ Natürlich, alles sei total easy – Kühlschrank wird angeliefert, hingestellt und ich muss nur noch den Stecker reinstecken! Apropos anliefern, ich will doch, dass der Kühlschrank gegen Aufpreis mit Express am übernächsten Morgen angeliefert wird, oder? Schließlich sind ja da noch die Feiertage… Nicht zum ersten Mal in dieser Woche fühlte ich mich irgendwie unter Druck gesetzt. „Schaaahaaatz?“, fragte ich abends am Telefon vorsichtig meinen Freund, „du liebst doch meine Wellensittiche und MICH, oder?“ Er seuftzte: „Was muss ich tun?“

20160508_124127_resizedAls ich am nächsten Tag nachmittags nach Hause kam, war mein Freund dabei die Seitenwände meines Küchenschranks auseinanderzunehmen. Natürlich fragte ich halb inquisitorisch, halb besserwisserisch: „Schaaatz, also wenn du den alten Kühlschrank mit dem Kabel rausbekommen hast, wieso bekommst du den neuen Kühlschrank nicht mit dem Kabel rein?!“ „Hab ich nicht“, dabei blickte er mich mit seinen großen blauen Augen an und grinste, „ich hab das alte Kabel durchgeschnitten!“ Ich frage lieber nicht, ob er vorher daran gedacht hatte, den Stecker zu ziehen…

Man hatte damals von Seiten der Genossenschaft die Küchenzeile um den Kühlschrank herumgebaut, das Kabel eingemauert (!) und die Steckdose vom Kühlschrank mit einer geschlossenen Einbauwand voneinander getrennt, sodass man nicht „einfach mal so den Stecker ziehen“ konnte. Um es kurz zu machen: Die folgenden drei Tage war mein Freund damit beschäftigt, die Küche der Wohngenossenschaft auseinander zu nehmen und die Küchenzeile wieder zusammenzusetzen… Und natürlich war der neue Kühlschrank darüber hinaus trotz aller Maßnahmen noch einen Zentimeter zu groß!

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Meine Wellensittiche schimpften lautstark, da sie während der Umbauarbeiten nicht raus durften, und ich war den Tränen nahe. Ich hatte eh schon kaum Platz in der Küchenecke und nun auch noch das! Am Abend hatte ich mich immer noch nicht eingekriegt und wetterte gegen alles und jeden. Sollte doch ganz Charlottenburg, ach was rede ich, ganz Berlin erfahren, was für einen blöden Kühlschrank ich hatte!

20160508_231549_resizedNachdem ich sämtliche Familienmitglieder in meine Probleme eingeweiht und damit eine regelrechte Pilgerwanderung in meine Küche ausgelöst hatte, kam abends auch der Vater meines Freundes vorbei. Er schmiss sich kurzerhand auf den Boden, sprang wieder auf, trat einmal fest gegen das weiße Ungetüm, so dass die Wellis fast von ihren Schlafschaukeln purzelten… und der Kühlapparat saß unschuldig in dem ihm zugewiesenen Platz, als hätte er nie etwas anderes gemacht!