Neue Serie: Häufige Krankheiten bei Wellensittichen

Mit diesem kurzen Blogbeitrag kündige ich eine neue Serie an, die viele sicher interessieren wird. Ich werde die fünf häufigsten Krankheiten und Krankheitsbilder bei Wellensittichen darstellen und die Berichte um persönliche Erfahrungen erweitern. Dafür bitte ich euch um Mithilfe.

Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich mich für eure zahlreichen Rückmeldungen auf die Umfrage „Themen 2019“ im Beitrag Rückblick 2018 bedanken. Eure Feedbacks sind mir sehr wichtig! So werde ich wunschgemäß künftig verstärkt meine Themenbeiträge mit entsprechenden Videos ergänzen. Bei der neuen Serie über Krankheiten würde ich mich daher über Bild- und Videomaterial sowie Röntgenbilder von euch freuen, um eine größere Variation der Krankheitsausprägungen zu zeigen. Auch eure persönlichen Erfahrungen zu den folgenden Krankheiten dürft ihr mir gerne schicken. Die fünf geplanten Beiträge sind:

  • Macrorhabdiose
  • Tumore
  • Trichomonaden
  • Aspergillose
  • Legenot

Sie ergänzen damit den beliebten Beitrag Milben bei Wellensittichen. Im Gegensatz zur Serie Basiswissen Wellensittiche werden die fünf Teile nicht hintereinander erscheinen, sondern über das ganze Jahr 2019 verteilt. Damit möchte ich vor allem jenen gerecht werden, die mit knapper Mehrheit für die Themenbereiche „Einrichtung, Ausstattung, Spielzeug“ sowie „Lustiges aus dem Alltag mit Wellensittichen“ gestimmt haben. Nach dem Beitrag über die Latte-Macchiato-Mutter haben sich diese beiden Topics im Ranking nämlich letzte Woche an den Krankheiten vorbeigeschummelt 😉

Zwei Sachen habe ich noch: Seit Mitte Dezember werden Jessica, Rebecca und ich wieder vermehrt mit Anfragen in Bezug auf Vermittlungen angesprochen. Derzeit suchen 20 Wellensittiche in den Ballungsräumen Berlin, Kiel und Sachsen teils alleine, teils zu zweit ein neues Zuhause. Liebe Menschen aus diesen Regionen mit freien Plätzen würde ich einladen, sich auf der Vermittlungsseite umzuschauen. Wetterbedingt möchten wir derzeit keine Wellensittiche in den süddeutschen Raum versenden, was die Vermittlungschance leider einschränkt. Dies ist aber möglich, sobald die Temperaturen wieder transportgerechter sind.


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Die Latte-Macchiato-Mutter

Oder: Wie man den Schein, alles unter Kontrolle zu haben, aufrechterhält.

‚Gebildete Großstadt-Frau in den 30ern, mit gut gepflegten Netzwerken, die im Bio-Supermarkt einkauft, einen Luxus-Kinderwagen schiebt und Ökostrom bezieht. […] Sie schlürft Soja-Frappuccino und für den kleinen Friedrich oder die süße Lotta gibt es ein Glas Milchschaum. Arbeitet in der Kreativ-Branche, vielleicht mit Home-Office. Hohes Maß an Work-Life-Balance!‘, lese ich im Internet.

Irgendwie fühle ich mich ertappt. Unangenehm berührt, schaue ich mich vorsichtig um. Sitzt der Autor dieser Definition vielleicht gerade am Nebentisch? Unwahrscheinlich. Dennoch fühle ich mich beobachtet. Der Begriff der Latte-Macchiato-Mutter hat, vermutlich auch weit über den Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg hinaus, eine negative Konnotation. Wieso eigentlich? Sozialneid? Oder weil man jenen Müttern unterstellt, trotz Kind scheinbar krampfhaft an ihrem alten Leben festhalten zu wollen? So dekadent es auch nach außen hin wirken mag, ich bin der festen Überzeugung, das jede ihren Grund hat und man ihr die 15 Minuten im Cafe doch bitte gönnen sollte!

wellensittiche blog_minerva auf der schaukelMein Grund heißt Minerva. Vorneweg, ich liebe sie. Wirklich! Sie ist das tierische Pendant zu meinem Sohn… Mit anderen Worten, der Teufel mit Engelsflügeln, der Wolf im Schafspelz, die Abrissbirne in Welliform! Auch akkustisch stehen sich Kind und Vogel in Nichts nach: Zwar sind wir noch etwas von den 188 db eines Pistolenkrebses entfernt, aber in der 50er Jahre-Wohnung mit seinen hohen Wänden und schlauchförmigen Zimmern, tut das Echo eines jeden Schreies sein Übriges. Jeder geht damit auf seine Weise um: mein Freund hat seine Arbeitszeit von 30 Wochenstunden auf 48 angehoben und lässt sich statt für 8-Stunden-Dienste lieber für die 12er-Schichten einteilen… und ich nehme mir eine Auszeit im Cafe. Und einen Latte-Macchiato gegen den Schlafmangel. Während Sohni in seinem „Farrari“ neben mir ein Nickerchen macht (warum jetzt und nicht in der Nacht???), sinniere ich über die Erziehung von Kindern und Wellensittichen.

wellensittiche blog_sofa aufgefressenErst letztens hatte ich eine interessante Debatte auf meinem Instagram-Account über die Erziehung von Wellensittichen. Auslöser war ein kurzes Video, auf dem drei meiner Hennen genüsslich dabei waren, mein Rattansofa zu schreddern. Viele Jahre lang hat es niemanden interessiert. Es stand da, in der hintersten, dunkelsten Ecke und war die letzte Bastion, die ich in meiner Wohnung mein Eigen nennen konnte. Seit der Geburt meines Sohnes und den damit verbundenen immer kürzer werdenden Aufenthalten im Vogelzimmer, ist nun auch sie gefallen. Minerva sei Dank!

Als mich am 2. Juli 2018 spät in der Nacht einen Hilferuf über meine Facebook-Seite ereilte, wusste ich noch nicht, dass das Unheil bereits seinen Lauf genommen hatte. Dem Bruder einer meiner Leserinnen ist ein Wellensittich direkt in die Küche geflogen und kackte fröhlich von der Deckenlampe auf den Esstisch. Warum ich da nicht schon gleich geschaltet hatte, weiß ich bis heute nicht.

Während im Winter das Entfliegen für Wellis oft bereits in der ersten Nacht das sichere Todesurteil bedeutet, haben sie im Sommer zumindest in den ersten Tagen eine gute Prognose gefunden und versorgt zu werden. Der Sommer 2018 war extrem: Meine Bekannte und ich waren noch nie so viel im Einsatz, entflogene Wellensittiche einzufangen. Leider lassen sich die meisten Halter der Fundwellis nicht mehr ausfindig machen. Gerade in den Sommerferien muss man damit rechnen, dass die Vögel nicht „freiwillig“ entflogen sind. Egal zu welcher Jahreszeit man einen Wellensittich findet, er muss in der Regel sofort tierärztlich versorgt werden. Zum einen, da Stubenwellis mit ihrem schnellen Stoffwechsel draußen nicht ausreichend zu fressen finden und oft so stark ausgehungert sind, dass die ersten Mahlzeiten sogar per Kropfsonde verabreicht werden müssen, und zum anderen, weil sich die geselligen Schwarmtiere gerne kleineren Singvögeln anschließen und sich ratzfatz Milben, Würmer, Trichomonaden und Co einfangen. Ein unverzüglicher Besuch bei einem vogelkundigen Tierarzt ist also auch dann immer ratsam, selbst wenn man den Fundvogel separat von seinen Wellis unterbringen könnte oder (aktuell) keine Vögel hält. Bedauerlicherweise bin ich schon oft von Menschen angeschrieben worden, die keine Ahnung von Wellensittichen hatten, und die weder zu einem vogelkundigen Tierarzt gehen wollten, noch mein Hilfsangebot, den Welli sofort abzuholen, annahmen. Ganz nach dem Motto: „Ich hab’s gefunden. Es ist süß und plüschig. Ich behalt’s!“ Oft tippt man sich in diesem Fall umsonst die Finger blutig. Das Ende vom Lied ist, dass diese (mit Sicherheit ja gut gemeinten) Selbstversuche oft mit dem Tod des betroffenen Tieres scheitern. Es macht mich immer sehr traurig und ehrlich gesagt auch wütend. Wenn man einen entlaufenen Hund findet, nimmt man ihn ja auch nicht mit nach Hause und guckt ihm dann seelenruhig beim Sterben zu, während man dabei völlig verdutzt feststellt, dass man weder Ahnung noch Futter hat. Ups!

wellensittiche blog_minervaMinerva hatte Glück! Sie hatte sich die Wohnung eines verantwortungsbewussten Juristen ausgesucht, der noch in der selben Nacht nach unserem Telefonat die Küchenfenster sicherte, Bügel als Landeplätze aufhing und alles Gefährliche aus der Küche räumte. Am nächsten Nachmittag war ich zum Keschern eingeladen worden, um den Luftwurm einzufangen und in eine Vogelpraxis zu bringen. Wie von Juristen zu erwarten, hatte er sich völlig korrekt verhalten und auf der zuständigen Polizeistation und im Tierheim eine Fundmeldung gemacht sowie Onlineanzeigen geschaltet und Flugblätter in der Nachbarschaft verteilt. Da alles nun hochoffiziell war, musste ich mich an die Auflage halten, dass ich den Welli für sechs Monate behalten und nicht weitervermitteln durfte, falls sich in der Zeit der Besitzer meldet. Das nur als langatmige Erklärung, warum ein Welli kam, sie zu knechten, sie alle zu finden, in den Wahnsinn zu treiben und ewig zu binden… Seit dem 3. Januar 2019 ist Minerva nun offiziell in „mein Eigentum“ übergegangen, da niemand das kleine Biest wiederhaben wollte. Warum nur? Ich vermute eine Mischung aus Erleichterung, sie los zu sein, und Angst vor meinen seitenlangen Schadensersatzansprüchen.

wellensittiche blog_minerva lauertMinerva (ich hätte sie lieber Pandora nennen sollen!) ist wahnsinnig schlau. Das Problem bei schlauen Wesen ist, dass sie sich schnell langweilen. Genau wie mein Sohn scheint sie mir immer einen Schritt vorraus zu sein, egal wie sehr ich mich anstrenge, sie zu beschäftigen. Vor drei Wochen dann habe ich kapituliert: mein Repertoire an Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten war vorerst ausgeschöpft! Und über die Feiertage kam ich auch nicht an Nachschub. Das störte Minerva aber nicht sonderlich und fing an meine Tapete von der Wand zu pflücken. Ihre Girlgang, bestehend aus Daphna und Smeralda, machte fröhlich mit. Mit vielen Provisorien verhinderte ich den Durchbruch in die Nachbarwohnung und war glücklich, als die Nagewut scheinbar von einem auf den anderen Tag aufhörte. Ich wog mich in Sicherheit. Phase überstanden?! Die folgenden Tage war es verdächtig ruhig im Vogelzimmer. Aber jedes Mal, wenn ich die knarrende Tür öffnete, flatterte es kurz und noch bevor ich den Kopf durch den Spalt stecken konnte, saßen sie alle einträchtig und mit unschuldigem Blick auf dem Käfig.

Kurz vor Silvester machte ich dann meinen Jahresputz, bei dem ich auch alle Möbel abrücke, um dahinter zu saugen und zu wischen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als mir dabei das halbe Sofa in Granulatform entgegen kam. Boah, war ich stinkig!

wellensittiche blog_minerva im käfigAuf meinen hochemotionalen Post auf Instagram kamen dann Tipps, wie „laut ‚Nein!‘ sagen“ oder „verscheuchen“ und „einsperren“. Aus dem ersten Impuls heraus sicher menschlich. Nur leider verstehen Wellensittiche den Zusammenhang nicht, vor allem, wenn man sie nicht inflagranti erwischt, was bei meiner Tür und einem separaten Vogelzimmer nahezu unmöglich ist. Auch wenn uns unsere Tiere manchmal in den Wahnsinn treiben, ist Prävention besser als vermenschlichte Erziehung und Bestrafung. Also kaufte ich mir am Folgetag ein gigantisches Laken und deckte das Sofa ab. Jetzt kommt keiner mehr an das Rattan heran. Ich kann mich nun zwar auch nicht mehr draufsetzen, aber das ist… nun ja, mein Pech! Um zu verhindern, dass gleich wieder an die Tapete gegangen wird, habe ich große Weidentunnel und Weidenkugeln gekauft. „Äh, was sagst du?“ Ok, ‚kaufen lassen‘ soll ich schreiben, moppert mein Freund aus dem Nebenzimmer. Also, wie auch immer, wir haben Alternativen geschaffen, auf die wir jetzt die Aufmerksamkeit unserer Wellensittiche lenken.

Kurz und knapp: Habt ihr auch fliegende Abrissbirnen, dann legt euch nicht mit ihnen an. Ihr werdet eh den Kürzeren ziehen. Anbrüllen, einsperren, verjagen usw. macht das Verbotene noch spannender. Besser ist es, neue Anreize zu schaffen und das Interesse der Wellensittiche auf erlaubte Dinge umzulenken. Das schont die Nerven und ist tiergerechter!

Im Cafe denke ich beim letzten Schluck Latte-Macchiato wieder an die Definition aus dem Internet: „Arbeitet in der Kreativ-Branche…“ Es lässt sich definitiv nicht leugnen, dass wir Wellensittichhalter/innen mit Sicherheit die erfindungsreichsten und unkonventionellsten aller Tierhalter sind! Natürlich ist mir bewusst, dass die Lakenlösung nicht für die Ewigkeit ist. Bevor ich aufstehe und das Cafe verlasse, schnappe ich mir nochmal meinen Block und den Bleistift und rechne: ca. 714.000 cm² Rattan hat mein Sofa für 799,90 Euro. Würde ich die selbe Menge in Weidenkugeln haben wollen, wären dies rund 3.550 Kugeln für ingesamt 7.455 Euro. Kurzerhand beschließe ich, meinen Wellensittichen künftig einmal jählich ein neues Sofa zu kaufen. Damit ist nun auch mein „hohes Maß an Work-Life-Balance“ wieder hergestellt und ich kann zufrieden meinen Luxus-Kinderwagen wieder nach Hause schieben.

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Rückblick 2018

„An Kindern merkt man, wie schnell die Zeit vergeht“, heißt es immer und in der Tat kann ich es kaum glauben, dass schon wieder ein Jahr rum ist. Mir ist, als wäre es gestern gewesen, als ich am Laptop saß und den Rückblick 2017 verfasst hatte. Ich möchte nicht lügen, aber seit Einsetzen meiner Erinnerungen kann ich mich an kein besseres und glücklicheres Jahr als 2018 entsinnen.

Wie sicher die meisten wissen, bin ich Ende 2017 Mutter eines kleinen Sohnes geworden. Im gesamten Jahr 2018 bin ich daher in Elternzeit gewesen und habe neben dem Alltag mit Kind und Wellis auch viele Projekte und Dinge umsetzen können, zu denen mir bisher immer die Zeit gefehlt hat.

Vermittlungswellensittiche 2018Im Januar hatten wir als Pflegestelle den bisher größten Schwarm aufgenommen: zwei Elterntiere mit sechs Jungtieren. Die Eltern haben wir nach langem Zögern behalten, da der Hahn Megas-Patient (Macrorhabdiose) ist und lange separat behandelt werden musste. Für die Jungvögel haben wir richtig tolle, neue Zuhause gefunden. Da meine Freundin Jessi und ich strenge Kritierien an die neuen Zuhause von Vermittlungswellis haben, zogen die letzten Küken erst Ende März aus. Das Warten und Suchen hat sich aber gelohnt und allen Wellensittichen geht es wunderbar. An der Stelle liebe Grüße an Yiek, Hugo und Albert, Hansi, Nina und Tonks.

 

hundkatzemaus Diana Eichhorn Wellensittiche VOX Wencke Im Februar bin ich spontan vom hundkatzemaus-Team wegen eines Drehs über die häufigsten Fehler in der Wellensittichhaltung angesprochen worden. Der Drehtag war sehr aufregend und eine außergewöhnliche Erfahrung für mich und meine Wellensittiche. Die Folge war dann am 17. März 2018 auf VOX zu sehen und hat für ein großes Echo unter Wellihaltern gesorgt. Besonders gefreut habe ich mich über die vielen Zuschriften von Haltern, die ihre Tiere bisher in Einzelhaltung und/ oder zu kleinen Käfigen hielten und nach der Folge dies zum Positiven geändert haben.

Wencke_rbbKurz nach der Ausstrahlung im März kam ein Filmteam des rbb auf mich zu. Sie wollten für einen kurzen Einspieler mit mir in meinem Vogelzimmer drehen. Die Regie dachte sich wohl, dass es total lustig sei, einen „Fashion Punk“ zu zeigen, der scheinbar mit jemandem außerhalb der Kameraeinstellung flirtet und statt eines coolen Typen kommt dann ein Wellensittich angeflogen. Icaro war so nett und ließ sich trotz der aufregenden Kameratechnik und etlicher Wiederholungen artig per Handzeichen locken und auf meinem Finger nieder. Leider wurde der Trailer noch nicht ausgestrahlt, weshalb ich das Material nicht zeigen darf. Nur ein Foto hinter den Kulissen… *alleMalLachen* 😀

Im Niemandsland 2018 Hinter den Kulissen Filmtier WellensittichIm April flatterte uns der nächste Auftrag ins Haus. Für einen Spielfilm, der kurz nach dem Mauerfall spielt, wurde ein Wellensittich gesucht. Zwar ist die Szene, in der Numidio zu sehen sein wird, nur sehr kurz, aber seine Rolle als „Willi 3“ im Minikäfig ist Sinnbild für die Mauer… bla bla bla… so zumindest der Regisseur. Der Film „Im Niemandsland“ wird vermutlich erst dieses Jahr gezeigt.

 

Tierschutzfestival Berlin 2018Mein persönliches Highlight in Sachen „Wellensittiche“ war das Tierschutz Festival im Mai in der Kulturbrauerei Berlin. Hier hatte ich mit Welli-Freunden an einem Stand zur artgerechten Haltung von Wellensittichen beraten. Ich war schockiert, wie viele Wellensittiche noch einzeln gehalten werden und wie vehement die Halter/innen ihre Haltungsform verteidigen. Dennoch konnten wir einen Beitrag zur besseren Haltung bieten und Aufklärung leisten.

Ganz im Sinne meiner gesammelten Eindrücke startete ich im Mai/Juni die umfangreiche 10-teilige Serie „Basiswissen Wellensittiche“. In dieser Serie gehe ich leicht verständlich auf die zehn wichtigsten Punkte in der Haltung von Wellis ein und hoffe, über die diversen Social Media-Kanäle möglichst viele Menschen abzuholen. Besonderen Schwerpunkt habe ich dabei auf meinen YouTube-Kanal gelegt, da erfahrungsgemäß dort die meisten unerfahrenen Halter über Videos versuchen an Informationen zu kommen.

Bis Ende Juli/ Anfang August haben wir beschlossen, unsere Vermittlungsvoliere im Wohnzimmer abzubauen, da mein Sohn immer lebendiger geworden ist und anfing, alles aufzumampfen, was aus dem Käfig fiel. Natürlich bieten wir immer mal wieder einem Notfall eine mehr oder weniger lange Unterkunft bis zur Vermittlunga, aber nicht mehr in dem Umfang, wie von Dezember 2017 bis August 2018. Die bis zu 17 Wellensittichen in fünf Käfigen in drei Zimmern wurden mir zunehmend etwas zu viel… zumal der Sommer echt heiß, das Baby echt agil und ich „schon wieder“ schwanger bin. 😉

Zu Beginn der Elternzeit hatte ich mir eigentlich vorgenommen ein Buch zu schreiben. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder so nette und positive Rückmeldungen von euch erhalten, dass ich dieses Projekt wahr werden lassen wollte. Und wenn nicht während der Elternzeit, wann dann? Mit 12 Wellis, zwei Kindern, einem Fernstudium und einem 40-Stunden-Job so ein Projekt umzusetzen… eher nein! Wie ihr euch am „eigentlich“ schon denken könnt, ist daraus nicht mehr als ein vages Konzept und ein paar angefangene Kapitel geworden. Das ist aber nicht weiter schlimm, da ich Seit Mitte des Jahres in der Papageienzeit, einem Magazin für Sittich- und Papageienhalter, zwei Rubriken übernommen habe: die Kinderseite „Wenckes Wellis“ und den Extrateil „Wellis Welt“ für interessierte Wellensittichhalter. Im selben Verlag erscheint seit September auch das neue Magazin „HausTier Umschau“, das kostenlos in vielen Tierarztpraxen in Deutschland ausliegt oder über einige Futtermittelshops verteilt wird. Hier schreibe ich ebenfalls exklusiv für die Wellensittich-Rubrik.

Zur gleichen Zeit habe ich im Sommer einen viermonatigen Fortbildungskurs im Onlinemarketing belegt, dessen Inhalte ich gleich zur Verbesserung der Webseite anwenden konnte. So gibt es jetzt zum Beispiel unter „Themen“ eine Übersicht über alle bisher erschienen Blogbeiträge in chronologischer Reihenfolge und die Homepage ist um die Kategorie „Produktempfehlungen“ erweitert worden. Damit kann ich einen Großteil der Fragen zuvorkommen, woher ich viele meiner Sachen im Vogelzimmer her habe. Außerdem gibt es seit November einen monatlichen Newsletter, für den man sich hier separat anmelden kann. Mit dem Newsletter kann ich jahreszeitlich passende Themen ansprechen und auf aktuelle Termine hinweisen. Auch im November konnte ich mein Wissen in dem Ersten-Hilfe-Kurs für Papageienhalter auffrischen, der von der Vogelpraxis von Frau Dr. Kling und Frau Feder regelmäßig angeboten wird.

Das Jahr endete trotz all dieser vielen positiven Entwicklungen leider mit dem Verlust meines Wellis Numidio, bei dem Anfang Dezember ein Nierentumor festgestellt worden ist. Am 27. Dezember war es dann leider so weit und wir mussten uns von ihm verabschieden, da seine Atmung zunehmend schlechter geworden ist und der Tumor auf innere Organe und Nerven gedrückt hat. Wir vermissen den lebhaften, zutraulichen Welli sehr. Dennoch sind wir sehr glücklich, dass wir nach dem Horrorjahr 2017 ein gutes Jahr keine Verluste zu beklagen hatten, sondern übers Jahr verteilt sogar insgesamt sechs Wellensittichen ein neues, dauerhaftes Zuhause bieten konnten: neben Daphna und Daedalo, den Elterntieren aus dem Januarfall, kamen noch Ottaviano, ebenfalls starker Megas-Patient, die Fundhennen Ippolita und Minerva sowie Tibero zu uns.

Was erwartet euch im Jahr 2019? Ich werde versuchen, mit Beiträgen weiterhin gegen die Einzelhaltung vorzugehen und verstärkt auf die Probleme der (sinnlosen und unwissenden) Vermehrung von Wellensittichen in Laienhaltung hinzuweisen (Stichwort „Ich habe erst seit zwei Wochen Wellis und hänge jetzt mal einen Nistkasten rein, weil ich unbedingt eigene Küken brauche“). Diese beiden Themen vermehrt in die Öffentlichkeit zu bringen, soll helfen, dass Tierleid zumindest etwas zu verringern. Ich bitte jeden von euch, einen Beitrag zu leisten und online sowie offline Laien höflich, aber bestimmt über die fatalen Folgen aufzuklären.

Trotz der großen Ankündigungen wundert euch nicht, wenn das erste Quartal 2019 etwas ruhiger wird. Ich erwarte Ende Februar/Anfang März unser zweites Kind. Dennoch würde ich mich freuen, wenn ihr – wie in den letzten Jahren auch – an der Themenabstimmung teilnehmt, damit ich weiß, welche Themen euch aktuell am meisten interessieren.

Ein gesundes und glückliches Jahr 2019 wünscht euch und euren Wellensittichen,

eure Wencke

Basiswissen Wellensittiche Teil 5 – Alleine, Paar oder Schwarm?

Im 5. Teil der Serie „Basiswissen Wellensittiche“ geht es um die möglichen Konstellationen (Paar oder Schwarm) sowie die geschlechtliche Zusammensetzung von Wellensittichen.

Diese Überlegungen setzen voraus, dass man sich bereits Gedanken darüber gemacht hat, wie viele Wellensittiche man gerne halten möchte. In der Regel beginnt man als Neuling in der Vogelhaltung mit zwei Tieren (ich schreibe bewusst „beginnt“ 😀 , da viele irgendwann aufstocken, auch wenn sie das vorher nie wollten). Mit einem Paar anzufangen ist auch richtig so, da man sich erstmal an die Lautstärke und die täglichen Putzprozeduren gewöhnen muss. Will man von der Paarhaltung auf einen Minischwarm mit vier Wellis wechseln, so empfehle ich, sich erstmal testweise zwei weitere Tiere dazuzuholen – zum Beispiel in Form einer Urlaubsbetreuung. Natürlich müssen alle Wellensittiche vorher einmal bei einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, um übertragbare Krankheiten auszuschließen. Das lohnt sich besonders bei Leuten, die (über Jahre hinweg) gegenseitig auf ihre Wellis aufpassen und deren Tiere sonst keinen Kontakt zu anderen Vögeln haben.

Wellensittich Weibchen UrlaubsbetreuungIch habe auch mit einem Pärchen angefangen und jedesmal bevor ich um ein weiteres Paar aufgestockt habe, mit den beiden Wellis meiner Freundin (während ihres Urlaubs) getestet, ob ich mit zwei weiteren Wellensittichen klar komme. Auf diese Weise kann man sehr gut seine Platzkapazitäten im Freiflugzimmer und im Käfig sowie seine eigenen Kraftressourcen prüfen.

So, nun zum eigentlichen Thema 🙂 In der ersten Folge „Basiswissen Wellensittiche“ habt ihr gelernt, wie man Männchen von Weibchen unterscheiden kann. Wenn ihr unsicher seid, dann fragt Experten, wie zum Beispiel euren vogelkundigen Tierarzt. In der Paarhaltung ist es nämlich wichtig, dass man ein „echtes“ Pärchen, bestehend aus einem Männchen und einem Weibchen, zusammensetzt. Wer nur zwei Tiere halten kann oder will, sollte daher in Bezug auf das Geschlecht sicher sein. Auch sollten die Tiere miteinander verträglich sein, denn nichts ist schlimmer, als zwei Streithähne zu haben, sodass man sich früher oder später von einem von beiden trennen und in ein neues Zuhause geben muss. Daher rate ich Anfängern zu etwas älteren, bereits bestehenden Pärchen ab circa 12 Monaten (also ab der vollen Geschlechtsreife und Ausprägung des Charakters). Wenn das Pärchen vorher in einem Schwarm gelebt hat, dann kann man sicher sein, dass sie sich mögen und es künftig keine Probleme gibt. Leider tendieren Neulinge in der Wellensittichhaltung dazu sich zum Teil so blutjunge Wellis zu holen, dass man a) noch nicht das Geschlecht sicher bestimmen kann und b) keiner sagen kann, wie sich nach der Jungmauser die Charaktere entwickeln. Später, wenn nach vielen Jahren einer der beiden stirbt, kennt man das Temperament seines Vogels und kann gezielter nach einem neuen Partner suchen. Wellensittiche_Vermittlungen_Berlin_Brandenburg_AbgabeSolche Wellensittiche bekommt man zum Beispiel über private Abgaben auf welli.net, vwfd-forum.de, auf entsprechenden Facebookseiten oder auf unserer Vermittlungsseite (Berlin & Brandenburg). Die ehemaligen Halter können euch auch viel über die Vorlieben und Eigenheiten der Wellis erzählen.

In der Paarhaltung ungünstige Kombinationen sind zwei Weibchen oder zwei Männchen. Es ist zwar weit verbreitet, dass zwei Hennen mitunter sehr garstig zueinander sein können, dass es aber sehr häufig auch bei Hähnen zu ernsthaften Streitigkeiten kommt, ist weniger bekannt. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen reine Männer- oder Frauengruppen Zeit ihres Lebens wunderbar harmonieren. Dennoch sind dies Einzelfälle, die man immer im Auge behalten sollte.

Wellensittich Männchen UrlaubIn der letzten Zeit bin ich immer häufiger in Vermittlungsfälle involviert, wo es nach einigen Jahren zu unschönen Auseinandersetzungen zwischen zwei Männchen gekommen ist. Während sich zwei Hennen meistens von Anfang an aus dem Weg gehen (und selbst Laien merken, dass da was nicht stimmt), ist bei Hähnen erstmal Frieden und man denkt schnell: Klappt ja toll! Mit der Harmonie ist es aber schnell vorbei, wenn alters- oder krankheitsbedingt das Kräfteverhältnis der Hähne nicht mehr ausgeglichen ist. Das stärkere Männchen lässt dann seinen sexuellen Frust oder seine Aggressionen an dem anderen aus, während sich dieser nicht mehr gegen die Attacken des anderen wehren oder fliehen kann.

Als Begründung für die Haltung von gleichgeschlechtlichen, männlichen Paaren höre ich immer wieder: „Angst vor Nachwuchs“, „Hennen sind zickig“, „Hennen zerstören mehr“ und „Hennen werden nicht zahm“. Aus langjährigen Erfahrungen vieler Halter „echter“ Paare kann ich wohl ruhigen Gewissens im Namen der allermeisten antworten, dass man

a) keine übertriebene Angst vorm Brüten haben sollte (einfach keine Nistmöglichkeiten anbieten!),
b) Hennen nicht zickig sind, sondern ihre Herren am Anfang nur erziehen (musste ich bei meinem Freund schließlich auch… hehe!) Spaß bei Seite, wenn es über Monate Konflikte gibt, dann ist der Partner nicht der Richtige, kann einem aber auch bei zwei Männchen passieren,
c) ok, der Punkt stimmt: Weibchen haben von Natur aus einen stärkeren Nagetrieb als Männchen. Allerdings bevorzugen Wellis Kork und leichtzerstörbares Spielzeug vor Einrichtungsgegenständen; einfach vernüpftige Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten und das Problem ist auch gelöst,
d) Hennen werden genauso zutraulich oder nicht, wie Hähne. Es ist einfach eine Charakterfrage und keine des Geschlechts.

Kleiner Schubs in die richtige Richtung für Zweifler: Weibchen sind außerdem meistens leiser als Männchen 😉

Entscheidet man sich für eine Schwarmhaltung, so ist das richtige Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen eine individuelle Abwägungssache und abhängig von der Anzahl echter Pärchen, also Vögel, die fest miteinander verpartnert sind. Ich habe aktuell 12 Wellensittiche: sechs Männchen und sechs Weibchen. Darunter aber nur drei echte Paare . Die anderen sind eher locker freundschaftlich untereinander verbunden. In diesem Fall wäre eine Henne oder ein Hahn mehr also kein Problem. Bei einem Ungleichgewicht der Geschlechter bin ich persönlich mit einem Weibchen mehr als Männchen immer sehr gut ausgekommen, da es besser ist, wenn ein Hahn zwei Hennen füttert, als dass sich eine Henne von zwei Herren dick und rund stopfen lässt.

Wellensittiche WeizengrasWenn wir schon bei persönlichen Empfehlungen sind, dann kann ich aus Erfahrung sagen, dass selbst für kleine Wohnungen die ideale Gruppengröße bei vier Wellensittichen liegt (zwei Männchen und zwei Weibchen). So kann jeder zumindest zwischen zwei Partnern wählen und hat einen Geschlechtsgenossen, der die gleichen Interessen hat. Meine „fantastischen Vier“ (Chiocciolina, Briciolino, Filuzzo und Violetta) haben mit mir gute drei Jahre in einer 1-Zimmerwohnung gelebt und ich habe trotz des geringen Platzes die Entscheidung von zwei auf vier aufzustocken nie bereut. Morgens und abends saßen Chiocciolina und Filuzzo aneinandergekuschelt auf einer Schlafschaukel, während Briciolino seiner Violetta liebevoll den Kopf kraulte. Mittags haben die beiden Jungs entweder getobt oder auf der Gardinenstange ein Schwätzchen gehalten, währenddessen Chiocciolina und Violetta gemeinsam eine Weidenkugel zerlegt oder die Korksitzbrettchen dezimiert haben.

Egal, für welche Kombination du dich am Ende entscheidest und ob du deine Wellis zu zweit oder im Schwarm hälst: ein Nistkasten darf niemals angeboten werden (warum siehe Wellensittiche züchten). Und eines ist auch klar: Wellensittiche dürfen niemals alleine gehalten werden, sondern brauchen immer einen artgleichen Partner!

Nun folgen wie immer Video und die anonyme Umfrage 🙂

 

 

 

Resümee 2016

wellensittiche_silvester
Es ist der 31.12.16 und Zeit Resümee zu ziehen, vor allem aber Danke an alle Leser meines Blogs, an alle Follower der Facebook– und Google+-Seite und an alle Zuschauer meiner Videos zu sagen!

Als ich im Mai 2015 angefangen hatte zu bloggen, wusste ich selbst nicht genau, wohin die Reise gegen sollte. Ich wollte weder staubtrockenes Wissen über Wellensittiche wiedergeben, noch mit bestehenden Blogs konkurrieren. Mit meinem Slogan „Wissenswertes, Spannendes und Lustiges rund um Wellensittiche“ hoffe ich, dass mir eine interessante Abwechslung zwischen persönlichen Erfahrungsberichten, Wissenswertem und Videos gelungen ist. Am wichtigsten ist mir, dass sich meine Begeisterung für die kleinen Australier auf andere überträgt und sich Wellensittichhalter nicht mehr verstecken müssen. Wir haben die besten, süßesten und coolsten Haustiere der Welt – also nix da von wegen „langweiliges Oma-Image“! Tragt auch ihr weiterhin dazu bei, mit positiven Beispielen das Image und die Haltung unserer „Stubenadler“ zu verbessern!

Das Jahr 2016 war bei uns von Höhen und Tiefen geprägt: Wir hatten mit Violetti und Küki Pulcina zwei sehr traurige Verluste und auch mit den anderen Wellis leider sehr viele begründete Tierarztbesuche.

Wellensittiche: Piumetta, Numidio und Venilia

Aber mit Venilia, Numidio und Piumetta hatten wir auch drei Neuzugänge, die sich wunderbar integriert haben. Insgesamt neun Gäste haben unser Schwarmleben dieses Jahr bereichert, davon sieben Vermittlungstiere, von denen fünf bereits ein neues Zuhause gefunden haben*.

Ende Dezember wurde ein langjähriger Traum endlich wahr: Ein Umzug in eine größere Wohnung ermöglichte nicht nur die langersehnte Schwarmerweiterung mit meinem „Welliretter“, der seit über vier Jahren meine Wellis füttert, aus der Gardine fischt, zum Tierarzt fährt, manchmal leider auch liebevoll beerdigt und Tränen trocknet, sondern auch einen funktionierenden Kühlschrank und eine hundehaarfreie Waschmaschine (adé, du stinkende Gemeinschaftsbakterienschleuder!)… äh, quatsch, ich wollte natürlich sagen: EIN EIGENES VOGELZIMMER! Künftig können sich meine acht Tiere auf 20 m² ganztägig austoben und an vielen horizontalen und vertikalen Spielplätzen ihrer Nagewut frönen.

Auch der Blick in die Seiten-Statistiken motiviert mich, weiterhin für euch über unser gemeinsames Hobby zu bloggen! So hat der Blog im Jahr 2016 knapp 10.000 Leser erreicht mit rund 40.000 Seitenaufrufen mit monatlich steigender Tendenz, auf YouTube sind es inzwischen über 940 Abonnenten und täglich kommen neue dazu. Auch Google+ und Pinterest zeigen eine erfreuliche Entwicklung. Mein besonderer Dank gilt allen, die mich mit Lob, konstruktiver Kritik und gemeinsamen Projekten unterstützt und weitergebracht haben! Für das Jahr 2017 sind weitere spannende Videos und interessante Artikel in Planung; gerne nehme ich aber auch eure Themenvorschläge auf und freue mich (weiterhin) über die Zusammenarbeit mit anderen Bloggern, YouTubern, Facebookgruppen, Vereinen, engagierten Wellensittichhaltern und und und… 😀

Damit alle gut in das neue Jahr kommen, hier noch ein Silvester-Tipp:

Auch wenn es für die Wellensittiche unschön ist, so sollte man seine Tiere zum Selbstschutz bei Einbruch der Dunkelheit in einen (kleinen) Käfig sperren und die Türen verschließen. Am besten bestückt man den Käfig mit beweglichen Spielzeugen, da von diesen ein geringeres Verletzungsrisiko ausgeht, wenn sich die Wellensittiche in der Nacht erschrecken. Am besten verdunkelt man die Fenster, stellt eine Lichtquelle in Fensternähe auf (reduziert das Blitzlicht, das ins Zimmer dringt) und lässt die ganz Nacht leise das Radio an.

Einen guten Rutsch und ein glückliches, gesundes und wellireiches Jahr 2017 wünschen,

Wencke
mit Briciolino, Chiocciolina, Filuzzo, Icaro, Antonia, Venilia, Numidio und Piumetta

<3 unvergessen Pepita, Mäxchen, Piumina, Antonella, Pulcina und Violetta <3

*Das 2-3 jährige zutrauliche und ruhige Wellensittichpärchen, Bella und Bonito, suchen noch nach einem liebevollen Zuhause. Transport kann deutschlandweit organisiert werden; beide sitzen derzeit bei mir in Berlin. Bewerbungen auf die beiden laufen bitte über den VWFD: vermittlungen@vwfd.de

Handicap-Wellensittiche Teil 3: Erfahrungsberichte

Im dritten Teil der Mini-Serie über Handicap-Wellensittiche lasse ich einige Halterinnen zu Wort kommen. Mit kreativen Einrichtungsideen und sehr viel Liebe zum Detail wurde Käfige zu Spielparadiesen umgebaut, damit auch körperlich eingeschränkte Tiere aktiv am Schwarmleben teilnehmen können.

Die wenigsten Tierhalter planen von Anfang an, gehandicapte Wellensittiche aufzunehmen. Meistens „rutscht man da so rein“. Da auch die Umstände, der Krankheitsgrad des Tieres und auch das Wohnumfeld sehr unterschiedlich sind, ist es sehr hilfreich, sich als Halter von Handicap-Vögeln in einer Gruppe wie „Wellensittiche -Senioren & Handicaps“ auszutauschen. In gemeinschaftlicher Arbeit ist folgendes Video entstanden.

Neben den Videos und Bilder haben engagierte Wellensittichhalterinnen auch ihre Erfahrungen zu Papier gebracht und möchten ihre Ideen, Tipps & Wissen mit euch teilen. Den Anfang macht Annett, die Erfahrungen in der Einrichtung von behindertengerechten Käfigen hat: „Unser gehandicapter Max ist an PBFD erkrankt und hat daher einen großen Gefiederverlust und zudem eine Blutgerinnungsstörung. Er wird im August zwei Jahre alt und konnte noch nie fliegen… [weiter lesen].“

Mäxchen ist leider am 30. Januar 2017 verstorben.

Eigentlich sollte es eine kurze Mail an mich werden, um die Bilder für das Video zu beschreiben. Heraus kam ein ehrlicher und authentischer Erfahrungs- und Erlebnisbericht von Melanie. In ihrem Beitrag erfährt man auch von den Schattenseiten der Tierhaltung, den Kosten und das Leid, das Vogel und Tierhalter durchmachen. Melanie: „[…] Als ich eines Tages die Wohnung verlassen wollte, bin ich beinahe über einen Vogelkäfig gestolpert, der vor meiner Tür stand. Und da saßen nun zwei hübsche, offensichtlich noch junge Nymphensittiche! Ich habe es nie wirklich herausgefunden, wer sie mir vor die Tür gestellt hat… [weiter lesen].“

Ob Ballengeschwüre oder Arthrose: Als Halter von „fußkranken“ Vögeln sollte man unbedingt die Sitzstangen polstern. Das ist aber gar nicht so leicht, wie man denken könnte, da das Material fussel- und schlingenfrei sein muss, damit sich die Tiere darin nicht verheddern. Einen tollen Tipp sowie Links und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bekommen wir von Natascha: Anleitung hier lesen.

Manche Wellensittichhalter haben sehr schwerwiegende Fälle zu betreuen. So auch Tatjana: „Ich habe einen Wellensittich (meine Maggi), die es wirklich schlimm getroffen hat. Ein Fundtier aus dem Tierheim Ulm. Am Anfang dachten alle an ein Schleudertrauma, aber weil sie noch fraß und auf der Stange sitzen konnte, hat man sie nicht eingeschläfert. Also holte ich sie zu mir, ohne genau zu wissen, was ihr fehlt. Bei meinem vkTA konnten wir ein Augentrauma feststellen und das sie nichts hören kann. Sie sieht zwar, aber nur undeutlich. Er fragte mich auch direkt, ob man sie nicht erlösen solle, da so ein Leben für ein Welli nicht schön sei. Ich lehnte ab und wollte mich nicht damit abfinden, dass für sie nicht wenigstens eine Verbesserung zu erreichen war. Dazu muss man sagen, das sie es echt schwer hat mit der Orientierung hat und sich ständig im Kreis dreht. Da sie nichts hört und kaum was sieht, erkennt sie auch meine anderen Wellis nicht. Medikamente halfen alle nicht oder nur unwesentlich. Ich baute ihr ein Freigehege in meinem Vogelzimmer. Mit geschütztem Raum und sie kann direkt auch raus und auf dem Boden rumlaufen. Ich bastelte Spielplätze in Bodenhöhe und beobachtete sie. Am Anfang hatte sie es wirklich schwer sich zureckt zu finden. Aber Klettern konnte sie prima. Also sammelte ich sie bis zu 5mal am Tag wieder ein und brachte sie in ihren geschützen Bereich zurück. Mittlerweile fanden meine anderen fliegenden Wellis die kleine auch sehr nett und fingen an Kontakt aufzunehmen und sich um sie zu
kümmen. Da Maggi sie nicht erkannte, schimpfte sie immer sehr deutlich wenn einer der Wellis ihr zu nahe kamen. Aber mittlerweile klappt es sehr gut. Sie hat jetzt immer einen Aufpasser (einer aus 18 Wellensittichen) dabei. Immer mal ein Anderer. Läuft sie in eine Sackgasse, wird sie liebevoll am Schnalbel geführt. Ist sie unsicher ob sie weiter kommt, wird sie leicht angestupst. Und sie findet selber zu ihrem geschützten Bereich zurück um zu fressen und Wasser aufzunehmen.“

Maggi ist leider im September 2016 überraschend verstorben.

 

Carpe Diem

Wellensittich-Küki-Slider

Carpe Diem – eine bekannte lateinische Sentenz, die dazu aufruft, jeden einzelnen Tag zu genießen, denn nichts ist so vergänglich und unwiederbringlich wie verstrichene Zeit. Als langjähige Besitzerin von mehreren Wellensittichen erlebt man viel Schönes und Lustiges, aber auch viel Leid und leider auch Abschiede. Dies ist die viel zu kurze Lebensgeschichte von dem Küken Pulcina.

Die schönsten Geschichten schreibt der Zufall. So habe ich vor zweieinhalb Wochen beim letzten Tierarztbesuch mit Violetti am Schwarzen Brett einen Aushang gesehen, auf der die Madeira II in Grau – also genau mein Käfig-Modell und nur 6 Monate benutzt – für einen Spottpreis angeboten worden ist. Klar, dass ich da gleich zugeschlagen wollte bei so vielen kranken Wellensittichen in letzter Zeit. Ich kann es durch meinen Krankenhausaufenthalt vor einem Jahr nur zu gut verstehen, was es heißt, wenn man krank ist und dann nicht mal seine gewohnte Umgebung hat. So geht es sicher auch meinen Wellensittichen, wenn sie im alten, kleinen Quarantänekäfig auf ihre Genesung warten müssen. Daher hielt ich schon seit Längerem die Augen nach einer zweiten Madeira II als Quarantänekäfig offen.

Am Samstag vor genau zwei Wochen, war es dann so weit: Die Verkäuferin nannte mir einen Treffpunkt auf dem Hof eines mit ihr befreundeten Papageien-Halters außerhalb von Berlin. Beim Abholen der Voliere haben mein Freund und ich dann festgestellt, dass es sich um einen Züchter handelt, der auch Wellensittiche verkauft. Schon beim ersten Blick in eine seiner Volieren sah ich, dass da unten auf dem Boden etwas durch den Kot kroch, was im ersten Augenblick nach einem Küken mit Behinderung oder PBFD aussah. Der Züchter meinte nur entschuldigend, dass ich mich nicht daran stören sollte, er ist einfach noch nicht dazu gekommen „es tot zu machen“. Ich spürte nur den eisigen Blick meines Freundes in meinem Rücken, der ganz klar „Nein!“ bedeutete, und wir gingen hinaus, um die Voliere zu demontieren. Nach einer kurzen, aber erfolglosen Diskussion unter vier Augen sind wir dann wieder Richtung Berlin gefahren. Kurz vor Berlin nahm mein Freund laut fluchtend die Ausfahrt in die entgegengesetzte Richtung und fuhr zurück zum Züchter. Der Herr war ziemlich überrascht, dass ich das kranke Küken haben wollte und schenkte es mir mit den mitleidigen Worten: „Ich kann Ihnen aber auch einen anderen geben, einen gesunden!“ Als ich ihm dann sagte, dass ich am Montag gleich zum Tierarzt gehe, meinte er noch, dass „wenn der nichts ist, dann kann ich den auch umtauschen“… wahrscheinlich sehr nett gemeint von dem Züchter, aber das Küken hätte keinen Tag länger überlebt, da es komplett abgemagert und dehydriert war. Eine liebe Bekannte aus der Welli.net-Gruppe, die sich ehrenamtlich und auf eigene Rechnung um Notfälle kümmert und diese nach der Genesung in gute Zuhause vermittelt, ist gleich vorbeigekommen und hat mir Handaufzuchtsfutter mitgebracht. Die erste Portion ist von dem Küki sofort verschlungen worden!

Am Montag war ich gleich beim vogelkundigen Tierarzt und bin erleichtert gewesen, dass anhand der Kotprobe und des Kropfabstriches nichts Auffälliges gefunden werden konnte. Der einzige Markel waren die verkrüppelten Füßchen, aber das Küken kam damit gut zurecht. Vier Tage lang habe ich das Küki mehrmals täglich mit der Pipette gefüttert. Ich hatte die kleine Henne, die wir Pulcina (italienisch für Küken) getauft haben, auch auf der Arbeit dabei. Ganz artig hat sie von Fütterung auf Fütterung in ihrer Transportbox gesessen und leise gewartet. Am Ende des vierten Tages war sie so fit und munter, dass sie nicht nur alleine fressen und trinken konnte, sondern sogar ihre ersten Flugversuche durch das Vogelzimmer unternommen hat. Ich war stolz wie Bolle! Ich hatte noch nie zuvor ein Küken per Hand gefüttert und es war eine anstrengende, aber wunderschöne Erfahrung. Wer nicht genau weiß, was ich mit anstrengend meine: So ein Küken muss mindestens 4x täglich gefüttert werden – und pro Fütterung sitzt man rund 1,5 Stunden! 😀

Meine Freude teilte ich auch auf meiner Facebook-Seite Wellensittiche Blog & Videos sowie in der Gruppe Wellensittiche -Senioren&Handicaps-. In dieser Gruppe finden Halter von älteren, chronisch kranken und behinderten Wellensittichen Rat, Hilfe und Beistand. Die Resonanzen waren überwältigend: Anscheinend hatte Küki nicht nur mich mit ihren süßen Kopfäuglein in ihren Bann gezogen!

Die erste Woche verging mit Küki wie im Flug. Durch die anstehenden Klausuren hatte ich mit drei Urlaubstagen mein Wochenende verlängert, so dass ich nicht nur intensiv lernen, sondern auch die Zeit mit Küki, Violetti und den anderen Wellis genießen konnte. Da sich Violettas Zustand nicht bessert, widme ich ihr und den anderen in den letzten Wochen ganz bewusst meine wenige Zeit, die mir neben Arbeit und Studium bleibt. Man weiß nie, wie viele gemeinsame Stunden uns noch bleiben.

Pulcina-Küki war zwar tagsüber, wenn ich arbeiten war, in der baugleichen Quarantänevoliere untergebracht, aber nachmittags und abends hüpfte sie mit den anderen durch das Zimmer. Pulcina flog bereits nach wenigen Tagen wie eine „Große“ durch den Raum, landete immer sanft auf der Voliere und erkundete schon ihr baldiges Zuhause. Trotz der küppligen Zehen konnte sie klettern und sich sicher auf den Stangen, Zweigen und Seilen halten. Die letzten drei Nächte schlief sie sogar schon in den Schlafringen bei den anderen Wellensittichen.

Heute Morgen jubilierte ich innerlich, denn ich hatte vor zwei Wochen nicht daran geglaubt, dass das Küki überlebt. Nun saß sie da, sortierte Rindenstückchen von CHIPSI aus einem großen Untersetzer, fraß mit den anderen aus den selben Näpfen oder flog mit ihnen durch den Raum. Zum Mittagessen kam mein Freund bei uns vorbei. Wir kuschelten und spielten mit dem kleinen, frechen Küki, bis es keine Lust mehr hatte und zu den anderen zurückflog. Bis auf das Wetter war der Tag perfekt!

Nach dem Mittagessen rief mein Freund plötzlich: „Schau mal – Violetti!“. Ich rannte sofort zur Voliere: mein kleiner Spatzi lag mit geschlossenen Augen halb auf der Seite auf dem Sitzbrettchen. Mit blieb fast das Herz stehen! Seit Wochen kämpfen wir mit allen medizinischen Mitteln um ihr Leben und ich hatte das Gefühl, dass sie noch Lebensqualität besitzt, so wie sie den Abend zuvor Möhrchen und Gurke geschreddert hatte. Mir schoßen die Tränen in die Augen. Ich bat mein Freund, das Fenster zu schließen, da wir kurz gelüftet hatten, und öffnete die Tür des Käfigs. Wie von der Tarantel gestochen, schoss Violetta von ihrem Sitzbrettchen hoch, wechselte auf ihre Lieblingsschaukel und fing an sich zu putzen. Uns fiel ein Stein vom Herzen! Fehlalarm! Alles gut, Violetti lebt! Volierentür geschlossen, jetzt kann das Fenster wieder auf und wir beginnen das Geschirr abzuräumen. Auf einmal hörte ich einen ungewohnten fiependen Laut…

Um kurz vor 14 Uhr bekam Küken Pulcina völlig unerwartet und ohne vorherige Anzeichen einen kurzen, aber heftigen Krampfanfall. Ich habe sie aus dem Käfig genommen, meinem Freund in die Hand gelegt, um ihre verkrampften Füßchen und zitternden Flügelchen zu massieren und parallel die Tierärztin anzurufen. Noch bevor es ein Freizeichen gab, entspannten sich alle Muskeln und Küki schlief ruhig in der warmen Hand meines Freundes ein…

Da mein Freund zur Arbeit musste, wandte ich mich an seinen Vater. Er hatte mir schon vor zwei Jahren, als Piumina und Antonella verstorben sind, angeboten, meine Tiere auf seinem Grundstück zu begraben. Damals hatte ich abgelehnt, da ich meine beiden Hennen so beerdigen konnte, dass ich die Stelle vom Balkon meiner jetzigen Wohnung aus sehen kann. Da mein Freund und ich aber derzeit nach einem „größeren Wellizimmer“ Ausschau halten und ich die Gegend sicher bald verlassen werde, kam ich auf das Angebot zurück. Der Vater meines Freundes, selber Tierhalter, kam sofort vorbei, holte Küki und mich ab und suchte in seinem Garten den wohl schönsten Platz für ein kleines Grab aus: eine Efeubedeckte Stelle zwischen einem großen Flieder und einer wunderschönen Rosenhecke. Im Nieselregen beerdigten wir Küken Pulcina.

Auf dem Rückweg dachte ich über die Phrase „Happy End“ nach. Irgendwie ist es das… ein Ende, aber ein glückliches. Eigentlich sollte es heute ein schöner Beitrag werden anlässlich der zweiten Woche nach ihrem Einzug. Ich bin sehr traurig, dass Pulcina nicht mehr da ist und gleichzeitig bin ich glücklich, dass wir vor zwei Wochen auf halber Strecke kehrt gemacht haben, um sie zu holen. Wir haben alles getan, um ihr die schönsten zwei Wochen ihres Lebens zu bereiten.

Es gab auf Facebook viele liebe und tröstende Kommentare auf die Nachricht über Pulcinas Tod. Ein Mitglied der Gruppe Wellensittiche -Senioren&Handicaps formulierte es besonders schön:

Wisst ihr, manchmal kämpft man und versucht alles, um auch den Zwergen mit schlimmen Startschwierigkeiten ein Leben zu ermöglichen, und dann ist ihnen dennoch keine lange Zeit vergönnt – das erscheint einem einfach verdammt unfair. :'( Aber gleichzeitig finde ich es immer tröstend zu wissen, dass diese Würmchen noch einmal Liebe, Fürsorge und ein richtiges Leben haben durften – da zählt nicht die gelebte Zeit, sondern wie diese Zeit war. Kükie hatte das Glück, dass ihr ihr diese Chance gabt und sie hat sie genutzt. Es war zwar nicht lange, aber immerhin durfte sie noch einmal wissen, wie man sich als Welli fühlen sollte und wie Federlose auch sein können. […]

Zuhause angekommen, habe ich die Quarantänevoliere leergeräumt, das kleine Küki-Häuschen geputzt und auch die andere Voliere nochmals gereinigt, da ich den Anblick der Rindenstückchen nicht ertragen konnte, die Küki noch vor wenigen Stunden durch die Gegend geworfen hatte. Auf dem Weg zum Müllhäuschen brach die Wolkendecke auf und die Sonnenstrahlen verwandelten die Regentröpfchen auf den Grashalmen der Wiese und den Blättern der Bäume und Sträucher in Abermillonen kleiner, glitzernder Diamanten. Ich blieb stehen und atmete tief in meine vor Tränen und Trauer schmerzenden Nebenhöhlen ein. Im Beutel zwischen dem Einstreu entdeckte ich eine winzige grüne Feder. Ich nahm den kleinen, letzten Gruß von Pulcina und legte mir das Federchen in den geöffneten Handballen. Sie leuchtete Smaragdgrün und funkelte im Abendlicht. Ein aufkommender Windstoß bließ mir die kleine Feder aus der Hand und trug sie fort. Ich wollte ihr erst nach, verharrte dann aber in der Bewegung… manchmal muss man auch loslassen können.

Lebewohl kleines Küki, wir werden deine süßen Knopfaugen und dein kleines Kämpferherz niemals vergessen! <3 Grüße bitte Pepita, Mäxchen, Piumina und Antonella im Hirseland von uns!

Typische Vorurteile gegenüber Abgabewellensittichen

… und warum sie nicht stimmen! Aus eigener Erfahrung kenne ich die fünf typischen Vorurteile gegenüber Abgabevögeln. Im folgenden Blogbeitrag schreibe ich über ein persönliches  Herzensthema, setze ich mich mit den häufigsten Argumenten auseinander und hoffe, auf diese Weise den einen oder anderen zum Umdenken bewegen zu können.

Nobody is perfect – auch ich hatte bis vor zwei Jahren keine „second hand“-Wellensittiche. Das war keine böse Absicht, sondern passte einfach altersmäßig nicht. Ich wollte außerdem gesunde Tiere, die lange (bei mir) leben und zudem wusste ich auch nicht genau, an wen ich mich hätte wenden können. Ihr merkt es sicher schon: Ich wäre damals die wohl beste Adressatin meines heutigen Blogbeitrages gewesen! 😉

Kurzer Rückblick: Mitte November 2013 zogen nach einigen Jahren „wellifreier“ Zeit Briciolino und Piumina aus einem Zoogeschäft bei mir ein. Nach dem Eingangscheck stand leider fest, dass die junge Henne starken Trichomonadenbefall hatte, an dem sie trotz Behandlung leider im Januar 2014 verstarb. Zu spät nahm ich die Warnung anderer Wellensittichbesitzer ernst, keine Tiere im Zoohandel zu kaufen, um das Leid nicht noch finanziell zu unterstützen!

Da Wellensittiche, wie andere Vögel auch, nicht einzeln gehalten werden dürfen, kaufte ich wieder eine junge Henne – diesmal aber beim Züchter in der Nähe. Die Zuchtanlage durfte ich mir zwar nicht anschauen, angeblich um die brütenden Tiere nicht zu stören, aber ich vertraute auf die guten Feedbacks im Internet. Das auch Chiocciolina gesundheitlich stark eingeschränkt ist und bis heute eine Dauermedikation braucht, merkte ich erst beim Eingangscheck. Klar, das kann auch dem besten Züchter passieren, dachte ich und glaubte an eine Ausnahme. Im August 2014 wollte ich von zwei auf vier Wellensittiche aufstocken und kaufte wieder bei dem Züchter. Bereits im Laden hatte ich ein komischen Gefühl: Die Zuchtanlage durfte ich wieder nicht sehen, das angebotene Tier schien jünger zu sein als angegeben und trotz der Einschätzung des Züchters, es handle sich um einen Hahn, nannte ich die Kleine Antonella – zurecht, wie die Obduktion ergab, denn nach 10 Tagen verstarb die junge Henne überraschend. Grund war ein multiples Organversagen ausgehend von den Nieren. Recherchen ergaben: Im Schwarm des Züchters lebten und vermehrten sich – wohl wissend – Tiere mit PBFD (verständlich erklärt auf birds-online.de: Psittacine Beak and Feather Disease) und ich war bei Weitem nicht die einzige Kundin, die kranke, bzw. nach kurzer Zeit verstorbene Jungvögel gekauft hatte!

Sehr bestürzt über die beiden Verluste innerhalb eines halben Jahres stand ich vor der Wahl: entweder den Wunsch nach zwei weiteren Schwarmmitgliedern zurückstellen und riskieren, dass beim plötzlichen Tod einer meiner beiden Wellis wieder einer alleine zurückbleibt oder… oder es wagen, Abgabewellensittichen eine Chance auf ein (halbwegs) gutes Leben bei mir zu geben. Ich war an einem Punkt angelangt, wo es eh nicht hätte schlimmer werden können! Denn eines hatte ich gelernt: Zoohandel und Züchter, egal wie gut oder schlecht, sind auch keine Garantie für gesunde Tiere.

Ich möchte weder Zoohandel noch Züchter unter Generalverdacht stellen, aber ich hoffe, dass ich mit meinen Erlebnissen bei dir, liebe Leserin oder lieber Leser, drei Dinge erreichen konnte:

  1. Lass dir kein Tier aufquatschen, mache dir ein Bild von der Zuchtanlage und den Elterntieren, höre auf dein Bauchgefühl und unterstütze keine tierquälerischen Zuchtanlagen durch Mitleidskäufe.
  2. Nimm den Eingangscheck ernst und gebe dafür lieber gleich am Anfang 30-60 Euro beim vogelkundigen Tierarzt aus, anstatt für mehrere 100 Euro alle deine Tiere behandeln zu müssen.
  3. Gib Abgabetieren ein Chance! Dass die gängigsten Vorurteile nicht stimmen, erfährst du weiter unten.

Die fünf typischen Vorurteile gegenüber Abgabewellensittichen:

1. Wellensittiche aus zweiter Hand sind immer krank!
Falsch! Wellensittiche aus zweiter Hand werden mit den unterschiedlichsten Begründungen abgegeben, seltenst aber, weil sie Krankheiten haben. Dennoch sollte man grundsätzlich bei Neuzugängen niemals auf den Eingangscheck beim vogelkundigen (!) Tierarzt verzichten, auch wenn man von den Vorbesitzern zu hören bekommt, das Tier sei gesund!

2. Wellensittiche aus Abgaben sind immer alt und leben nicht mehr lange!
Falsch! Da Wellensittiche im Anschaffungspreis sehr günstig zu erwerben sind, gibt es leider sehr viele Menschen, die sich unüberlegt und spontan ein Haustier kaufen, ohne sich der jahrelangen Verantwortung, die ein Tier mit sich bringt, bewusst zu sein. Daheim entpuppen sich die neuen Familienmitglieder als scheu dem ungeduldigen Menschen gegenüber, sind laut und wirbeln jede Menge Federn, Kot und Körner durch die Wohnstube. Ein anderer „Klassiker“ sind ungewollte Zuchten durch Anbieten eines Nistkastens. Auch scheinen einige Eltern machmal zu vergessen, dass Tiere kein adäquates Spielzeug für Kinder sind. Diese Tiere landen in der Regel bereits ein paar Wochen nach dem Kauf im Tierheim oder werden bei ebay Kleinanzeigen verscherbelt. Natürlich gibt es auch traurige Abgabefälle, zum Bespiel, weil sich Menschen wegen gesundheitlicher Probleme von ihren Lieblingen trennen müssen oder weil der Halter verstorben ist. Abgabewellensittiche gibt es daher in allen Altersklassen: von ganz jung bis hin zum Senior! Am besten wählst du ein Tier, dass vom Alter her zu deinem bestehenden Schwarm passt.

3. Wellensittiche aus zweiter Hand werden nicht mehr zahm!
Falsch! Die Zutraulichkeit eines Wellensittichs liegt nicht am Alter, sondern am Halter… und an seinem Charakter. In meinem Videotutorial „Wellensittiche zähmen in fünf Schritten“ siehst du meinen Icaro, einen älteren Abgabevogel, der innerhalb weniger Wochen mit Ruhe und Geduld kleine Tricks und Übungen gelernt hat und mir jetzt regelmäßig „die Haare schön“ macht, wenn er auf meinem Kopf rumhüpft. Außerdem verlieren Wellensittichbabies nach der Jungmauser ihre „Kükenzahmheit“ und sind in jungen Jahren in der Regel viel ungeduldiger, wilder und beim Training weniger konzentriert als ältere Tiere.

4. Bei Abgabewellensittichen weiß man nicht, wo sie herkommen!
Falsch! Wer seinen Wellensittich aus privater Hand übernimmt, sieht sehr wohl, wie das Tier bisher gelebt hat, wie das Verhältnis zum vorherigen Halter war und was die Abgabegründe sind. Bei Tieren aus dem Zoohandel ist das nicht möglich. Wie das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ und  DER SPIEGEL im April 2015 recherchierten, kommen die meisten Tiere für Zooländen aus dem Ausland, wo sie massenweise zu kommerziellen Zwecken unter schrecklichen Bedingungen vermehrt werden. Natürlich kann auch ein unüberlegt angeschaffter Abgabevogel unter solchen Verhältnissen geschlüpft sein, aber durch die Zeit beim Vorbesitzer bekommt man in der Regel mehr Informationen über das Tier und eventuelle Krankheiten als im Zoohandel oder beim Züchter.

5. Abgabewellensittiche gibt es nur im Tierheim!
Falsch! Die Ausrede, dass man ja gerne einem Abgabetier eine Chance geben würde, das nächste Tierheim allerdingst zu weit weg läge, gilt seit der Erfindung des Internets nicht mehr! Täglich wird ebay Kleinanzeigen deutschlandweit mit neuen Anzeigen geflutet – ein Blick lohnt sich daher immer! Des Weiteren gibt es Vermittlungsforen, über die man per Schutzvertrag Wellensittiche bekommen kann. Als Beispiel seien hier die Seiten www.welli.net (Forum für private Wellensittichhalter) und www.vwfd.de (Verein der Wellensittich-Freunde Deuschland e. V.) aufgeführt. Wer in der Nähe eines Tierheims wohnt, kann selbstverständlich auch dort nach Abgabewellensittichen fragen. Der Vorteil bei guten Tierheimen ist, dass die Tiere oft schon tierärztlich untersucht worden sind und daher Angaben zu eventuellen (chronischen) Krankheiten vorliegen.

Last, but not least gibt es deutschlandweit viele private Pflegestellen von engagierten Papageienhaltern, die ehrenamtlich und auf eigene Kosten Tiere in Not aufnehmen, Eingangschecks sponsorn und Mitfahrgelegenheiten organisieren, um Abgabetieren eine zweite Chance in einem besseren Haushalt zu ermöglichen. An dieser Stelle vielen, vielen Dank an alle, die sich für Abgabetiere aller Art engagieren, die ihre Zeit opfern, denen kein Weg zu weit ist und keine Kosten zu hoch sind!

HINWEIS: Wer Vermittlungswellensittichen helfen will, selber aber keine Tiere aufnehmen möchte, kann zum Beispiel den Verein der Wellensittich-Freunde Deutschlands (VWFD) e. V. beim Shoppen auf amazon & Co. ohne zusätzliche Kosten ganz nebenbei unterstützen. Besucht dazu die Partnerseiten, wie zum Beispiel amazon, über die angegebenen Links und die Partnerorganisationen überweisen pro Bestellung einen Betrag auf das VWFD-Konto. Die Rechnung wird dadurch nicht höher! Setzt daher einfach ein Browser-Lesezeichen auf diese Seite und besucht die VWFD-Partner nur noch über diese Links. Mehr Informationen zu den Spenden erhaltet ihr beim VWFD e. V.


NEU: Wir sind jetzt auch auf Facebook unter: https://www.facebook.com/wellensittiche.blog.videos/ und über folgende Domain zu erreichen: www.wellensittiche-blog.de

Die Glücksfederchen

Wie ihr wisst, bin ich seit dem Tod von Antonella und der guten Erfahrung mit Filuzzo und Violetta eine Befürworterin von sogenannten Abgabewellis.

Alles begann mit einem Foto: Ich bot einer befreundeten Bekannten aus der Welli.net-Gruppe an, zwei ihrer aktuellen Vermittlungsfälle in diversen Facebookgruppen zu teilen. Neben einem Foto der beiden Wellensittich bekam ich auch ein paar Infos, die zukünftige Besitzer wissen sollten.

Zwar erhielten wir eine Menge Likes und Kommentare, aber leider meldete sich vier Wochen lang keiner, der die beiden aufnehmen wollte. Als Ende September der Käfig für weitere Notfälle gebraucht wurde, bot ich mich an, das Pärchen als Pflegekinder aufzunehmen. Inzwischen sind Antonia und Icaro ein fester Bestandteil unseres Schwarms. Wie es dazu gekommen ist und wie mein Freund reagiert hat? Auf den jeweiligen Seiten findet ihr Bilder und Informationen zu den beiden. <3

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass man sich vor dem Kauf beim Züchter oder in der Zoohandlung auch bei ebay Kleinanzeigen, im Tierheim oder bei privaten Pflegestellen nach Abgabetieren erkundigen sollte. Es warten so viele, süße Wellensittiche (und andere Tiere) auf einen schönen Platz in einem neuen, liebevollen Zuhause. Nur weil man einen Wellensittich nicht von Anfang an hatte, heißt es nicht, dass diese Tiere nicht auch zutraulich werden. Auch das Argument „kleine Küken sind aber so süß“, sollte man selber kritisch hinterfragen: 1. In Zoohandlungen und bei vielen Züchtern werden Wellis leider viel zu früh abgegeben und 2. sind Wellensittiche nach der Jungmauser (mit ca. 15 Wochen) nicht mehr von adulten Tieren zu unterscheiden. Daher meine Bitte: Gebt Abgabetieren eine Chance!

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ältere Tiere oft zutraulicher sind, als jüngere. Briciolino ist mein kleiner Wirbelwind und kam erst nach über 1,5 Jahren mal zu mir auf die Hand, obwohl ich ihn habe, seit er 9 Wochen alt ist. Die vierjähigen Abgabewellis Violetta und Filuzzo hingegen kamen bereits am zweiten Tag neugierig zu mir.

PS: Wer jetzt Abgabewellis eine Chance geben möchte und Hilfe benötig, kann mich gerne ansprechen.