Richtig lüften und heizen im Vogelzimmer

Endlich mal sitzen! Ich schmeiße mich mit dem Laptop in den Sessel im Vogelzimmer und genieße es, in der Mittagspause mal nicht ‚MAAAMAAA!‘ sein zu müssen. Meine Wellensittiche haben sich im Käfig zu einem gemeinsamen Schläfchen zusammengefunden und nur selten vernehme ich einen Pieps. Mein Tee dampft vor sich hin, es ist kuschelig warm im Zimmer und die kleine Lampe verbreitet gemütlichen Charme. Das Kontrastprogramm draußen: dicker, schwerer Nebel, Nieselregen und Temperaturen im einstelligen Bereich. Ich wende den Blick schnell vom Fenster ab, um nicht in den Winterblues zu verfallen…

Aber? Ist die Gelegenheit nicht gerade günstig nochmal schnell zu lüften, bevor die Wellis ihre Mittagsruhe beenden und zum Spielen wieder aus ihrem Schlafkäfig kommen? „Ja, was muss, das muss“, denke ich widerwillig und schließe auf dem Weg zur Balkontür den Käfig. Als Vogelhalter wird man in der Heizperiode, die in einigen Teilen Deutschlands wetterbedingt schon Mitte Oktober beginnt, zum Drahtseiltänzer. Zum einen benötigen unsere gefiederten Freunde einen höheren Feuchtigkeitsanteil in der Luft und zum anderen wollen wir schimmelige Innenräume vermeiden. Wellensittichhalter haben es im Gegensatz zu Haltern tropischer Papageien- und Sitticharten geradezu gut: die australischen Wüsten- und Steppenbewohner kommen mit einer relativen Raumfeuchte von 55 % sehr gut zurecht.

Richtig lüften und heizen im Vogelzimmer ist wichtig

Im Winter ist das mit der Luftfeuchte ein Paradoxon, das ich gerne kurz erklären möchte. Zu hohe Feuchtigkeit führt zu Schimmel in und an den Wänden. Das ist hochgradig gesundheitsschädigend. Also möchte man meinen, dass eine geringe Luftfeuchte gesundheitsförderlich ist. Dem ist aber nicht so! Eine zu geringe Luftfeuchte führt nämlich dazu, dass bei Mensch und Vogel die schützenden Schleimhäute der oberen Atemorgane (Nase, Nasennebenhöhlen und Rachenraum) austrocknen und damit Viren und Bakterien leichtes Spiel haben. Jeder hat das sicher selber schon mal erlebt: Abends ein weinig zu lange gelüftet (Luftfeuchte sinkt) und dann über Nacht die Heizung auf volle Pulle durchpowern lassen, weil man vergessen hat, sie wieder runterzuregulieren (hohe Temperatur). Das Ergebnis am nächsten Morgen ist ein kratzender Hals und eine verrotze Nase. In der Regel ist der gesundheitliche Preis für unsere Schusseligkeit nicht sonderlich hoch und lässt sich ohne weiteres Zutun in ein paar Tagen durchstehen.

Papageien und Sittiche sind allerdings sehr anfällig für Aspergillose, einer Schimmelpilzinfektion der Atemorgane/Luftsäcke. Ist ein Vogel bereits latent infiziert zu uns gekommen, kann bei (häufiger) Missachtung des Luftfeuchte-Temperatur-Gleichgewichts die Krankheit akut werden. Schwer atmend versuchen sich betroffene Tiere am Gitter hängend Erleichterung beim Atmen zu verschaffen. Mit weit geöffnetem Schnabel, leisen Knacklauten und schwer atmend, harren sie oft minutenlang dort aus. Spätestens bei diesen Anzeichen sollte der Halter den betroffenen Vogel zu einem vogelkundigen Tierarzt bringen. Therapiebegleitend ist es wichtig, dauerhaft die Raumluft zu verbessern. Nur, dass wir uns richtig verstehen, schlechtes Lüften alleine löst keine Aspergillose aus, aber begünstig sie ungemein. Andersherum brauchen sich Halter, die auf gutes Raumklima achten, keine Vorwürfe machen, wenn ihre Vögel Aspergillosepatienen sind/werden. Das ist wie bei Macrorhabdiose (Megabakterien/ Going-Light-Syndome) – oft bringen geschwächte Tiere das schon mit oder sind einfach anfälliger für Umgebungskeime und -pilze!

Wie lüfte ich richtig und vogelgerecht?

Richtig lüften und heizen im Vogelzimmer ist nicht schwer, fordert aber Konsequenz. Mehrmals täglich in regelmäßigen Abständen stoßlüften, raten die Experten. Wer gesicherte Fenster im Vogelzimmer hat und als Hausfrau/Hausmann 24/7 Zuhause ist, kann das wohl machen. Für die meisten von uns ist das im Wohn- und Vogelzimmer nur eingeschränkt „regelmäßig“ möglich: 1. wer in Vollzeit arbeitet, kann schwerlich tagsüber regelmäßig das Fenster öffnen und 2. wenn die Wellis im Wohnzimmer Freiflug haben, kann man auch nicht beliebig das Fenster aufreißen. Realistisch ist daher drei Mal täglich: morgens vor der Arbeit, nachmittags nach der Arbeit (wenn die Vögel so nett sind und sich gerade im Käfig befinden) und abends vor dem Schlafengehen.

Gelüftet sollte wie folgt (Stoßlüften der gesamten Wohnung): jeweils 8-10 Minuten im November, 4-6 Minuten von Dezember bis Februar und 8 Minuten im März. Im April und Oktober sind 12 bis 15 Minuten optimal (vgl. berlin.de). Steht der Käfig dicht am Fenster oder im Durchzug, so sollte man für diese Zeit eine Decke oder ein Tuch über den Käfig legen. Bei größeren Volieren sollten mindestens zwei Seiten abgedeckt werden. Vögel sind sehr zugempfindlich! Die Heizung würde ich dabei grundsätzlich auf „2“ stehen lassen, damit sie nicht komplett runterfährt und der Raum danach energiesparend wieder beheizt wird. Ein wichtiges Hilfsmittel ist ein Thermo-Hygrometer (Werbelink). Manche Vermieter stellen einem bei der Anmietung gleich eines zur Verfügung oder man kauft sich eins. Die Preise varieren stark, aber auch im unteren Preissegment findet man zweckerfüllende, kleine Geräte.

Wichtig sind konstante Temperaturen

In meinem Vogelzimmer versuche ich immer eine Temperatur von 20 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 55 % zu erhalten und heize/lüfte dann entsprechend der angezeigten Werte mal kürzer oder länger. Konstante Temperaturen helfen unseren Vögeln auch, sich „federmäßig“ gut zu regulieren. Wer also tagsüber nicht Zuhause ist und die Raumtemperatur auf 15 °C absinken lässt, abends dann aber auf 25 °C heizt, braucht sich nicht wundern, wenn die Tiere scheinbar nicht mehr aus der Mauser herauskommen wollen und einen geschwächten Eindruck machen…

Richtig lüften und heizen im Vogelzimmer sollte zu einer konstanten Temperatur führen. Auch in der Nacht sollte die Raumtemperatur im Zimmer der Vögel keine großen Temperaturschwanken durchmachen. Man kann auf den Thermo-Hygrometern sehr gut erkennen, dass selbst winzige Temperaturunterschiede eine deutliche Auswirkung auf die relative Luftfeuchte im Raum haben (Foto 1+2: -0,1 °C = -2 % / Foto 3+4: +0,3 °C = +8 %). Bei einem fünf minütigen Stoßlüften ist es keine Seltenheit, dass man danach eine Raumfeuchte von unter 35 % hat. Den Vermieter freut’s – die Vögel nicht! Probiert am besten mit Hilfe eines zuverlässigen Messgerätes aus, welche Lüftungsdauer und Heiztemperatur bei euch zu dem optimalen Luftfeuchte-Temperatur-Gleichgewicht führt. Kleiner Tipp für große Räume (ab 20 m²): Stellt euch zwei Thermo-Hygrometer im Raum auf (am besten diagonal im Zimmer verteilt).

richtig lüften und heizen im Vogelzimmer mit Hygrometer

Um die Raumluft zusätzlich zu verbessern, kann ich aus eigener Erfahrung einen ordentlichen Luftreiniger (Werbelink) mit optional zuschaltbarer Befeuchtungsfunktion empfehlen. Wichtig ist, dass man Geräte mit verschiedenen Filtern (Vorfilter, Kohlefilter & HEPA-Filter) und einem separaten Wassertank nimmt. Reine Luftbefeuchter suggerieren zwar häufig auch eine bessere Raumluft, aber ohne gute Filter wird man der winterlichen Viren, Bakterien und Pilze nicht Herr. Einen ausführlichen Testbericht über zwei Geräte habe ich bereits auf meinem Blog veröffentlicht.

 

richtig lüften und heizen im vogelzimmer mit luftreiniger


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Teil 4 der Podcast-Serie von Ann Castro – Krankheiten (2)

Im vierten Teil der Podcast-Serie von und mit Ann Castro dreht sich alles um die am häufigsten bei Wellensittichen vorkommenden Krankheiten.

Im vorherigen Podcast ging es um Tumore, Viren und Macrorhabdiose (auch: Megas, Megabakterien oder Going-light-syndrome genannt). Auch redeten wir darüber, warum es so wichtig ist, sich die Ausscheidungen seiner Wellensittiche anzuschauen und täglich ein Auge darauf zu haben.

Parasiten (Milben und Trichomonaden)

Wellensittiche Blog ann castro und wencke sabrina schacht am häufigsten bei Wellensittichen vorkommenden Krankheiten
Zum Podcast hier klicken.

Im vierten und letzten Teil der Podcast-Serie von und mit Ann Castro sprechen wir über Parasiten und Aspergillose. Ich plaudere hier – leider wie man sagen muss – aus dem Nähkästchen, da ich alles bereits in meinem eigenen Wellischwarm erlebt habe. Bei den Parasiten geht es insbesondere um Milben und Trichomonaden. Wer meinem Blog schon länger folgt, der weiß, dass vor zwei Jahren Smeralda „Milbi“ bei uns eingezogen ist. Dass Grabmilben (auch Räudemilben genannt) kein lästiges Schönheitsproblem sind, sondern eine Krankheit, bei der es im fortgeschrittenen Stadium häufig um Leben und Tod geht, könnt ihr hier nachlesen. Milben müssen unbedingt von einem vogelkundigen Tierarzt behandelt werden! Sie sollten niemals mit Hausmittelchen oder Mitteln aus dem Zoofachladen in Eigenregie bekämpft werden!

Aspergillose bei Wellensittichen

Zu den am häufigsten bei Wellensittichen vorkommenden Krankheiten gehört auch Aspergillose. Aspergillose ist einfach gesprochen ein Pilz, der sich in den Luftsäcken befindet, und im fortschreitenden Verlauf das Atmen erschwert… bis der Vogel irgendwann qualvoll erstickt. Im Podcast erfahrt ihr mehr über das Erkennen von der Krankheit, über die Wichtigkeit von Röntgenbildern und über die Behandlung von Aspergillose. Um dem Pilz keine Chance zu geben, sich bei euren Vögel in die Atmungsorgane abzulagern, kontrolliert mit einem Hygrometer* die Räumfeuchte, lüftet regelmäßig und verbessert die Raumluft tagsüber mit einem Luftreiniger* mit Nanopartikelfilter. Mit qualitativ hochwertigem Futter und einer UV-Lampe* stärkt ihr zudem die allgemeine Widerstandsfähigkeit des Immunsystems der Wellensittiche.

So, nun genug der trockenen Theorie und viel Spaß beim Hören des Podcasts! 😀


Buchauswahl von der Papageienexpertin Ann Castro*

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Teil 3 der Podcast-Serie von Ann Castro – Krankheiten (1)

Zugegeben, am liebsten möchte man sich als Wellensittichhalter erst gar nicht mit dem Thema „Krankheiten“ beschäftigen. Dennoch ist es enorm wichtig, dass man die am häufigsten bei Wellensittichen vorkommenden Erkrankungen kennt.

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Zum Podcast bitte auf das Bild klicken.

Da man über Krankheiten ewig und drei Tage reden könnte (keine Angst, Ann und ich haben es nur zwei kurze Podcasts lang gemacht 😉 ), haben wir uns auf fünf Bereiche beschränkt: Tumore, Viren, Macrorhabdiose (auch: Megas, Megabakterien oder Going-light-syndrome genannt), Parasiten und Aspergillose. Im dritten Teil der Podcast-Serie „Wellensittiche halten“ reden Papageienexpertin Ann Castro und ich über gut- und bösartige Tumore, Viren, wie PBFD und Polyoma, sowie die allseits gefürchteten Megas… Wenn ihr jetzt denkt: „Ist ja kacke!“ Stimmt, über Vogelkot quatschen wir auch. Denn die „Wahrsageködel“ verraten mehr über den Gesundheitszustand, als man glauben mag. 😀

Nächste Woche geht es dann weiter mit dem letzten Teil der Podcast-Serie. Dort geht es um Parasiten, wie Milben und Trichomonaden, sowie Aspergillose. Reinhören lohnt sich also auf jeden Fall!

 

Über die Redner

Wellensittiche Blog Podcast Teil 1 Ann Castro Teaser

Ann Castro ist Papageientrainerin und bekannt aus diversen Tier-Formaten des Fernsehsenders VOX. In ihrer Vogelschule* geht es ihr darum, die Beziehung zwischen Haltern und Vögeln zu verbessern und Fehlverhalten zu korrigieren. Eines ihrer Herzensanliegen ist es auch, die Haltung und Ernährung zu optimieren, das Wohlbefinden und die Gesundheit zu steigern. Ann Castro ist Autorin diverser Bücher über Papageien und Sittiche.

 

Wellensittiche zahm im Schwarm teaser

Wencke Sabrina Schacht ist Wellensittichhalterin mit Laib und Seele. Seit frühester Kindheit begleiten sie die quirligen Australier. Im Laufe der Zeit hat sie viel Wissen über die Haltung, Pflege und Beschäftigung angesammelt. Ihren Erfahrungsschatz teilt Wencke regelmäßig auf ihrem Blog sowie auf ihren Social Media-Kanälen wie YouTube, Instagram, Facebook und Pinterest. Schaut gerne mal vorbei und lasst euch inspirieren!

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Fiat lux – Wie sehen Wellensittiche elektrische Lichtquellen?

Wegen der sehr hohen Aufmerksamheit und Relevanz dieses Beitrags, der dem letzten Newsletter entstammt, habe ich mich entschlossen, den Artikel auch als Blogbeitrag zu veröffentlichen. Die Abonnenten von Newsletter UND Blog bitte ich diese Doppelung zu entschuldigen. Erlaubt mir vorab noch drei Bemerkungen, mit der ich die häufigsten Fragen der unglaublichen Resonanz meiner Leser beantworten möchte:

1.) Viele Smartphones haben „versteckt“ in den Kameraeinstellungen eine Slow Motion-Funktion. Um diese schnell zu finden und gleichzeitig die „Bilder pro Sekunde“ herauszufinden, empfehle ich, das eigene Modell direkt im WWW zu googeln.

2.) Dieser Beitrag beschäftigt sich mit ALLEN Lichtquellen im Zimmer der Wellensittiche. Dementsprechend sollte man auch ALLE Lichtquellen überprüfen (TV, Bildschirme, Lampen, Lichterketter, Lavalampen, Stimmungslichter, beleuchtete Lichtschalter, etc.). Es handelt sich nicht konkret um einen Beitrag über spezielle UV-Lampen (auch wenn dies am Ende erwähnt wird). Völlig zurecht ist hier die Kritik laut geworden, dass jede BirdLamp Vor- und Nachteile hat. Ich denke, dass die Auswahl daher so beschränkt ist, weil die Nachfrage von Vogelhaltern leider noch viel zu klein ist. Man muss oft improvisieren und kann nur hoffen, dass irgendwann auch für uns die „eierlegende Wollmilchsau-Lampe“ auf den Markt kommt. Bis dahin rate ich zu einem gewissenhaften Umgang mit den quecksilberhaltigen Metalldampflampen.

3.) Wer sich partout nicht mit einer UV-Lampe anfreunden kann, dem (und allen anderen auch) empfehle ich, das fehlende Vitamin D3 künstlich zu supplementieren, um gravierende Mangelerscheinungen abzuwenden! Es gibt verschiedene Pulver, die man alle paar Tage (oder als Kur jeden Monat über sieben Tage) über das Trinkwasser oder das Frischfutter reichen kann. Da viele Wellensittiche Träger von Macrorhabdiose sind, sollte dringend auf ein zuckerfreies Präparat zurückgegriffen werden. Von meiner vogelkundigen Tierärztin habe ich das Präparat Prime* empfohlen bekommen und bin zufrieden, dass meine Megas-Patienten wunderbar damit klarkommen. Hier empfehle ich den Kauf der geringsten Mengeneinheit (20 g), da das Präparat durch die Luftfeuchte nach ein paar Monaten anfängt zu klumpen. Im weißen Pulver kann man immer schwer sehen, ob sich bereits Schimmel gebildet hat. Daher lieber kleine Mengen kaufen und regelmäßig austauschen.

So, und nun viel Spaß beim Lesen! 😉

 

Diesmal dreht sich alles um das Thema „Licht im Freiflugzimmer“. Gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit lassen wir tagsüber nicht nur vermehrt das Licht für unsere Wellensittiche an, sondern halten uns generell öfter und länger in unserer künstlich beleuchteten Wohnung auf. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, wie unsere Vögel ihre Umwelt wahrnehmen und wie wir es ihnen in der Winterzeit bei uns gemütlich machen.

Um zu verstehen, warum das Thema so wichtig ist, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Biologie machen und uns der Funktionsweise des Vogelauges bewusst werden: Bei Wellensittichen und anderen Vögeln beträgt die Zahl der wahrgenommenen Einzelbilder bis zu 180 Bilder pro Sekunde. Im Vergleich dazu: Menschen sehen je nach Bildkontrast und -helligkeit nur zwischen 10-70 Bilder in der Sekunde. Die Fähigkeit des Auges zur Auflösung eines Bewegungsablaufes in Einzelbildern nennt man übrigens Flickerfusion (also merken, falls ihr mal bei Günther Jauch seid und mir dann die Hälfte eurer Million überweisen 😉 ).

Flickerfusion: Wellensittiche sehen bis zu 180 Bilder pro Sekunde

Auf, wie ich finde, ziemlich beeindruckende Weise kann man im folgenden Video sehen, dass man sich niemals auf sein eigenes Empfinden verlassen sollte, was die Lichtquellen im Zimmer angeht, in dem die Vögel untergebracht sind. In der ersten Aufnahe zeige ich drei LED-Lichterketten, die für uns Menschen ein angenehmes und stimmungsvolles Licht verbreiten. In der Slow Motion-Einstellung hingegen sieht man die fundamentalen Unterschiede: Die Lichterkette in der Küche („Zimmer 1“) wäre für Wellensittiche ein echter Albtraum. Die im Schlafzimmer („Zimmer 2“) ist kurzfristig noch halbwegs erträglich für Vogelaugen und die Lichterkette im Wohnzimmer („Zimmer 3“) ist völlig flackerfrei. Alle drei Lichterketten sind vom selben Hersteller und zur gleichen Zeit am gleichen Ort gekauft worden. Die wenigsten vermuten derartige Unterschiede! Selbst preislich kann man nicht feststellen, ob es ein vogelfreundliches Leuchtmittel ist oder nicht.

Einfacher Test mit der Slow Motion-Funktion des Smartphones

Den Test im Video habe ich wegen der Vergleichbarkeit mit drei Lichterketten gemacht. Natürlich sollte man ausnahmslos JEDE Lichtquelle, wie Lampen, Stimmungslichter, Kontrolllämpchen, Lichterketten, Computer- und Fernsehbildschirme sowie alles andere an elektrischem Licht im Zimmer der Vögel prüfen! Am einfachsten macht ihr das mit der Slow Motion-Funktion eures Smartphones. Wenn ihr die Bilder pro Sekunde nicht selber einstellen könnt, googlet die voreingestellten B/S, damit ihr einen Orientierungswert habt. Sämtliche Lichtquellen, die flackern sollten möglichst aus dem Umfeld der Vögel entfernt werden. Beim Neukauf von Lampen & Co. führt man den Test am besten schon im Geschäft durch, um Fehlkäufe zu vermeiden.

Falls ihr euch fragt: „Hat die Schacht allen Ernstes alle Leuchtmittel für ihr Vogelzimmer vorher im Baumarkt gefilmt?“ Ja, hab ich! Und ja, ich kam mir dabei saudoof vor… 😀

Eine Erfahrung, die ich in diesem Zusammenhang mit (LED-)Leuchtmitteln noch gerne mit euch teilen möchte: Flackerfreie LED-Lampen sind in der Regel nicht teuer (das ist der positive Teil des Satzes), müssen aber Zuhause regemäßig geprüft und gegebenenfalls ersetzt werden (das ist der negative Teil, aber das habt ihr sicher schon geahnt!). Ich hatte mir damals einen schönen, flackerfreien Deckenfluter für meine Einraumwohnung geholt und ehrlich gesagt nicht wirklich daran gedacht, regelmäßig nachzuprüfen. Viereinhalb Jahre später habe ich durch Zufall ein Slow Motion-Flugvideo von Icaro gemacht und dabei ist mir erst aufgefallen, dass der Deckenfluter altersbedingt angefangen hat zu flackern. Meine „trägen“ Augen haben lediglich in den Monaten davor festgestellt, dass er nicht mehr so hell ist wie früher… Seitdem kontrolliere ich drei bis vier Mal im Jahr alle Leuchtmittel im Vogelzimmer! Das Prüfen aller Lichtquellen (ja, auch des Fernsehers!) sind wir unseren Wellensittichen mehr als schuldig und sollte keinesfalls als optionaler Schnickschnack abgetan werden!

UV-Vogellampen für Wellensittiche

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Das Licht der Bird Lamp sieht für uns Menschen oft wenig romantisch aus… die beiden Wellensittiche hingegen sehen das komplett anders. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Besonders in den Wintermonaten kann ich allen Wellensittichhaltern ans Herz legen, sich zusätzlich für eine spezielle Bird Lamp* zu entscheiden. Wellensittichaugen haben nämlich die Fähigkeit zur Ultraviolett-Sicht (UV-Perzeption), die eine entscheidene Rolle bei der Balz, Partnerwahl und der Futteraufnahme spielt. Eine Vogellampe mit UVA-Spektrum ermöglicht es unseren gefiederten Lieblingen – zumindest in einem gewissen Radius – Farben richtig sehen zu können. Fast noch wichtiger ist der UVB-Anteil, der für einen funktionierenden Stoffwechel (zum Beispiel Calciumstoffwechsel oder Vitamin D-Produktion) bei Heimvögeln lebensnotwenigt ist. Selbst in hellen Zimmern und im Sommer sollte solch eine Vogellampe regelmäßig zum Einsatz kommen, da Glasscheiben sowohl für UVA- als auch für UVB-Strahlung undurchlässig sind. Einen guten und sehr ausführlichen Bericht zu dem Thema „Bird Lamp“ gibt es auf dem Sperlingspapageien Blog.

Meinen Bericht möchte ich abschließend mit einem Zitat aus dem Kompendium der Ziervogelkrankheiten* von Kaleta und Krautwald-Junghanns untermauern.

Aus der Fähigkeit der UV-Perzeption sowie der hohen Flickerfusionsfrequenz des Vogelauges ergeben sich Konsequenzen für eine artgemäße und tierschutzgerechte Haltung unter elektrischem Licht. Kunstlicht […] weist eine für das menschliche Auge kaum sichtbare Flickerfrequenz (Stroboskopeffekt infolge wechselstrombedingter Ein-Aus-Schaltungsrhythmen) auf. Hierdurch können möglicherweise Verhaltensstörungen wie Federpicken („Rupfen“, Anm. d. Red.), ausbleibendes Paarungsverhalten und Unsicherheiten bei der Nahrungsaufnahme ausgelöst oder begünstigt werden. Zur Gewährleistung einer artgemäßen und tierschutzgerechten Haltung ist daher bei Kunstlichthaltung die Verwendung von auch im UV-Spektrum emittierenden Neonröhren (sog. full spectrum light oder true light) anzustreben. Flackerfreies Licht […] kann durch Vorschaltung eines elektronischen Gleichrichters […] sichergestellt werden.

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Neue Serie: Häufige Krankheiten bei Wellensittichen

Mit diesem kurzen Blogbeitrag kündige ich eine neue Serie an, die viele sicher interessieren wird. Ich werde die fünf häufigsten Krankheiten und Krankheitsbilder bei Wellensittichen darstellen und die Berichte um persönliche Erfahrungen erweitern. Dafür bitte ich euch um Mithilfe.

Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich mich für eure zahlreichen Rückmeldungen auf die Umfrage „Themen 2019“ im Beitrag Rückblick 2018 bedanken. Eure Feedbacks sind mir sehr wichtig! So werde ich wunschgemäß künftig verstärkt meine Themenbeiträge mit entsprechenden Videos ergänzen. Bei der neuen Serie über Krankheiten würde ich mich daher über Bild- und Videomaterial sowie Röntgenbilder von euch freuen, um eine größere Variation der Krankheitsausprägungen zu zeigen. Auch eure persönlichen Erfahrungen zu den folgenden Krankheiten dürft ihr mir gerne schicken. Die fünf geplanten Beiträge sind:

  • Macrorhabdiose
  • Tumore
  • Trichomonaden
  • Aspergillose
  • Legenot

Sie ergänzen damit den beliebten Beitrag Milben bei Wellensittichen. Im Gegensatz zur Serie Basiswissen Wellensittiche werden die fünf Teile nicht hintereinander erscheinen, sondern über das ganze Jahr 2019 verteilt. Damit möchte ich vor allem jenen gerecht werden, die mit knapper Mehrheit für die Themenbereiche „Einrichtung, Ausstattung, Spielzeug“ sowie „Lustiges aus dem Alltag mit Wellensittichen“ gestimmt haben. Nach dem Beitrag über die Latte-Macchiato-Mutter haben sich diese beiden Topics im Ranking nämlich letzte Woche an den Krankheiten vorbeigeschummelt 😉

Zwei Sachen habe ich noch: Seit Mitte Dezember werden Jessica, Rebecca und ich wieder vermehrt mit Anfragen in Bezug auf Vermittlungen angesprochen. Derzeit suchen 20 Wellensittiche in den Ballungsräumen Berlin, Kiel und Sachsen teils alleine, teils zu zweit ein neues Zuhause. Liebe Menschen aus diesen Regionen mit freien Plätzen würde ich einladen, sich auf der Vermittlungsseite umzuschauen. Wetterbedingt möchten wir derzeit keine Wellensittiche in den süddeutschen Raum versenden, was die Vermittlungschance leider einschränkt. Dies ist aber möglich, sobald die Temperaturen wieder transportgerechter sind.


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Handicap-Wellensittiche Teil 1: Körperliche Behinderungen

Langsam segelt die Schwungfeder zu Boden. Es war die letzte an Antonias rechtem Flügel. Ich weiß, was das heißt… und fünf Minuten später wusste es auch Antonia!

Wellensittich_Schwungfedern fehlenVerwirrt sitzt sie mitten im Zimmer auf dem Boden und schlägt ängstlich mit den Flügeln. Blöde Mauser! In den nächsten Wochen wird Antonia wohl meine fürsorglich aufgestellte Leiter nehmen müssen, um wieder in den Käfig zu gelangen, bis ihre äußeren Schwungfedern wieder nachgewachsen sind.

Im Leben eines Wellensittichs kann es mauser- oder unfallbedingt immer wieder mal zu temporären körperlichen Einschränkungen kommen. Einige Tiere bleiben aber leider für immer gehandicapt. Da dies jedem Wellensittich (und damit auch Wellensittichhalter) treffen kann, möchte ich in einer dreiteiligen Serie die Facebook-Gruppe „Wellensittiche Senioren & Handicaps“ zu Wort kommen lassen. Neben unfallbedingten Handicaps wird Janina, eine der drei Admins der Gruppe, auch über Behinderungen berichten, die krankheits- oder geburtsbedingt sind.

Einige Mitglieder dieser Gruppe, unter ihnen Annett, Elfi, Melanie, Natascha und Tatjana, haben uns für das gemeinsame Projekt Bilder und Videos zur Verfügung gestellt. Sie möchten Haltern von Wellensittich Senioren & Handicaps ihre Lösungsansätze und Ideen weitergeben und zeigen, dass auch körperlich eingeschränkte Tiere ein lebenswertes Leben haben.

Über die Facebook-Gruppe „Wellensittiche Senioren & Handicaps“
von Janina

Die Idee für diese spezielle Gruppe entstand aus dem Wunsch, Wellensittichhaltern mit Handicap- und Senioren Vögeln eine Plattform zu bieten, auf der sie sich austauschen können, Probleme teilen und sich gegenseitig unterstützen. Halter mit den gleichen Sorgen um ihre Tiere wissen am ehesten einen guten Rat – oder sind einfach da, um nach einer guten Lösung für das eigene Sorgenvögelchen zu suchen, um andere zu trösten oder um die Freude über kleine Fortschritte zu teilen.

PBFD www.birds-online.de

Unter Handicap verstehen wir nicht nur körperlich eingeschränkte Wellensittiche, sondern auch jene, die an einer Gefiederstörung leiden, organische Probleme oder chronischen Erkrankungen haben. In dieser Gruppe dürfen wir auch daran teilhaben, wie glücklich ein nackiges PBFD*-Vögelchen ein Basilikumbad nimmt oder eine flugunfähige Henne die heißesten Liebesbekundungen mit ihrem Hahn austauscht.

Neben dem Kontakt zu gleichgesinnten Haltern, findet ihr aber auch viele hilfreiche Informationen zu verschiedenen Themen. Außer den Standard-Dateien, wie einer Liste für vogelkundige Tierärzte, Empfehlungen zu Onlineshops, Ernährungstipps usw., arbeiten die Admins auch an speziellen Informationen und PDFs. Hier findet man Infos zu der Ernährung bei Megabakterien und Lebererkrankungen, Tipps für spezielle Käfigeinrichtung oder ein Wiege- und Medizinplan zum Ausdrucken.

Wir freuen uns über jedes neue Mitglied und alle, die sich aktiv beteiligen. Wir profitieren vom Wissen anderer, geben unsere eigenen Erfahrungen weiter und so schließt sich der Kreislauf. Hast auch du einen älteren und / oder gehandicapten Wellensittich, schreibe dich in unsere Facebook-Gruppe „Wellensittiche -Senioren& Handicaps-„ ein.

* PBDF: Psittacine Beak and Feather Disease („Schnabel- und Federkrankheit bei Papageien“). Mehr Infos auf www.birds-online.de

Erster Teil: Wellensittiche mit körperlichem Handicap

Wellensittich_körperliche Handocaps
Unsere Lieblinge können durch die verschiedensten Unfälle im Haushalt, das Zusammenleben mit den falschen Vogelarten, durch Geburtsfehler oder Fehler in der Aufzucht zu einer körperlichen Behinderung kommen. Dieses Wort verwende ich höchst selten, denn ich kann kaum eine Hinderung im Sozialverhalten und dem täglichen Leben meiner flugunfähigen Wellensittiche feststellen. Dies erreicht man aber nur, indem man einiges an Zeit und etwas Geld aufwendet, um eine Umgebung zu schaffen, die der Wellensittich mit seinem Handicap gefahrlos und sicher erkunden kann. Der Halter läuft zu kreativer Höchstform auf, indem er immer neue Hilfen bastelt, um seinen Lieblingen ein angenehmes Leben zu bereiten. Häufig entstehen ganze Kletterwälder, damit der Wellensittich an allen Aktivitäten des Schwarms teilhaben kann.

Plätze zum ausruhen laden nicht nur „Handicaps“, sondern auch Senioren zum Verweilen ein. Gepolsterte Stangen lindern bei Druckgeschwüren den Schmerz. Käfig- und Fußböden, die mit weichem Material oder Decken ausgelegt, sind bieten Schutz vor Verletzungen bei Stürzen.

Das allerwichtigste für einen gehandicapten Wellensittich ist der Kontakt mit seinen Artgenossen. Wie wir wissen, sind Wellensittiche Schwarmtiere und dieses Bedürfnis wird durch körperliche Einschränkungen nicht gemindert. Es ist sogar essenziell für die Vögel, denn der Kontakt zu Artgenossen trägt zum einem zum Wohlbefinden bei, als auch in einem hohen Maße zur Gesunderhaltung und Verbesserung einiger Behinderungen. Das Schwarmleben animiert zum Beispiel einen flugunfähigen Vogel sich zu bewegen, um an den täglichen Aktivitäten wie der Futtersuche oder dem Badevergnügen teilzuhaben. Ein appetitloser Vogel wird durch das Fressverhalten der Kollegen dazu angeregt auch Futter aufzunehmen oder sich von dem Partner füttern zu lassen.

Neben flugunfähigen Wellensittichen gibt es noch körperliche Einschränkungen wie amputierte/fehlende oder gelähmte Gliedmaßen, Missbildungen der verschiedensten Körperteile, Spreizbeinchen und Schnabeldefekte, um nur die häufigsten zu nennen.

von Janina

Im zweiten Teil erfahrt ihr mehr über Handicaps, die durch Erkrankungen ausgelöst werden.