Basiswissen Wellensittiche Teil 5 – Alleine, Paar oder Schwarm?

Im 5. Teil der Serie „Basiswissen Wellensittiche“ geht es um die möglichen Konstellationen (Paar oder Schwarm) sowie die geschlechtliche Zusammensetzung von Wellensittichen.

Diese Überlegungen setzen voraus, dass man sich bereits Gedanken darüber gemacht hat, wie viele Wellensittiche man gerne halten möchte. In der Regel beginnt man als Neuling in der Vogelhaltung mit zwei Tieren (ich schreibe bewusst „beginnt“ 😀 , da viele irgendwann aufstocken, auch wenn sie das vorher nie wollten). Mit einem Paar anzufangen ist auch richtig so, da man sich erstmal an die Lautstärke und die täglichen Putzprozeduren gewöhnen muss. Will man von der Paarhaltung auf einen Minischwarm mit vier Wellis wechseln, so empfehle ich, sich erstmal testweise zwei weitere Tiere dazuzuholen – zum Beispiel in Form einer Urlaubsbetreuung. Natürlich müssen alle Wellensittiche vorher einmal bei einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, um übertragbare Krankheiten auszuschließen. Das lohnt sich besonders bei Leuten, die (über Jahre hinweg) gegenseitig auf ihre Wellis aufpassen und deren Tiere sonst keinen Kontakt zu anderen Vögeln haben.

Wellensittich Weibchen UrlaubsbetreuungIch habe auch mit einem Pärchen angefangen und jedesmal bevor ich um ein weiteres Paar aufgestockt habe, mit den beiden Wellis meiner Freundin (während ihres Urlaubs) getestet, ob ich mit zwei weiteren Wellensittichen klar komme. Auf diese Weise kann man sehr gut seine Platzkapazitäten im Freiflugzimmer und im Käfig sowie seine eigenen Kraftressourcen prüfen.

So, nun zum eigentlichen Thema 🙂 In der ersten Folge „Basiswissen Wellensittiche“ habt ihr gelernt, wie man Männchen von Weibchen unterscheiden kann. Wenn ihr unsicher seid, dann fragt Experten, wie zum Beispiel euren vogelkundigen Tierarzt. In der Paarhaltung ist es nämlich wichtig, dass man ein „echtes“ Pärchen, bestehend aus einem Männchen und einem Weibchen, zusammensetzt. Wer nur zwei Tiere halten kann oder will, sollte daher in Bezug auf das Geschlecht sicher sein. Auch sollten die Tiere miteinander verträglich sein, denn nichts ist schlimmer, als zwei Streithähne zu haben, sodass man sich früher oder später von einem von beiden trennen und in ein neues Zuhause geben muss. Daher rate ich Anfängern zu etwas älteren, bereits bestehenden Pärchen ab circa 12 Monaten (also ab der vollen Geschlechtsreife und Ausprägung des Charakters). Wenn das Pärchen vorher in einem Schwarm gelebt hat, dann kann man sicher sein, dass sie sich mögen und es künftig keine Probleme gibt. Leider tendieren Neulinge in der Wellensittichhaltung dazu sich zum Teil so blutjunge Wellis zu holen, dass man a) noch nicht das Geschlecht sicher bestimmen kann und b) keiner sagen kann, wie sich nach der Jungmauser die Charaktere entwickeln. Später, wenn nach vielen Jahren einer der beiden stirbt, kennt man das Temperament seines Vogels und kann gezielter nach einem neuen Partner suchen. Wellensittiche_Vermittlungen_Berlin_Brandenburg_AbgabeSolche Wellensittiche bekommt man zum Beispiel über private Abgaben auf welli.net, vwfd-forum.de, auf entsprechenden Facebookseiten oder auf unserer Vermittlungsseite (Berlin & Brandenburg). Die ehemaligen Halter können euch auch viel über die Vorlieben und Eigenheiten der Wellis erzählen.

In der Paarhaltung ungünstige Kombinationen sind zwei Weibchen oder zwei Männchen. Es ist zwar weit verbreitet, dass zwei Hennen mitunter sehr garstig zueinander sein können, dass es aber sehr häufig auch bei Hähnen zu ernsthaften Streitigkeiten kommt, ist weniger bekannt. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen reine Männer- oder Frauengruppen Zeit ihres Lebens wunderbar harmonieren. Dennoch sind dies Einzelfälle, die man immer im Auge behalten sollte.

Wellensittich Männchen UrlaubIn der letzten Zeit bin ich immer häufiger in Vermittlungsfälle involviert, wo es nach einigen Jahren zu unschönen Auseinandersetzungen zwischen zwei Männchen gekommen ist. Während sich zwei Hennen meistens von Anfang an aus dem Weg gehen (und selbst Laien merken, dass da was nicht stimmt), ist bei Hähnen erstmal Frieden und man denkt schnell: Klappt ja toll! Mit der Harmonie ist es aber schnell vorbei, wenn alters- oder krankheitsbedingt das Kräfteverhältnis der Hähne nicht mehr ausgeglichen ist. Das stärkere Männchen lässt dann seinen sexuellen Frust oder seine Aggressionen an dem anderen aus, während sich dieser nicht mehr gegen die Attacken des anderen wehren oder fliehen kann.

Als Begründung für die Haltung von gleichgeschlechtlichen, männlichen Paaren höre ich immer wieder: „Angst vor Nachwuchs“, „Hennen sind zickig“, „Hennen zerstören mehr“ und „Hennen werden nicht zahm“. Aus langjährigen Erfahrungen vieler Halter „echter“ Paare kann ich wohl ruhigen Gewissens im Namen der allermeisten antworten, dass man

a) keine übertriebene Angst vorm Brüten haben sollte (einfach keine Nistmöglichkeiten anbieten!),
b) Hennen nicht zickig sind, sondern ihre Herren am Anfang nur erziehen (musste ich bei meinem Freund schließlich auch… hehe!) Spaß bei Seite, wenn es über Monate Konflikte gibt, dann ist der Partner nicht der Richtige, kann einem aber auch bei zwei Männchen passieren,
c) ok, der Punkt stimmt: Weibchen haben von Natur aus einen stärkeren Nagetrieb als Männchen. Allerdings bevorzugen Wellis Kork und leichtzerstörbares Spielzeug vor Einrichtungsgegenständen; einfach vernüpftige Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten und das Problem ist auch gelöst,
d) Hennen werden genauso zutraulich oder nicht, wie Hähne. Es ist einfach eine Charakterfrage und keine des Geschlechts.

Kleiner Schubs in die richtige Richtung für Zweifler: Weibchen sind außerdem meistens leiser als Männchen 😉

Entscheidet man sich für eine Schwarmhaltung, so ist das richtige Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen eine individuelle Abwägungssache und abhängig von der Anzahl echter Pärchen, also Vögel, die fest miteinander verpartnert sind. Ich habe aktuell 12 Wellensittiche: sechs Männchen und sechs Weibchen. Darunter aber nur drei echte Paare . Die anderen sind eher locker freundschaftlich untereinander verbunden. In diesem Fall wäre eine Henne oder ein Hahn mehr also kein Problem. Bei einem Ungleichgewicht der Geschlechter bin ich persönlich mit einem Weibchen mehr als Männchen immer sehr gut ausgekommen, da es besser ist, wenn ein Hahn zwei Hennen füttert, als dass sich eine Henne von zwei Herren dick und rund stopfen lässt.

Wellensittiche WeizengrasWenn wir schon bei persönlichen Empfehlungen sind, dann kann ich aus Erfahrung sagen, dass selbst für kleine Wohnungen die ideale Gruppengröße bei vier Wellensittichen liegt (zwei Männchen und zwei Weibchen). So kann jeder zumindest zwischen zwei Partnern wählen und hat einen Geschlechtsgenossen, der die gleichen Interessen hat. Meine „fantastischen Vier“ (Chiocciolina, Briciolino, Filuzzo und Violetta) haben mit mir gute drei Jahre in einer 1-Zimmerwohnung gelebt und ich habe trotz des geringen Platzes die Entscheidung von zwei auf vier aufzustocken nie bereut. Morgens und abends saßen Chiocciolina und Filuzzo aneinandergekuschelt auf einer Schlafschaukel, während Briciolino seiner Violetta liebevoll den Kopf kraulte. Mittags haben die beiden Jungs entweder getobt oder auf der Gardinenstange ein Schwätzchen gehalten, währenddessen Chiocciolina und Violetta gemeinsam eine Weidenkugel zerlegt oder die Korksitzbrettchen dezimiert haben.

Egal, für welche Kombination du dich am Ende entscheidest und ob du deine Wellis zu zweit oder im Schwarm hälst: ein Nistkasten darf niemals angeboten werden (warum siehe Wellensittiche züchten). Und eines ist auch klar: Wellensittiche dürfen niemals alleine gehalten werden, sondern brauchen immer einen artgleichen Partner!

Nun folgen wie immer Video und die anonyme Umfrage 🙂

 

 

 

Basiswissen Wellensittiche Teil 3 – Käfige und Käfigeinrichtung

In dem dritten Teil der Serie „Basiswissen Wellensittiche“ geht es um das Thema Käfige und Käfigeinrichtung. Dies ist ein Erfahrungsbericht, der konkrete Empfehlungen und Käfigbeispiele enthält, die ich persönlich gut finde. Meine Meinung ist nicht erkauft und muss auch nicht unbedingt immer stimmen. 😉

Rechtlicher Hinweis: Die im Folgenden verwendeten Bilder der Käfige sind größenteils nicht meine, sondern mit amazon verlinkt und enthalten sogenannte Affiliate-Links (Werbelinks). Wer mehr Produktempfehlungen von mir haben möchte, kann sich auf der neu eingerichteten Seite Produktempfehlungen umschauen.

San Remo II für zwei WellensitticheDen richtigen Käfig zu finden ist nicht einfach. Bei der Wahl des Käfigs sollte man auf einige Dinge achten, damit er sich später nicht als Fehlkauf herausstellt. Als ersten Punkt sollte man sich fragen, wie die Haltung der Wellensittiche aussehen soll. Also wie viele Vögel man halten möchte und wie lange am Tag die Tiere Freiflug bekommen. Bei ganztägigem Freiflug reicht für zwei Wellensittiche zum Beispiel eine San Remo II, während sie für acht Wellis unter gleichen Bedingungen selbst als Schlafkäfig zu klein wäre. Die Madeira Double hingegen ist eine gute Wahl für acht Vögel mit ganztägigem Freiflug oder für zwei Wellis, die nur stundenweise am Tag raus dürfen.

Neben der Käfiggröße sind die Qualität und die Materialien zwei weitere wichtige Punkte. Leider sind viele im Zoofachgeschäft erhältliche Käfige entweder verzinkt oder lackiert. Beides ist hochgradig gesundheitsschädigend für Wellensittiche und andere Ziervögel. Ich wusste das anfangs auch nicht und freute mich über ein vermeindliches Schnäppchen – glücklicherweise bin ich wenige Wochen nach dem Kauf von anderen Welli-Haltern darauf hingewiesen worden. Nach einigen Recherchen über Zinkvergiftungen habe ich mich für eine Madeira II von Montana Cages entschieden. Natürlich habe ich als Studentin kräfig schlucken müssen, da zwei Käfige in so kurzer Zeit ordentlich das Konto leerten und ich hatte mir insgeheim gewünscht, dass Zinkvergiftungen schon nicht so schlimm sein würden… Ich muss gestehen, dass ich ziemlich stinkig auf die bekannte Zoohandlungskette war und habe in der Zentrale nachgefragt, warum man solche Käfige überhaupt anbietet. Die Antwort war, dass im Kleingedruckten des Katalogs, der im Laden (eventuell) ausliegt, steht, dass es sich um „Quarantänekäfige“ handelt. Sorry, also das finde ich wirklich frech! Erstens wurden zu diesem Zeitpunkt (2012) keine Alternativen in den Läden angeboten und zweitens hat ein Test im Nachhinein ergeben, dass die Mitarbeiter ebenfalls keine Ahnung hatten, dass die Käfige beschichtet sind. Den Katalog gab es auch nur auf Nachfrage…

 


Ich habe die Entscheidung einen neuen Käfig zu kaufen, trotz des hohen Preises aber nie bereut. Inzwischen sind aus zwei Wellensittichen 12 geworden und ich habe eine zweite Madeira II an die vorhandene angebaut. Dazu gibt es auf meinem YouTube-Kanal auch ein Video. Wer von vornherein seinen Tieren mehr Platz gönnen möchte oder weiß, dass der Schwarm unter Umständen aufgestockt wird, kann sich das Umbauen sparen und sich gleich eine Madeira Double zulegen. Neuheit Madeira Doube mit AnflugklappenDas schöne an dieser Voliere ist, dass man sie dank des Anbaukits erweitern kann. Zukünfig soll es auch Käfige dieser Art mit den beliebten Anflugklappen geben. Der Hersteller antwortete auf meine Nachfrage, wann dies sein wird, dass es vom Abverkauf der bereits produzierten Volieren abhängt.

Anflugklappen sind wichtiger als man denkt. Oft sind sie für scheue Wellensittiche ein sicherer Platz, von dem aus sie langsam das Freiflugzimmer erkunden und trotzdem den Käfig als sicheren Rückzugsort im Rücken haben. Bei Modellen wie zum Beispiel der Memphis empfiehlt es sich ein Sitzbrettchen direkt vor dem Türbereich anzubringen. Kleiner Tipp: Wer etwas mehr Platz hat als für die Memphis I kann gleich auf das Modell San Remo II oder III umsteigen, da sie sich preislich kaum von Memphis II und III unterscheiden, aber um Längen besser, komfortabler und qualitativ hochwertiger sind. Die formschöne San Remo lässt sich oben öffnen und hat zudem – wie die Madeira – eine Anflugklappe sowie eine praktische und sichere große Tür, über die man leicht im Käfig putzen kann. Wer meine Videos kennt, der hat die San Remo II schon mal gesehen: Wir haben sie als einen von zwei Urlaubs- und Krankenkäfigen immer Einsatzbereit im Büro zu stehen.

Ein weiteres empfehlenswertes Modell ist die Paradiso, wobei die Paradiso 120 und 150 (die Zahlen geben die Breite der Volieren an) den Bedürfnissen unserer Flugsauriern näher kommt als die schmalen Paradiso 60 und 90. Die unter Wellensittich-Freunden scherzhaft genannten „Hubschraubervolieren“ sind nicht nur für flug- und bewegungsfreudige Wellensittiche ungünstig, sondern lassen sich auch schlechter einrichten als breite Volieren.

Hier ein paar wertvolle Tipps zur Einrichtung, damit sich nicht nur die Vögel wohlfühlen, sondern dem Halter auch das Reinigen erleichtert wird.

 

1. Die goldene Regel lautet: „Weniger ist mehr„! Wir meinen es oft zu gut und hängen viel zu viele Dinge in die Käfige. Dadurch nehmen wir unseren Tieren aber noch mehr Bewegungsfreiheit als eh schon und bekommen zudem leichter ein Hygieneproblem.

2. Zur besser strukturierten und pflegeleichten Einrichtung sollte man seinen Käfig gedanklich horizontal in vier Teile teilen.

Käfig richtig einrichten

  1. Das obere Viertel ist den Schlafschaukeln vorbehalten (Schlafebene). Das Käfigdach dient außerdem zur Aufhängung größerer Spielzeuge,
  2. die bequem von der Spiel- und Aufenthaltsebene erreicht werden können.
  3. Der Bereich darunter sollte nur am Rand mit Sitzbrettern oder leicht zu reinigenden Ästen ausgestattet werden, um den Vögeln ausreichend Platz zum Fliegen zu ermöglichen (Flug- und Foragingebene).
  4. Die Bretter haben zudem die Aufgabe, das Futter und Wasser auf der untersten Ebene (Nahrungsebene) vor Verkotungen von oben zu schützen.

Sitzbrett und Brücke für Wellensittiche3. Brücken und Sitzbretter sind eine willkommene Gelegenheit für viele Wellis sich tagsüber auszuruhen und schaffen mehr Ebenen im Käfig, auf denen Wühlkisten & Co angeboten werden können. Allerdings sind solche Sitz- und Liegegelegenheiten sehr pflegebedürftig, da der Kot meistens darauf liegen bleibt. Man muss daher einkalkulieren, dass man sie alle 1-2 Tage unter heißem Wasser abschrubben muss.

Blick in den Vogelkäfig4. Grundsätzlich sollten alle Sitzgelegenheiten so platziert werden, dass der Kot auf den Boden fällt und nicht auf darunterliegende Einrichtungsgegenstände, Spielzeuge oder Futter- und Trinknäpfe. Hier seht ihr ein Bild von meinem Vogelkäfig (seitlicher Blick in den Käfig).

Keinen Nistkasten nutzen5. NICHT zur Käfigausstattung gehören Nistkästen. Auch andere Dinge, die als Nistgelegenheiten genutzt werden können, sollten dringend vermieden werden! Denn Nachwuchs und Jungtieraufzucht gehört nicht in die Hände von Laien und Privatpersonen! Wer mehr Wellensittiche haben möchte, kann in Tierheimen, in Wellensittich-Foren oder auf unserer Vermittlungsseite nach passenden Kandidaten suchen.

In der nächsten Folge dreht sich alles um den Freiflug. Jetzt aber erstmal das Video und zum Schluss die anonyme Umfrage 🙂

Anonyme Umfrage nicht vergessen! 😀

Die Neuzugänge


Wer uns in den Social Media folgt, für den sind die Neuzugänge keine große Überraschung mehr. Oder… etwa doch? Lasst euch überraschen!

Dieses Jahr ist mir das Glück in Bezug auf die Gesundheit meiner Wellensittiche leider nicht hold. Dabei hätte alles so schön werden können in der neuen Wohnung… Wie sich einige sicher erinnern, hatte ich Ende Oktober kurz vor dem geplanten Umzug noch eine Welli-Family, bestehend aus einem Elternpaar und zwei Küken, als Vermittlungstiere bei mir aufgenommen. Ich hoffte zum einen bei den Jungtieren auf eine schnelle Vermittlung und zum anderen auf ein großes Vogelzimmer in der neuen Wohnung – am Ende wollte nichts mehr so kommen, wie geplant: Erst verzögerte sich die Renovierung um zwei Monate. Die Hausverwaltung hatte bei der Wohnungsabnahme VÖLLIG ÜBERRASCHT festgestellt, dass es pro Raum nur je eine Steckdose gibt und keine Telefon-, geschweige den Internetleitungen vorhanden sind. Tja, die alte Dame hätte vor ihrem Ableben ja mal etwas sagen können, lautete der Subtext der Hausverwaltung, als ich mich ein gaaanz klein bisschen „not amused“ gezeigt habe, als man mir verkündete, dass alle Wände aufgerissen und neue Kabel verlegt werden müssen. Ach ja, die Kosten für das Spachteln der Wände, neue Tapeten sowie Bodenbeläge inklusive aller handwerklichen Dienstleistungen und einer neuen Küche habe ich getragen, schließlich gab es einen [*Ironie an*] großzügigen Renovierungsbeitrag [*Ironie aus*] von ganzen 100 Euro pro Raum. Ich möchte an dieser Stelle niemanden mit irrelevanten Details langweilen – etwa, dass ich durch die kurzfristig kommunizierte Verzögerung Ende Dezember um ein Haar obdachlos geworden wäre oder dass ich ungeplant zweieinhalb Monate mit 12 Wellensittichen in einer 25 m² kleinen Ein-Zimmerwohnung ausgeharrte – aber mein Freund und ich nannten unser Wohnungs-Umzugs-Projekt liebevoll „unser Elb-BERchen21 am TXL“.

Terror-Alma

So süß Wellensittichkinder auch sein mögen, Terror-Alma raubte mir den letzten Nerv: von früh bis spät patroullierte sie laut brüllend auf dem Käfigdach umher, piesackte die anderen Wellensittiche oder zerlegte mir vor dem Umzug erst die „gerade wieder“ renovierte alte Wohnung, um dann nach dem Umzug direkt in der „gerade fertig“ renovierten neuen Wohnung weiterzumachen. Ich schäme mich, aber ich gestehe, ich habe einen jener Tage angefangen zu heulen, weil mich 35 g Vogel völlig überfordert haben und zur Verzweiflung trieben.

Terror-Alma provozierte mich absichtlich, das wusste ich. Am Umzugstag stand ich extra früh auf, da ich vor dem Eintreffen meiner Helfern meine Plüschies einfangen und schon sicher in die Transportboxen verladen wollte, bevor die Voliere abgebaut wird. Alle zeigten sich kooperativ – bis auf das dreiste Mistviech. Ganze drei Mal entwischte sie mir außerhalb des Käfigs und grinste mich von der Gardinenstange aus an. Wer unter Zeitdruck an einem Umzugstag einen wilden Wellensittich versucht einzufangen, der kann nachvollziehen, dass ich kurz davor war, sie entweder zu rupfen, ihr den Hals umzudrehen oder sie gleich ganz aufzufressen. Wie Rumpelstielzchen bin ich wild fluchend und mit den Armen fuchtelnd vor der Gardinenstange auf- und abgehüpft. Mit guten drei Stunden Verspätung konnte dann der Volierenabbau beginnen…

Luno

Kaum, dass wir im neuen Zuhause angekommen sind, fand Terror-Alma sofort eine neue Strategie heraus, wie man mich auf die Palme bringt: Im 25 m² großen Wellizimmer standen noch keine Möbel und die Akustik im Raum glich der von Notre Dame. Theoretisch hätten wir gleich wieder ausziehen können, wenn es nach den Nachbarn gegangen wäre. Mit süßen Bildern und verlogenem Rumgesäusel schaffte ich es nach guten drei Monaten Terror-Alma und ihren Bruder Luno möglichst weit weg von Berlin nach Stuttgart zu vermitteln. Das heißt, um ein Haar hätte das Viech dank seiner Ausbrechkünste die Mitfahrgelegenheit ins neue Zuhause verpasst. Eine gute Stunde bin ich mit dem Kescher durch das Zimmer hinter dem Vogel hergesprungen, nachdem sie mir beim Einfangen aus der Voliere entwischt ist.

Bonito und Bella

Einen Monat später, Anfang Februar, bin ich auch die Vermittlungswellis Bella und Bonito, die Eltern von Terror-Alma und Luno, nach rund vier Monaten endlich los geworden… ähm, pardon, ich meine,  ich konnte sie „endlich in ein gutes Zuhause vermitteln“. In weiser Voraussicht lag auch bei ihnen das neue Zuhause am anderen Ende Deutschlands. Vor allem Bella hatte sich sehr gut eingelebt und sofort damit begonnen, das Fachwerkhaus der neuen Besitzerin in seine Bestandteile zu zerlegen. Sorry, Elke…

Nach dem turbulenten Monaten, die hinter uns lagen, freute ich mich, endlich wieder Zeit mit meinem Schwarm genießen zu können und das Vogelzimmer weiter auszubauen. Bereits wenige Tage nach dem Auszug der letzten beiden Vermittlungswellis rutschte ich auf Facebook in eine Vermittlunggeschichte rein. Eigentlich wollte ich maximal Notfall-Zwischenstation für wenige Tage sein, da ich in der neuen Wohnung über ein separates Quarantänezimmer mit kleiner Voliere verfüge. Am 14. Februar 2017 nahm das Schicksal dann seinen Lauf…

Die alte Standardhenne Valentina zog bei uns ein und mit ihr gefühlte Trillionen Megabakterien (Macrorhabdiose), mit denen wir mal mehr, mal weniger stark zu kämpfen haben, die aber für eine tägliche Dauermedikation sorgen. Auf Valentinas Profil könnt ihr mehr dazu lesen.

Während wir bereits mehrere Wochen mit den Megas und einer Sekundärinfektion bei Valentina zu tun hatten, erlitt mein Herzenswelli Chiocciolina Anfang März einen starken Krampfanfall, dessen Ursache nie geklärt werden konnte. Fakt ist aber, dass Chiocciolina von Beginn an aufgrund der Überzüchtung und nicht sorgfältig zusammengesetzter Elterntiere an mehreren Organschäden litt. Mit viel Liebe und etlichen Medikamenten, die zweimal täglich verabreicht werden mussten, gelang es uns, sie wieder aufzupäppeln. Fünf Wochen nach dem Krampfanfall fand mein Freund sie am 13. April 2017 tot in ihrem Käfig. Es brach mir das Herz, da meine kleine Schnecke etwas ganz besonderes gewesen ist. Ihr langjähiger Partner Fili (Filuzzo) tröste mich – oder besser wir uns. Er ließ sich von mir kraulen und suchte meine Nähe. Wir beide hatten von Anfang an eine sehr vertrauensvolle Bindung, aber nach dem Tod seiner Partnerin verstärkte sich diese Beziehung zu dem einstigen Abgabewelli noch.

Zwei Tage später, am 15. April 2017, zog „Milbi“ ein. Der Notfall war rund drei Wochen zuvor einem Bekannten vor die Wohnungstür gestellt worden. Die Kleine war derartig vermilbt, dass unter anderem das Schnabelhorn drohte abzufallen und die Tierärzte kaum noch Hoffnung hatten, dass sie es schaffen würde. Eigentlich sollte Smeralda, die in der Praxis liebevoll „Quasimodo“ genannt worden ist, nur vorübergehend bei uns sein und dann vermittelt werden. Als ich mich zur Aufnahme „überreden“ ließ, wusste ich nicht, WIE schlimm es um ihre Gesundheit stand. Schon beim Abholen aus der Praxis war uns klar, dass sie in diesem Zustand nicht vermittelt werden konnte – auch, weil noch weitere Folgebehandlungen und Schnabelkorrekturen auf uns zukommen würden. Falls sich das Schnabelhorn jemals wieder regenerieren sollte, so würde es sicher ein Jahr oder länger dauern. Die lebhafte Henne hat sich super in den bestehenden Schwarm integriert und darf deshalb auf Lebenszeit bleiben. Smeraldas Geschichte findet ihr hier.

Damit aber noch nicht genug der Tragik: Kaum ist Smeralda eingezogen und zur ersten Schnabelkorrektur musste, wurde bei Fili, der mir recht ruhig vorkam, im gleichen Atemzug ein Nierentumor diagnostiziert. Ich wusste, was das für mein kleines Fusselchen bedeutete: uns blieb nicht mehr viel Zeit!

Während wir Fili palliativ behandelten und umsorgten, meinte Icaro sich auch mal wieder in den Vordergrund zu drängen. Mein kleiner Schluckspecht musste Ende Mai übers Wochenende notfallmäßig behandelt werden, weil er einen halben Baum im Kropf zu stecken hatte. Glücklichweise konnte mit Infusionen und Abführmittel das Schlimmste verhindert werden, sodass wir ihn drei Tage später aus der Vogelpraxis wieder abholen konnten und um eine Kropf-OP herumgekommen sind.

In der Zwischenzeit ging es Filuzzo immer schlechter, sodass wir am 16. Juli beschlossen, ihn am Folgetag erlösen zu lassen. In der Nacht zum 17. Juli schlief mein kleiner Mann in seiner Transportbox für immer ein. Ich bin dankbar, dass er mir diesen schwersten aller Gänge zum Tierarzt erspart hat. Nach vier Monaten und vier Tagen ist Fili endlich wieder mit seiner Chiocciolina vereint. <3

Bei diesen vielen Tierarztbesuchen und vor allem der permanenten Sorge um mindestens einen meiner Wellensittiche, bin ich erst jetzt dazu gekommen, über die neuen Schwarmmitglieder, Valentina und Smeralda, zu berichten. Es ist unnötig zu erzählen, dass Valentina aktuell wieder einen schlimmen Megas-Anfall hat und wir gestern mal wieder beim vkTA waren (Nebenbefund „Tumor“ inklusive)… Dieses Jahr ist es mir schon ein paar mal passiert, dass ich auf dem Weg nach Hause versehendlich an der Haltestelle der Tierarztpraxis ausgestiegen bin, anstatt noch zwei weitere Stationen mit der Bahn zu fahren. Tja, die tückische „Macht der Gewohnheit“. Auf der anderen Seite: Zuhause ist für mich wohl immer da, wo meine Wellensittiche sind!

Zwischen drin hatte ich dieses Jahr immer wieder Kurzzeitgäste, Vermittlungswellis und Wellis von Bekannten, deren Tiere Medikamente bekommen mussten (darin sind mein Freund und ich inzwischen Profis). In zwei Wochen bekomme ich noch fünf Urlaubsgäste für insgesamt drei Wochen – die Plüschies geben sich hier hintereinander die Klinke in die Hand bis Anfang September, dann ist Schluss für dieses Jahr!

Oder doch nicht? Trotz unserer Entscheidung vorerst den eigenen Schwarm nicht weiter aufzustocken, machen wir Mitte Oktober noch eine einzige Ausnahme: Seit Ende Januar kündigt sich bei uns nämlich ein kleines Küken an.

Beim Blick auf das erste Ultraschallbild prustete ich heraus: „Es hat einen Schnabel!!!“ Meinen Lachanfall und die vorwurfsvollen Blicke meines Freundes in meine Richtung, die zu sagen schienen „Jetzt übertreibst du aber maßlos mit deiner Papageienliebe“, verunsicherten die arme Frauenärztin sichtlich. Es kommt wohl nicht so häufig vor, dass Frauen so sich so herzlich über KÜKENFÖRMIGE Embryos mit Schnabel freuen.

Ab Mitte September wird für unseren Spatz dann das Quarantänezimmer hergerichtet und wenige Wochen später werde ich dann eine „richtige“ (Welli-)Mama!

Chiocciolina wird 2 Jahre alt!

Ob man nun den Geburtstag seines Haustieres feiert oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich jedenfalls freue mich über jedes weitere Jahr, dass ich mit meinen Wellensittichen verbringen kann.

Heute vor zwei Jahren zog Chiocciolina bei uns ein. Der Grund ihres Einzuges war eigentlich kein schöner, denn sie „ersetzte“ die gerade erst verstorbene Piumina. Da Briciolino in einen Futterstreik getreten war, haben wir Chiocciolina quasi in einer Nacht und Nebel-Aktion gekauft. Wer dem Blog regelmäßig folgt, der weiß, dass die kleine Henne bereits von Anfang an mit periodischem Durchfall und Niereninsuffizienz zu kämpfen hat. Vor einigen Wochen haben wir beim vogelkundigen Tierarzt ein Röntgenbild anfertigen lassen und haben nun die traurige Gewissheit, dass nicht nur die Nieren, sondern auch Leber, Herz und Lunge nicht ganz in Ordnung sind. Die Dauermedikation mit Cactus/Crataegutt-Tropfen über das Trinkwasser scheint aber allen zu bekommen. Da es sich um ein unterstützendes Arzneimittel aus der Humanmedizin handelt, habe ich auch mal gekostet – ich glaube, es hätte die Wellis weitaus schlechter treffen können!

Zwar werden die Geburtstagsgäste, Sunny und Purzel, erst in drei Wochen kommen, dennoch gab es heute schon die Geburtstagtorte und Geschenke. Selbstverständlich durften auch die „wilden Nachbarn“ aus der Baumkrone gegenüber auf ein Körnchen vorbeikommen.

Hier noch ein kleines „Best of“ der Bilder von Chiocciolina.

 

Viele Grüße nach Thailand…

… man hört uns doch bis dort hin, oder?

Nicht nur Wellimama und Wellipapa machen Urlaub, sondern auch Sunny und Purzel. Im 5 Sterne-Wellness-Hotel mit Vollpension und zweimal täglich Zimmerservice lassen es sich die beiden noch eine weitere Woche richtig gut gehen. Über die Tatsache, dass im Spa-Bereich gestern Federn vom Vorgänger lagen, haben sie sich heute in aller Frühe bei der noch leicht verpennten Rezeptionisten beschwert. Kommt nie wieder vor, versprochen!

Auf Wellimama und Wellipapa warten natürlich noch mehr schöne Bilder ihrer Lieblinge!