Basiswissen Wellensittiche Teil 1 – Allgemeines rund um Wellensittiche

Wer ausschließlich meinem Blog folgt, der wundert sich vielleicht, weshalb hier monatelang nichts passiert ist. Nun ja, ich habe mir für solche Fragen eine Menge überzeugender Ausreden einfallen lassen:

Mein inzwischen 10 Monate alter Sohn hat krabbeln gelernt und stopft sich alles in den Mund, was er findet (ja, auch Buchenholzgranulat und … naja, das andere eben, was Wellis hinterlassen). Neben gefühlt 24 Stunden putzen, habe ich auch noch versucht mich erfolglos auf eine Klausur in Personalführung vorzubereiten, hatte bis Anfang August full house in Bezug auf gefiederte Gäste und… (taataaa!) habe an einer 10-teiligen Serie für YouTube gearbeitet.

Die Idee für die Serie kam mir mal wieder morgens beim Tee trinken (für mehr als einen Tee reicht die Zeit nicht). Warum auch immer, hatte ich mich an meinen „Basispass Pferdekunde“ erinnert, den ich vor vielen Jahren abgelegt hatte. Es ist eine theoretische Prüfung, die als Grundvoraussetzung für alle weiteren Prüfungen im Pferdesport gilt. Quasi analog zur Sachkundeprüfung bei Hunden. „Warum“, fragte ich mich plötzlich, „gibt es das eigentlich nicht für Wellensittiche?“ Es ist so wichtig, sich vor der Anschaffung ein paar theoretische Grundkenntnisse anzueignen. Eine gute Vorbereitung auf die Vogelhaltung erleichtert das Zusammenleben, hilft den Tieren und vermittelt dem Halter ein realistisches Bild von der Arbeit, die auf ihn zukommt. Wie ihr wisst, helfe ich meiner Freundin bei der Vermittlung von Wellensittichen im Großraum Berlin; immer wieder hören wir die gleichen Abgabegründe: Überforderung, viel Dreck, große Lautstärke, zerrissene Tapeten oder enttäuschte Erwartungen an die Zahmheit der Wellis. Oder wir bekommen Tiere, die aus schlechter und uninformierter Haltung kommen: Einzelhaltung, keinen Freiflug, falsches Futter, zu kleiner Käfig und keine Behandlung kranker Tiere, erst recht nicht durch einen vogelkundigen Tierarzt.

Da ich über kurze YouTube-Videos auch Menschen erreiche, die sich aus verschiedenen Gründen nicht durch Bücher, lange Foren, Blogs und Websites lesen möchten, hatte ich mich in den letzten Monaten erstmal weniger auf den Blog konzentriert, sondern meine wenige Freizeit in das Erstellen der Videos gesteckt. Die acht bisher veröffentlichten Videos wurden – Stand September 2018 – zusammen über 27.300 Mal in den letzten Wochen gesehen. Für einen kleinen Nischen-Kanal ein großer Erfolg! Daher möchte ich die Serie auch den Bloglesern schriftlich zur Verfügung stellen und einige ausführlichere Ergänzungen einfügen.

Bevor es jetzt mit Teil 1 losgeht, will ich noch kurz auf die Frage eingehen, die mich über diverse Social Media-Kanäle erreicht: wann kommen Teil 9 und 10? Teil 9 ist fast fertig und kommt nächstes Wochenende raus und Teil 10 folgt zwei Wochen später.

 

Basiswissen Wellensittiche Teil 1 – Allgemeines rund um Wellensittiche

Der Wellensittich (lat. Melopsittacus undulatus) gehört zur Familie der Papageien und ist weltweit die am häufigsten in Haushalten vorkommende Papageienart. In der Natur leben Wellensittiche in großen Schwärmen und ziehen als Nomaden durch das australische Outback. Als extreme Nahrungsspezialisten ernähren sie sich vor allem von Wellensittiche Australien Landschaft Lebensraum Nahrung Gräser Samen WikipediaGräsern und Samen von Bodendeckerpflanzen. Dies sollte bei der Ernährung der kleinen Flugakrobaten dringend berücksichtig werden, da Wellensittiche in Gefangenschaft zu Verfettungen und futterbedingten Erkrankungen neigen. Teil 8 der Serie behandelt das Thema „Ernährung“ noch ausführlicher.

 

Wellensittich Australien Nominatform grün normal wild wikipediaWellensittiche haben von Natur aus ein grünes Gefieder, ein gelbes Köpfchen und die charakteristische und namensgebende Wellenzeichnung, die sich vom Hinterkopf, über die Schultern und Flügel bis hin zum Rücken über den ganzen Körper zieht. Man kann es bei solch bunten Vögeln kaum glauben, aber die Nominatform ist perfekt an ihre Umgebung angepasst. Schaut man nämlich von unten hoch in einen Baum, so sieht man nur die grünen Bäuche, die optisch im Blätterwerk völlig verschwinden. Schaut man hingegen von oben auf die einzelnen Tiere, so verwinden diese im Spiel von Licht und Schatten zwischen den Gräsern oder den Blättern und Zweigen der Baumkronen.

 

Wellensittich Männchen Nominatform grün gelb normalDurch Züchtungen in den letzten 150 Jahren gibt es Wellensittiche in diversen Farben der Blau- und Grünreihe. Wie kommen aber die Farbschläge zustande, wenn es die Nominatform nur in Grün-Gelb gibt. Ganz vereinfacht erklärt gibt es im Gefieder zwei Farbstoffe – Gelbpigmente (Psittacine) und Dunkelpigmente (Eumelanine). Züchtet man den gelben Gefiederfarbstoff weg, bleibt ein weiß-blauer Wellensittich übrig. Je nach Farbintensität erhält man so diverse Farben und Wellenzeichnungen, da auch diese über die Eumelanine beeinflusst werden. Der rote Gefiederfarbstoff Psittacofulvin kommt bei Wellensittichen nicht vor, sodass es keine roten oder rosa Wellis gibt! Solltet ihr also mal ein Foto von solch einem „Farbschlag“ sehen, dann ist es entweder ein Fake oder ein Bourkesittich, der auf den ersten Blick einem Wellensittich ähnlich sieht. Wer sich im Detail für die Farbstoffe in Gefiedern interessiert, kann die Seite von birds-online besuchen.

Wellensittiche gibt es auch in unterschiedlichen Größen. Die kleineren, am häufigsten im Handel vorkommenden Wellensittiche nennt man Hansibubis. Die größeren, im Phänotyp stark veränderten Vögel bezeichnet man als Standardwellensittich oder auch Schauwellensittich, da es Zuchtwettbewerbe gibt, für die sie hauptsächlich gezüchtet werden. Da bei der Zucht leider häufig nur nach Größe und Gefieder selektiert wird, sind diese Vögel in der Regel Wellensittich groß Standard Standardwellensittich Schauwellensittichkrankheitsanfälliger und kurzlebiger. Auch ist ihre Fähigkeit zu fliegen stark eingeschränkt, sodass sie oft als „zahm“ verkauft werden. Fliegen ist aber ein essentielles Grundbedürfnis von Vögeln und sehr wichtig für die richtige Funktion der Atemorgane und der Sauerstoffversorgung. Bitte unterstützt daher keine Züchter, deren Wellensittiche nicht mehr fliegen können oder nach 1-2 Metern schon stark pumpend abschmieren.

Bei Wellensittichen kann man männliche von weiblichen Tieren sehr gut unterscheiden. Und zwar verrät die sogenannte Wachshaut, also die Haut, die die Nasenlöcher umgibt, das Geschlecht. Bei Männchen ist sie normalerweise dunkelblau. Bei einigen rezessiven Farbschlägen kann sie auch lila sein. Verfärbt sich die Wachshaut eines Männchens braun, so sollte er dringend einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Dies ist leider ein recht sicheres Zeichen dafür, dass eine tumoröse Veränderung vorliegt. Bei Weibchen ist die Wachshaut in hormonell aktiven Phasen („Brutigkeit“) braun und in hormonell inaktiven Phasen hellblau mit weißen Ringen, um die Nasenlöcher.

Fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse nochmal zusammen:

  1. Wellensittiche sind Schwarmtiere und sollten daher niemals alleine gehalten werden.Wellensittiche Australien Schwarm Wikipedia
  2. Männliche Tiere erkennt man an der blauen und weibliche an einer braunen oder hellblauen Wachshaut.
  3. Als Nahrungsspezialisten benötigen Wellensittiche artgerechtes Futter, das auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

In der nächsten Folge geht es um wichtige Überlegungen vor der Anschaffung von Wellensittichen. Schließlich können Wellensittiche 10 Jahre und älter werden!

Basiswissen Wellensittiche


Informationen zu diversen Themen werden heutzutage nur noch selten aus Büchern zusammengesucht, sondern am liebsten über Fernsehen und YouTube-Videos ergooglet. So scheint es auch bei der Wellensittichhaltung zu sein. Diesem Trend möchte ich nun gerecht werden und habe am 11. Mai 2018 meine 10-teilige Serie „Basiswissen Wellensittiche“ auf meinem YouTube-Kanal gestartet.

In meiner langjährigen Erfahrung als Wellensittichhalterin und Bloggerin merke ich immer wieder, dass viele Interessierte und Neulinge in der Vogelhaltung zu wenig über ihre gefiederten Mitbewohner wissen. Daher habe ich mich entschlossen, in zehn kleinen Videos die wichtigsten Aspekte der Ziervogelhaltung zusammenzufassen. Die Videos haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern informieren nur über das „Basiswissen“: Die 10-teilige Serie gibt einen Einblick in die Vogelhaltung und vermittelt das Basiswissen, das jeder Welli-Halter haben sollte! In der ersten Folge geht es um allgemeines Wissen rund um Wellensittiche. Denn um die Bedürfnisse der Tiere zu verstehen, muss man wissen, woher sie kommen und wie sie in der Natur leben.

Folgende Themen sollen in den nächsten Wochen behandelt werden (Änderungen vorbehalten):

  1. Allgemeines rund um Wellensittiche
  2. Überlegungen vor dem Kauf
  3. Käfig & Einrichtung
  4. Freiflug
  5. Zusammensetzung (in der Paarhaltung & im Schwarm)
  6. Wellensittiche erwerben
  7. Eingangsuntersuchung
  8. Futter, Wasser & Giftpflanzen
  9. Hygiene & richtig putzen
  10. Vertrauensaufbau & zähmen

Immer freitags erscheint im Laufe des Nachmittags ein neues Video auf meinem YouTube-Kanal. Also, seid dabei!

Wellensittiche züchten


Schwarze Kulleraugen, große, tapsige Füße und ein plüschiges Gefieder – Wellensittichküken sind einfach goldig und es gibt kaum einen Wellensittichhalter, der bei diesem Anblick nicht dahinschmilzt. Bei vielen Haltern besteht daher der Wunsch selbst einmal kleine Küken zu haben. Aber ist züchten in den eigenen Wänden zu empfehlen?

Erfahrungen in der Handaufzucht? Nein? Dann Finger weg vom Züchten!

Ein Blick in die Suchmaschine genügt, um zu wissen, dass das Thema sehr populär ist. Über 120.000 Einträge (Stand Januar 2018; zum Vergleich „Wellensittiche artgerecht halten“ kommt nur auf 35.000 Einträge! Schämt euch!!!) geben Tipps zur Aufzucht gesunder Küken, zum „selber züchten“ und loben die Zucht als ein „großartiges Hobby“. Dass das keine gute Idee ist und was alles passieren kann, wird leider selten ausführlich beleuchtet. Aber es sollte jedem zu denken geben, dass erfahrene und langjähige Halter das Vermehren in der Regel strikt ablehnen!

Wellensittiche, als opportunistische Höhlenbrüter, vermehren sich unter günstigen Bedingungen sehr leicht. „Günstige Bedingungen“ sind leider nicht gleichbedeutend mit Sauberkeit, guter Haltung, hochwertigem Futter und erfahrenen Haltern, sondern mit dem Angebot an Nistmöglichkeiten. Unglücklicherweise kann man in jedem Zoofachgeschäft oder im Internet ohne jegliche Beratung Nistkästen erwerben.

Keine Ahnung haben, nicht zum vogelkundigen Tierarzt gehen und trotzdem Wellensittiche vermehren wollen? ~Cedrik

Doch warum sind so viele erfahrene Halter gegen das Züchten? Und warum sind es gerade Neulinge und uninformierte Vogelbesitzer, die züchten möchten? Wer schon lange Wellensittiche hält, der weiß um die vielen gesundheitlichen Gefahren für das Muttertier und die Küken: Legenot, Kloakenvorfall, Windeier, Mineralmangel, behinderte oder tote Küken, Spreizbeinchen, agressive Hennen, die ihre Küken regelrecht schreddern oder Gelege anderer Hennen zerstören… die Liste ist lang (eine gute und informative Übersicht findet ihr bei birds-online.de). Von Handaufzucht hat der Otto-Normal-Verbraucher in der Regel keine Ahnung –  ist aber auch egal, da geeignetes Handaufzuchtsfutter eh nicht im Haus ist. Eingangsuntersuchungen bei einem vogelkundigen Tierarzt für die Elterntiere? Fehlanzeige! „Wieso? Die sehen doch gesund aus!“, höre ich immer wieder (toll, dass man das so sehen kann, dann können sich die Tierärzte ja das jahrelange Veterinärstudium sparen!). Leider habe ich es zudem schon oft erlebt, dass unerfahrene Halter „einfach mal“ ein Nistkasten zu ihren zwei Wellis gestellt haben, die sie zur gleichen Zeit von der gleichen Verkaufsstelle geholt haben (Stichwort: „Inzucht bei Geschwistern“). Auch das Argument „ich will ja nur ein einziges Mal Wellensittichbabys haben“ oder die billige Rechtfertigung „Züchter haben ja auch mal angefangen“ von jemandem mit ein paar Monaten Wellensitticherfahrung löst bei mir Würgreiz aus. Ich sage es daher an der Stelle sehr deutlich:

Wir brauchen keine Wellensittiche aus eigener Vermehrung mehr! Und erst recht keine behinderten oder inzestösen Tiere, die den eh schon gesolaten, kränkelden Bestand in Deutschland weiter verschlechtern!

Total süß, der Kleine, oder? Sein Bruder auch. Der ist aber schon tot!

Wellensittiche legen häufig zwei Bruten hintereinander und pro Brut ca. 4-6 Eier; diese werden nicht mit einem Mal „ausgeworfen“, sondern immer mit einem Abstand von 1-2 Tagen. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass auch die Küken einen kleinen Altersabstand haben, der oft dazu führt, dass viele unerfahrene Halter den Zeitpunkt verpassen, zwischen dem jüngsten Küken des ersten Geleges und dem zweiten Gelege den Nistkasten zu entfernen. Mit anderen Worten: Innerhalb von 12 Wochen werden aus zwei Wellensittichen plötzlich 10-14 Tiere! Selbst wenn alles gut geht und die Tiere keine Behinderungen oder sichtbaren Krankheitsanzeichen haben, sollte man sich fragen, ob man nach einem halben Jahr (wenn die Jungmauser vorbei ist) mit so einem großen Schwarm adulter Wellensittiche im Wohnzimmer fertig wird. Der Schmutz, die Lautstärke und die Kosten sind enorm. Der Glaube, selbstgezogene Wellensittiche sind zahmer, ist übrigens falsch: Spätestens nach der Jungmauser interessieren sich die wenigsten Vögel noch für ihre Besitzer, sondern spielen und toben lieber mit ihresgleichen! Das führt mich direkt zu einem oft vernachlässigten Thema, dass mit der Vermehrung im Zusammenhang steht: Was passiert mit den Küken? Ich war in den letzten 12 Monaten unmittelbar in drei Fälle unüberlegter Vermehrung involviert… oder besser gesagt in die Vermittlung ganzer Familienschwärme völlig überforderter Halter! Jeder, der glaubt, mit Wellensittichen ließe sich Geld machen, der irrt. Ich mache seit über einem Jahr kostenlose Vermittlungen gesunder, zum Großteil bereits tiermedizinisch durchgecheckter Tiere und habe große Schwierigkeiten gute Plätze zu finden (und das in einer 3,5 Mio. Stadt mit einem großen Netzwerk an erfahrenen Wellensittich-Freunden!).

Hier die aktuellen Vermittlungsfälle (Stand Januar 2018):

Daher meine Bitte:
1. Lasst eure Wellensittiche nicht brüten! Auch nicht „nur ein einziges Mal“!
2. Sucht euch bei versehentlichen Gelegen noch vor dem Schlüpfen SOFORT Hilfe bei einem vogelkundigen Tierarzt in der Nähe und lasst euch aufklären und beraten sowie bei der Aufzucht fachkundig begleiten!
3. Küken niemals von Vermehrern kaufen – ihr unterstützt nur deren Geschäfte!
4. Küken gibt es massenhaft auch als Abgabe- und Vermittlungswellis im Tierheim, in Wellensittich-Foren und bei privaten Pflegestellen (fragt euren Tierarzt nach seriösen Pflegestellen)! Berliner und Brandenburger können sich gerne auf der Vermittlungsseite von Jessica und mir umschauen.

Rückblick 2017


Das Jahr neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu und ich möchte nicht nur die Gelegenheit nutzen, euch ein frohes und gesundes neues Jahr 2018 zu wünschen, sondern möchte mich auch bei euch, liebe Leserinnen und Leser, für ein weiteres gemeinsames Jahr bedanken.

Im Rückblick war 2017 das ereignisreichste Jahr meines Lebens. Im Januar ist mein Freund das Abenteuer eingegangen mit mir und meinen (zu diesem Zeitpunkt noch 12) Wellensittichen zusammenzuziehen. Da das in meiner kleinen 1-Zimmerwohnung schwer auszuhalten gewesen wäre, haben wir uns wohnungstechnisch vergrößert und in der Siedlung eine 2 2/2-Zimmerwohnung gemietet, in der die Wellis jetzt auch ihr eigenes Vogelzimmer (zum Beitrag hier klicken) haben.

Im Januar traten die zwei Vermittlungsküken, Terror-Alma und Luno, ihren Weg in ein neues Zuhause an und im Februar zogen ihre Eltern, Bella und Bonito, aus. Leider ist Bonito nach schwerer Krankheit im Sommer diesen Jahres verstorben.

Auch bei meinen Wellensittichen gab es in den vergangenen acht Monaten viele, schmerzhafte Verluste. Meine Lieblingshenne Chiocciolina verstarb am 13. April 2017. Ihr Partner Filuzzo, zu dem ich ebenfalls eine sehr intensive Beziehung hatte, folgte ihr am 17. Juli 2017. Zu diesem Zeitpunkt war bereits abzusehen, dass Willi-Valentina, die wir als 11-jährige Henne erst im Februar aufgenommen hatten, auch bald sterben würde. In der Nacht zum 29. August 2017 schlief sie in unseren Händen für immer ein. Am 1. Oktober wurde uns ein schwer krankes Notfallküken aus Dresden gebracht, das leider am Folgetag nach dem Tierarztbesuch verstarb. Es war bereits zu stark geschwächt gewesen und litt zudem an PBFD, Macrorhabdiose und hatte – wie die Obduktion ergab – stark vereiterte Luftsäcke. Der kleine Hahn wurde post mortem „Angelino“ (Engelchen) getauft und neben unseren verstorbenen Wellensittichen beigesetzt. Kurz vor Weihnachten mussten wir uns dann auch noch von Venilia verabschieden, deren Lebertumor ihrem Leben am 12. Dezember 2017 ein schnelles Ende bereitete. Es war demnach das schlimmste und verlustreichste Jahr seit dem Beginn meiner Wellensittichhaltung vor über 21 Jahren. Alle kleinen Federchen leben in unseren Gedanken und Herzen weiter <3

Aber nicht alles in diesem Jahr war traurig: Im April ist ein Vermittlungswelli, dessen Leben (und Schnabel) anfangs am seidenen Faden hing, bei uns eingezogen. Das Smeralda, die von der Vogelpraxis „Quasimodo“ getauft worden ist, bleiben sollte, war eigentlich nicht geplant gewesen. Die Heilung des extremen Milbenbefalls dauert allerdings noch immer an und der Schnabel muss von Zeit zu Zeit noch nachkorrigiert werden. Der Hauptgrund, weshalb sie nicht vermittelt worden ist, liegt aber an einem anderen Umstand: unser Dauer-Single Icaro hat sich Hals über Kopf in das süße Mädel verliebt… <3

Wo wir gerade über Vermittlungen reden: sicher ist treuen Lesern bereits die neue Kategorie „Vermittlungen“ aufgefallen, die seit September hier zu sehen ist. Dank der guten Zusammenarbeit mit den beiden Vogelpraxen in Berlin sowie vielen kooperativen Wellensittichhaltern konnten meine Freundin Jessi und ich dieses Jahr wieder für viele Fund- und Abgabewellis ein schönes neues Zuhause finden und erfolgreich vermitteln.

Das emotionalste Erlebnis in 2017 war für meinen Freund und mich die Geburt unseres ersten Kindes am 29. Oktober 2017. Der kleine Cedrik Justus wurde bereits pränatal auf seine zukünftigen Aufgaben als Welliretter vorbereitet, in dem ich die letzten Wochen vor der Entbindung die Tage im Vogelzimmer oder der Vogelpraxis verbrachte. Auch nach der Geburt ging es als ersten Ausflug seines Lebens in die Vogelpraxis.

Im Footer dieses Blogs findet ihr alle Links zu den Social Media-Kanälen.

Bei all den Ereignissen ist es nicht verwunderlich, dass ich in den vergangenen 12 Monaten nicht so viel bloggen konnte. Dennoch habt ihr meinem Blog die Treue gehalten: rund 50.000 Seitenaufrufe und über 14.200 Besucher hatte diese Seite in 2017. DANKE! Auch auf Facebook, Pinterest, Instagram, Google+ und YouTube ist ein großer Anstieg zu verzeichnen.

Hier noch einmal die Top 3 Beiträge aus 2017:

1. Die Mafiabraut

2. Beschäftigungsplan für Wellensittiche

3. Milben bei Wellensittichen

Welche Beiträge haben euch am besten gefallen? Möchtet ihr 2018 mehr informative Sachbeträge (z. B. Milben bei Wellensittichen) oder mehr Geschichten aus meinem Alltag mit meinen Wellensittichen (z. B. Die Mafiabraut)? Stimmt ab!

Auf ein weiteres wellireiches, lustiges und gesundes neues Jahr!

Eure Wencke

Wurzeln und Flügel


Der Plan war so einfach wie genial: Ich hatte mir den Wecker auf Vibrationsalarm kurz vor Sonnenaufgang gestellt, schlug die Decke langsam beiseite, setzte einen Fuß nach dem anderen vorsichtig auf den Boden und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur, vorbei an Quarantänezimmer, Vogelzimmer und Wohnzimmer, um in die Küche zu gelangen. Ich griff in den Schrank, um mir ganz leise eine Tasse und einen Teebeutel herauszunehmen. Dann drehte ich mich zum Wasserkocher um – da passierte es! Scheppernd knallte ein Teelöffelchen in das Spülbecken und löste in der gesamten Wohnung ein akustisches Inferno aus.

Heute ist ein ganz besonderer Tag und das nicht nur, weil heute Heiligabend ist. Nein, heute endet auch mein (gesetzlicher) Mutterschutz und das bedeutet, wie man schnell errechnen kann, dass unser Küken genau acht Wochen alt ist. Er ist auch der Grund für meine wochenlange Blog-Abstinenz, denn ganz so leicht wollte der kleine Mann es uns nicht machen. Volle drei Tage musste ich im Kreißsaal leiden, bis man sich endlich für eine Sectio entschied (das Küken und ich hatten inzwischen stark erhöhte Entzündungswerte). In den kurzen Pausen zwischen zwei Wehen musste ich unweigerlich an Legenot denken. Ich kann mir jetzt im entferntesten vorstellen, wie Wellensittichhennen leiden müssen und kann nur an jeden appellieren, schnellstmöglich mit seinem Vogel einen fachkundigen Tierarzt aufzusuchen!

Mein Partner hatte es die drei Tage und die Woche danach auch nicht leicht: Er ist mehrmals täglich zwischen Krankenhaus und Wohnung hin- und hergependelt, da Antonia ihre Aspergillose-Medikamente brauchte und auch die übrigen Wellis sich über frisches Wasser und Futter gefreut haben. Sechs Tage nach der Entbindung durften wir endlich nach Hause und ich konnte es kaum erwarten, meine kleinen Scheißerchen wiederzusehen. Noch nie war ich so lange von meinen Wellensittichen getrennt gewesen! Als ich ins Vogelzimmer kam, merkte ich sofort, dass bei Venilia etwas nicht stimmte. So kam es, dass der erste Ausflug im Leben unseres Sohnes in die Vogelpraxis führte. Kein schlechtes Omen – schließlich habe ich schon pränatal damit angefangen, den künftigen Berufsweg meines Kindes manipulativ zu beeinflussen und war während der Schwangerschaft geschätzt dreimal so oft beim vogelkundigen Tierarzt als bei der Frauenärztin. Obwohl bei dem Termin auf dem Röntgenbild „nur“ Gicht zu sehen war und in den folgenden Wochen auf weiteren zwei Röntgenbildern keine organischen Veränderungen zu sehen waren, sagte mir mein Gefühl, dass wir es mit einem Tumor zu tun hatten. Leider sollte ich recht behalten und meine kleine Venilia verstarb am 12.12.2017 an einem Lebertumor. Sie ist damit der dritte Vogel mit Tumor von fünf Wellensittichen, die ich alleine in diesem Jahr verloren habe. Ich habe zum Thema „Tumor bei Wellensittichen“ in den letzten Monaten mit diversen vogelkundigen Tierärzten in Berlin und Gießen gesprochen sowie Fachliteratur zu diesem Thema gewälzt und werde, sobald es mir die Zeit erlaubt, euch in diesem Blog darüber berichten.

Wer von euch glaubt, dass nun Ruhe eingezogen ist und wir friedlich vorm Weihnachtsbaum sitzen und „Stille Nacht“ singen, der täuscht sich gewaltig. Vor ein paar Tagen habe ich von zwei Familien wieder Wellensittiche zur Urlaubsbetreuung aufgenommen. Aus hygienischen Gründen halte ich die Tiere alle getrennt voneinander. So kommt es, dass ich nun nicht nur im Vogelzimmer meine sechs Pfeifen zu sitzen habe, sondern auch noch jeweils zwei Brüllvögel im Wohnzimmer sowie im Quarantänezimmer (oder auch Wickel-, Kinder-, Arbeits- oder Esszimmer genannt; der Name dieses Zimmer ist flexibel und passt sich den Gegebenheiten an, ganz so wie bei Harry Potter). 😉 Die räumliche Trennung scheint für die Kommunikation unter den Tieren aber kein sonderlich großes Hinderniss zu sein und so wird von Sonnenaufgang bis 23 Uhr durch die Wände hindurch gebrüllt. Mein Sohn, den wir akutell im Schlafzimmer geparkt haben, macht fröhlich mit.

Ich kann momentan nicht sagen, wer uns mehr auf Trab hält: ein acht Wochen altes Baby oder zehn Wellensittiche in drei Zimmern. Gestern Nacht hörten wir ein Scheppern und wildes Flügelschlagen. Mein Freund sprang auf, rannte ins Vogelzimmer: Nix! Weiter ins Quarantänezimmer: Nix! Im Wohnzimmer: Nix! „Jetzt wollen die uns auch noch verarschen!“, brummte er zurück im Bett und warf beleidigt die Decke über den Kopf.

Frühstück fällt bei mir schon seit Wochen aus und ich habe mich damit bereits arrangiert, aber die Hoffnung wenigstens einen Tee in Ruhe zu trinken, gebe ich noch nicht auf. Wer meinem Blog schon länger folgt, der weiß, dass meine Wellis, mit denen ich bis vor einem Jahr in einer 1-Zimmerwohnung gewohnt habe, morgens so lange ruhig bleiben, bis ich aufstehe, dann aber schonungslos loslegen. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich erinnere mich noch lebhaft an die vielen Wochenenden, an denen ich mit voller Blase still im Bett lag – observiert von meinen Wellis im Käfig gegenüber – und zwischen „noch einer halben Stunde Ruhe“ und „schnell auf Toilette“ haderte. Zwar schlafen wir in der neuen Wohnung nicht mehr im gleichen Zimmer mit den Plüschies, aber wir lassen immer die Türen auf, damit ich im Falle einer nächtlichen Panikattacke schnell ins Zimmer sprinten und Licht anmachen kann. Heute, am Heiligabend, stand ich also besonders früh auf, lange bevor Sohnemann und Wellimonster üblicherweise von mir gefüttert werden wollen, und stehle mich an allen Zimmern vorbei in die Küche.Tja, wie eingangs schon erwähnt, ist mein Plan nicht aufgegangen. Kaum hörten meine Wellensittiche Geräusche in der Küche (jaaa, und vielleicht auch mein leises Gefluche), tschiepten die armen verhungerten Tiere los wie am Spieß. Wie ein Lauffeuer breitete sich der Lärm von Zimmer zu Zimmer aus, bis ich schließlich aus allen Räumen der Wohnung angebrüllt worden bin.

Nachdem gegen Mittag endlich alle satt gefüttert sind und ich alle Volieren, Popos und Zimmer gesäubert habe, sitze ich nun mit Laptop und Tee auf dem Sofa. Die zehn Wellensittiche brubbeln zufrieden vor sich hin und das Baby neben mir schläft den Schlaf der Gerechten. Ihn stört das Zwitschern der vielen Vögel überhaupt nicht, im Gegenteil, der Kleine ist tiefenentspannt. Ganz die Mama eben! Auch von mir fällt die Hektik des Morgens langsam ab und während ich an meinem Tee nippe, entsinne ich mich eines Zitates von Goethe über gute Eltern:

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Vögel.

Ok, vielleicht hat Goethe „Flügel“ geschrieben. Vielleicht hat er es im metaphorischen Sinne gemeint. Hätte er aber Wellensittiche gehabt, so bin ich mir sicher, stünden die Flügel als Pars pro Totum für Vögel! Denn schließlich gibt es nichts schöneres als an Weihnachten vor dem geschmückten Baum zu sitzen, dem leisen Brubbeln seiner Wellensittiche zu lauschen und gemeinsam „Stille Nacht“ zu singen…

In diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest an euch, meine lieben Leserinnen und Leser, sowie an eure Wellensittiche.

Roomtour durch das Vogelzimmer


Spätestens nach dem letzten Beitrag über die Sicherheit im Freiflugzimmer wurden die Stimmen jener Vogelhalter lauter, die sich schon seit langem eine Roomtour durch mein Vogelzimmer wünschen. Dem möchte ich nun nachkommen.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass eine Roomtour visuell -sprich mit einem Video- besser dargestellt werden kann, als durch einen Blogbeitrag 😉 Da ich aber oft gefragt werde, wo ich was gekauft habe, folgt hier nun eine Inventur mit entsprechender Verlinkung. Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag enthält Produktverlinkungen („Werbung“).

Spielewand
Anbieter Parrotshop/amazon:
Color-Bell-Fun*
Balsaholzspielzeug*
Naturschaukel*
Holzring*

Anbieter Körnerbude/amazon:
Dreiecksschaukel*
Crushel-Korkröhre
Bird Kabob Schaukel*

Anbieter Fressnapf/amazon:
CHIPSI Buchenholzgranulat XXL*
CHIPSI Forest Fresh*
Multifit Papageiensand

Anbieter Trixie/amazon:
Weinreben* (sandgestrahlt)
Trixie Spielplatz X-Form*
Trixie Spielplatz H-Form*

Ikea:
Sideboard (Birkenfurnier; gekauft im Dezember 2016, aktuell nicht im Onlineprogramm gelistet; ggf. noch Restbestände in den Filialen)
RAGRUND (Bambusregal am Fenster)
DRAGAN (Bambuskisten für Kleinteile, wie Wäscheklammern, Spritzen, Futterzusätze, etc.)
SVALNÄS (Regalbretter aus Bambus – unterschiedliche Größen, z. T. zurechtgeschnitten)

Bauhaus:
Ringschrauben (Edelstahl!)
diverse Untersetzer (Plastik & Terrakotta)
Regalwinkel (aus Holz für die Bambusbretter & Schmuckwinkel für die Weinreben)
Fotorahmen (als Spritz- und Knabberschutz für die Tapete)

CEWE:
Gallery Print (eigenes Motiv – Antonia)


Sofawand
Massivum: Rattansofa mit Sitzkissen
Bauhaus: Tapete mit Amazonen
Ikea: Schaukelsessel

 


Käfigwand
Anbieter Parrotshop/amazon:
2x Madeira II – Platinum (Montana Cages) zu einer Madeira Double* zusammengebastelt; Bastelanleitung Madeira I, II oder III verbinden
Java Kletterstangen* (sehr leicht zu säubern und langlebig)
Naturschaukel* (sehr beliebt im Käfig und an der Kletterwand)
Super Shredding Ball Bird Toy-M* (aktuell unser Favorit – macht Dreck ohne Ende! Also perfekt für jeden, der schon mal bunte Papierschnipsel in der ganzen Wohnung haben wollte… und auf dem Butterbrot 😀 Aber die kleinen, süßen Plüschies lieben es, also eben erst sechs Bälle nachbestellt *seuftz*)
Triple Shred Boxen* mit bunten Papier
Nature-Bell-Fun
Shredder Korb

Körnerbude:
Hängeschaukeln
Buddha-Schaukel

Anbieter Fressnapf/amazon:
Mineralsteine
einfach Schlafschaukeln (dick, dünn)
Brücken aus der Nagerabteilung* (unterschiedliche Größen zum Spielen und als Tapetenschutz)
Sitzbretter aus der Nagerabteilung* (in unterschiedlichen Größen erhältlich)
Korkröhren*

Anbieter Futterhaus/amazon:
Lucky Reptile Compact Bird Lamp Set*

Bauhaus:
Flachsseile (Meterware)

Ikea:
MALM (Birkenfurnier; gibt es leider nur noch in anderen Farben)
MOLGER (Wandregal, Birke)
RIMFORSA (Futterbehälter)

Korkenzieherhaseläste: privat (kleiner Tipp: Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei Nachbarn oder in Kleingartenkolonnien nachfragen. Beste Schnittzeit: Frühling und Herbst)


Fensterfront
Korkenzieherhaselast in einem Weihnachtsbaumständer: privat
Philips: 2-in-1 Kombigerät Luftreiniger und Luftbefeuchter* (ECARF geprüft: allergikerfreundlich)

Bauhaus: Deckenlampe mit verdeckten Kabeln und einstellbarer Farbtemperatur

Ikea:
Schreibtischunterlagen als Kotschutz
SATSUMAS (Halter mit fünf Übertöpfen im Zwischenfenster)
LILL (Gardinenstores als Anflugschutz)


Futter
Ricos Futterkiste: Hauptfutter (meistens WS2)
Körnerbude: Ergänzungsfutter (Fonio Paddy, Knaulgras, Pagima Green, etc.)
Parrotshop: Edelstahl Fruchtspieß

Quarantänekäfig
Parrotshop: San Remo II – Platinum* (Montana Cages)

Raumausstattung/ Raumpflege
Bauhaus: Tapete
Hometrend: Boden
iRobot: iRobot Braava jet 240 Wischroboter für Räume bis zu 25 m²)* mit den blauen Pads (Nasswischpads)
Sebo: Staubsauger* mit dreifachem Filtersystem (Hepa)


Hinweis: Bei allen Verlinkungen, die mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet sind, handelt es sich um affilate Links (Werbelinks). Wird ein Produkt über diesen Link gekauft, erhalte ich eine kleine Provision von amazon. Der Preis ändert sich für euch nicht! Alle verlinkten Produkte befinden sich in meinem Vogelzimmer (bei Spielzeug mal länger, mal weniger 😉 ). Es handelt sich bei meiner Aufzählung also um persönliche Erfahrungswerte, die ich gerne teilen möchte. Ich mache keine Werbung für Produkte, die ich nicht gut finde oder die tierschutzwidrig sind! Weitere Produkte, die ich positiv getestet habe, findet ihr auf der Unterseite Produktempfehlungen.

Sicherheit im Freiflugzimmer


Wellensittiche sollten den größen Teil des Tages außerhalb des Käfigs sein dürfen. Dies erfordert in der Wohnungshaltung besondere Maßnahmen, um einen sicheren Freiflug gewähren zu können.

1. Fensterscheiben

Vögel können Fensterglas nicht als Barriere erkennen. Daher ist eine Sicherung der Fensterfront, zum Beispiel durch eine Jalousie, eine Gardine oder ein Gazetuch, dringend von Nöten. Entgegen vielen Behauptungen gewöhnen sich Wellensittiche nicht an Scheiben, die lediglich anfänglich mit Post it’s oder Vogelschutzstiften gekennzeichnet werden. Zwar fliegen Vögel in der Innenhaltung oft ihre gewohnten Flugbahnen, erschrecken sie sich aber plötzlich und geraten in Panik, so weichen sie von ihrer gewöhnlichen Strecke ab und wollen durch das Fenster flüchten. Schwere Anflugtrauma bis hin zum Genickbruch mit Todesfolge können bei ungesicherten Fensterscheiben die Konsequenz sein.

Bereits einfachste Aufhängungssysteme können dies verhindern und somit auch aus selten genutzten Räumen, wie einem Quarantänezimmer oder bei der Urlaubsbetreuung, im Handumdrehen einen sicheren Freiflugraum machen.

Auf Schnüre, Kordeln oder Zugbänder sind im Freiflugzimmer ebenfalls zu achten, da sich Wellensittiche darin verfangen und sich strangulieren können!

2. Offene Fenster & Türen

Geöffnete und ungesicherte Fenster sind die häufigste Ursache dafür, dass Wellensittiche entfliegen. Nur sehr wenige werden rechtzeitig gefunden oder fliegen irgendwo zu. Die meisten jedoch finden draußen ihren Tod. Daher sollten alle Fenster während des Freiflugs geschlossen bleiben, wenn keine stabile Vergitterung ins Fenster eingebaut wurde. Fliegengitter oder gekippte Fenster hinter Gardinen sind kein ausreichender Schutz!

Ebenso gründlich sollte man beim Öffnen und Schließen der Türen auf seine Tiere achten: Anflugtrauma, abgetrennte Gliedmaßen oder das komplette Einklemmen des Vogels mit Todesfolge sind sonst mögliche Konsequenzen.

3. Lampen, Kabel & Steckdosen

Wellensittiche haben zwei Eigenschaften, die ihnen schnell zum Verhängnis werden können: 1. sie landen am liebsten auf hohen Plätzen, um eine möglichst gute Übersicht über den Raum zu haben und 2. sie knabbern alles an. Daher sollte man beim Kauf der Zimmerbeleuchtung darauf achten, dass man möglichst eine Lampe ohne sichtbare Kabel und Glühbirnen wählt.

Erreichbare Steckdosen auf Tischhöhe und in der Nähe der Spielplätze oder der Voliere sollten mit einer Kindersicherung ausgerüstet sein.

4. Möbel

Ein ganz wichtiges Thema sind die Möbel im Freiflugzimmer. Immer wieder hört und ließt man von Vögeln, die hinter hohe Wandschränke fallen und dort ohne Aussicht auf Rettung stunden- oder gar tagelang im Todeskampf elendig zugrunde gehen. Grundsätzlich gilt daher: Alle Möbelstücke müssen weniger als 1,2 cm Abstand zur Wand aufweisen. Bei hohen, schweren Schränken oder Einbauschränken empfiehlt es sich, die Rückwand mindestens 20 cm vor dem Boden enden zu lassen. Sollte der Vogel hinter den Schrank fallen, besteht die Möglichkeit, dass man ihn unter wieder hervorholen kann. Bei größeren Abständen zur Wand, zum Beispiel durch Sockelleisten oder Viertelstäbe, müssen sowohl oben als auch an den Seiten Sicherungen in Form von Gittern oder Brettern angebracht werden. Am sichersten sind bei breiten Abständen zur Wand immer noch Sideboards von geringer Höhe auf Füßen.

5. Giftige Pflanzen

Die schlechte Nachricht: Die meisten Zimmerpflanzen sind für Wellensittiche giftig. Daher sollten am besten alle Pflanzen in ein anderes Zimmer gestellt werden, wenn man nicht ausreichend Platz in einem Zwischenfenster hat. Auf Grünzeug muss man dennoch nicht verzichten: Unsere Wellensittiche freuen sich über Kräutertöpfe, wie Basilikum, Kresse, Dill, Koriander, Zitronenmelisse, Salbei und einige mehr. Pflanzenampeln aus Golliwoog erfreuen deine Tiere und bieten ihnen neben vielen Mineralien & Vitaminen auch noch eine Menge Spaß.

6. Sonstige Gefahren im Freiflugzimmer, die man dringend vermeiden sollte:

  • Kerzen
  • Zigarettenrauch
  • Teflon-(oder Polytetrafluorethen-)dämpfe (zum Beispiel durch Pfannen oder Raclette)
  • Gegenstände aus Zink & Blei (zum Beispiel Bleibänder in Gardinen oder Tiffanylampen)
  • tiefe Vasen oder Gefäße
  • Tassen, Gläser & Teekannen, denn sie sind auch ungefüllt eine Todesfalle für kleine Vögel

Die Liste ist natürlich nicht vollständig! Man sollte daher seine eigene Wohnsituation aus der „Vogelperspektive“ betrachten und sich überlegen, ob es noch individuelle Gefahrenquellen im Zimmer geben könnte.

7. Vogelspielzeug

Auch von nicht geeignetem oder altem Vogelspielzeug können Gefahren ausgehen. Nicht geeignetes Vogelspielzeug sind Spiegel (Kropfentzündung), Plastikstangen (Ballengeschwüre) oder Plastikvögel (Verhaltensstörungen), da hier nicht den natürlichen Bedürfnissen unserer Wellensittiche nachgekommen wird, aber auch Spielzeug mit langen Fäden, denn hier besteht Strangulationsgefahr.

Auch altes Spielzeug sollte sich nicht länger in eurem Vogelzimmer befinden, sondern gegen neues ausgetauscht werden. Zum einen aus hygienischen Gründen, zum anderen, weil sich auch bei artgerechtem Spielzeug während der Nutzung Fäden oder ähnliches bilden können. Eine regelmäßige Kontrolle vorhandener Spielzeug ist daher von Nöten. Und Hand auf’s Herz: Welcher Wellensittich freut sich nicht über neue Spielzeuge?

Artgerechtes Spielzeug mit hohem Beschäftigungscharakter gibt es bei Wagner’s Papageien Paradies unter www.parrotshop.de

Das sind aktuell unsere Favoriten:

Wenn ihr wissen wollt, welche Spielzeuge für eure Wellensittiche geeignet sind, dann schaut euch das Video „Welcher Spielzeug-Typ ist dein Wellensittich“ an und macht den Spielzeug-Typen-Test.

Abschließend das neueste Video zum Thema „Sicherheit im Freiflugzimmer“. Oder wie es bei uns im Kino immer heißt: „Viel Spaß beim Fülm!“ 😀

Die Neuzugänge


Wer uns in den Social Media folgt, für den sind die Neuzugänge keine große Überraschung mehr. Oder… etwa doch? Lasst euch überraschen!

Dieses Jahr ist mir das Glück in Bezug auf die Gesundheit meiner Wellensittiche leider nicht hold. Dabei hätte alles so schön werden können in der neuen Wohnung… Wie sich einige sicher erinnern, hatte ich Ende Oktober kurz vor dem geplanten Umzug noch eine Welli-Family, bestehend aus einem Elternpaar und zwei Küken, als Vermittlungstiere bei mir aufgenommen. Ich hoffte zum einen bei den Jungtieren auf eine schnelle Vermittlung und zum anderen auf ein großes Vogelzimmer in der neuen Wohnung – am Ende wollte nichts mehr so kommen, wie geplant: Erst verzögerte sich die Renovierung um zwei Monate. Die Hausverwaltung hatte bei der Wohnungsabnahme VÖLLIG ÜBERRASCHT festgestellt, dass es pro Raum nur je eine Steckdose gibt und keine Telefon-, geschweige den Internetleitungen vorhanden sind. Tja, die alte Dame hätte vor ihrem Ableben ja mal etwas sagen können, lautete der Subtext der Hausverwaltung, als ich mich ein gaaanz klein bisschen „not amused“ gezeigt habe, als man mir verkündete, dass alle Wände aufgerissen und neue Kabel verlegt werden müssen. Ach ja, die Kosten für das Spachteln der Wände, neue Tapeten sowie Bodenbeläge inklusive aller handwerklichen Dienstleistungen und einer neuen Küche habe ich getragen, schließlich gab es einen [*Ironie an*] großzügigen Renovierungsbeitrag [*Ironie aus*] von ganzen 100 Euro pro Raum. Ich möchte an dieser Stelle niemanden mit irrelevanten Details langweilen – etwa, dass ich durch die kurzfristig kommunizierte Verzögerung Ende Dezember um ein Haar obdachlos geworden wäre oder dass ich ungeplant zweieinhalb Monate mit 12 Wellensittichen in einer 25 m² kleinen Ein-Zimmerwohnung ausgeharrte – aber mein Freund und ich nannten unser Wohnungs-Umzugs-Projekt liebevoll „unser Elb-BERchen21 am TXL“.

Terror-Alma

So süß Wellensittichkinder auch sein mögen, Terror-Alma raubte mir den letzten Nerv: von früh bis spät patroullierte sie laut brüllend auf dem Käfigdach umher, piesackte die anderen Wellensittiche oder zerlegte mir vor dem Umzug erst die „gerade wieder“ renovierte alte Wohnung, um dann nach dem Umzug direkt in der „gerade fertig“ renovierten neuen Wohnung weiterzumachen. Ich schäme mich, aber ich gestehe, ich habe einen jener Tage angefangen zu heulen, weil mich 35 g Vogel völlig überfordert haben und zur Verzweiflung trieben.

Terror-Alma provozierte mich absichtlich, das wusste ich. Am Umzugstag stand ich extra früh auf, da ich vor dem Eintreffen meiner Helfern meine Plüschies einfangen und schon sicher in die Transportboxen verladen wollte, bevor die Voliere abgebaut wird. Alle zeigten sich kooperativ – bis auf das dreiste Mistviech. Ganze drei Mal entwischte sie mir außerhalb des Käfigs und grinste mich von der Gardinenstange aus an. Wer unter Zeitdruck an einem Umzugstag einen wilden Wellensittich versucht einzufangen, der kann nachvollziehen, dass ich kurz davor war, sie entweder zu rupfen, ihr den Hals umzudrehen oder sie gleich ganz aufzufressen. Wie Rumpelstielzchen bin ich wild fluchend und mit den Armen fuchtelnd vor der Gardinenstange auf- und abgehüpft. Mit guten drei Stunden Verspätung konnte dann der Volierenabbau beginnen…

Luno

Kaum, dass wir im neuen Zuhause angekommen sind, fand Terror-Alma sofort eine neue Strategie heraus, wie man mich auf die Palme bringt: Im 25 m² großen Wellizimmer standen noch keine Möbel und die Akustik im Raum glich der von Notre Dame. Theoretisch hätten wir gleich wieder ausziehen können, wenn es nach den Nachbarn gegangen wäre. Mit süßen Bildern und verlogenem Rumgesäusel schaffte ich es nach guten drei Monaten Terror-Alma und ihren Bruder Luno möglichst weit weg von Berlin nach Stuttgart zu vermitteln. Das heißt, um ein Haar hätte das Viech dank seiner Ausbrechkünste die Mitfahrgelegenheit ins neue Zuhause verpasst. Eine gute Stunde bin ich mit dem Kescher durch das Zimmer hinter dem Vogel hergesprungen, nachdem sie mir beim Einfangen aus der Voliere entwischt ist.

Bonito und Bella

Einen Monat später, Anfang Februar, bin ich auch die Vermittlungswellis Bella und Bonito, die Eltern von Terror-Alma und Luno, nach rund vier Monaten endlich los geworden… ähm, pardon, ich meine,  ich konnte sie „endlich in ein gutes Zuhause vermitteln“. In weiser Voraussicht lag auch bei ihnen das neue Zuhause am anderen Ende Deutschlands. Vor allem Bella hatte sich sehr gut eingelebt und sofort damit begonnen, das Fachwerkhaus der neuen Besitzerin in seine Bestandteile zu zerlegen. Sorry, Elke…

Nach dem turbulenten Monaten, die hinter uns lagen, freute ich mich, endlich wieder Zeit mit meinem Schwarm genießen zu können und das Vogelzimmer weiter auszubauen. Bereits wenige Tage nach dem Auszug der letzten beiden Vermittlungswellis rutschte ich auf Facebook in eine Vermittlunggeschichte rein. Eigentlich wollte ich maximal Notfall-Zwischenstation für wenige Tage sein, da ich in der neuen Wohnung über ein separates Quarantänezimmer mit kleiner Voliere verfüge. Am 14. Februar 2017 nahm das Schicksal dann seinen Lauf…

Die alte Standardhenne Valentina zog bei uns ein und mit ihr gefühlte Trillionen Megabakterien (Macrorhabdiose), mit denen wir mal mehr, mal weniger stark zu kämpfen haben, die aber für eine tägliche Dauermedikation sorgen. Auf Valentinas Profil könnt ihr mehr dazu lesen.

Während wir bereits mehrere Wochen mit den Megas und einer Sekundärinfektion bei Valentina zu tun hatten, erlitt mein Herzenswelli Chiocciolina Anfang März einen starken Krampfanfall, dessen Ursache nie geklärt werden konnte. Fakt ist aber, dass Chiocciolina von Beginn an aufgrund der Überzüchtung und nicht sorgfältig zusammengesetzter Elterntiere an mehreren Organschäden litt. Mit viel Liebe und etlichen Medikamenten, die zweimal täglich verabreicht werden mussten, gelang es uns, sie wieder aufzupäppeln. Fünf Wochen nach dem Krampfanfall fand mein Freund sie am 13. April 2017 tot in ihrem Käfig. Es brach mir das Herz, da meine kleine Schnecke etwas ganz besonderes gewesen ist. Ihr langjähiger Partner Fili (Filuzzo) tröste mich – oder besser wir uns. Er ließ sich von mir kraulen und suchte meine Nähe. Wir beide hatten von Anfang an eine sehr vertrauensvolle Bindung, aber nach dem Tod seiner Partnerin verstärkte sich diese Beziehung zu dem einstigen Abgabewelli noch.

Zwei Tage später, am 15. April 2017, zog „Milbi“ ein. Der Notfall war rund drei Wochen zuvor einem Bekannten vor die Wohnungstür gestellt worden. Die Kleine war derartig vermilbt, dass unter anderem das Schnabelhorn drohte abzufallen und die Tierärzte kaum noch Hoffnung hatten, dass sie es schaffen würde. Eigentlich sollte Smeralda, die in der Praxis liebevoll „Quasimodo“ genannt worden ist, nur vorübergehend bei uns sein und dann vermittelt werden. Als ich mich zur Aufnahme „überreden“ ließ, wusste ich nicht, WIE schlimm es um ihre Gesundheit stand. Schon beim Abholen aus der Praxis war uns klar, dass sie in diesem Zustand nicht vermittelt werden konnte – auch, weil noch weitere Folgebehandlungen und Schnabelkorrekturen auf uns zukommen würden. Falls sich das Schnabelhorn jemals wieder regenerieren sollte, so würde es sicher ein Jahr oder länger dauern. Die lebhafte Henne hat sich super in den bestehenden Schwarm integriert und darf deshalb auf Lebenszeit bleiben. Smeraldas Geschichte findet ihr hier.

Damit aber noch nicht genug der Tragik: Kaum ist Smeralda eingezogen und zur ersten Schnabelkorrektur musste, wurde bei Fili, der mir recht ruhig vorkam, im gleichen Atemzug ein Nierentumor diagnostiziert. Ich wusste, was das für mein kleines Fusselchen bedeutete: uns blieb nicht mehr viel Zeit!

Während wir Fili palliativ behandelten und umsorgten, meinte Icaro sich auch mal wieder in den Vordergrund zu drängen. Mein kleiner Schluckspecht musste Ende Mai übers Wochenende notfallmäßig behandelt werden, weil er einen halben Baum im Kropf zu stecken hatte. Glücklichweise konnte mit Infusionen und Abführmittel das Schlimmste verhindert werden, sodass wir ihn drei Tage später aus der Vogelpraxis wieder abholen konnten und um eine Kropf-OP herumgekommen sind.

In der Zwischenzeit ging es Filuzzo immer schlechter, sodass wir am 16. Juli beschlossen, ihn am Folgetag erlösen zu lassen. In der Nacht zum 17. Juli schlief mein kleiner Mann in seiner Transportbox für immer ein. Ich bin dankbar, dass er mir diesen schwersten aller Gänge zum Tierarzt erspart hat. Nach vier Monaten und vier Tagen ist Fili endlich wieder mit seiner Chiocciolina vereint. <3

Bei diesen vielen Tierarztbesuchen und vor allem der permanenten Sorge um mindestens einen meiner Wellensittiche, bin ich erst jetzt dazu gekommen, über die neuen Schwarmmitglieder, Valentina und Smeralda, zu berichten. Es ist unnötig zu erzählen, dass Valentina aktuell wieder einen schlimmen Megas-Anfall hat und wir gestern mal wieder beim vkTA waren (Nebenbefund „Tumor“ inklusive)… Dieses Jahr ist es mir schon ein paar mal passiert, dass ich auf dem Weg nach Hause versehendlich an der Haltestelle der Tierarztpraxis ausgestiegen bin, anstatt noch zwei weitere Stationen mit der Bahn zu fahren. Tja, die tückische „Macht der Gewohnheit“. Auf der anderen Seite: Zuhause ist für mich wohl immer da, wo meine Wellensittiche sind!

Zwischen drin hatte ich dieses Jahr immer wieder Kurzzeitgäste, Vermittlungswellis und Wellis von Bekannten, deren Tiere Medikamente bekommen mussten (darin sind mein Freund und ich inzwischen Profis). In zwei Wochen bekomme ich noch fünf Urlaubsgäste für insgesamt drei Wochen – die Plüschies geben sich hier hintereinander die Klinke in die Hand bis Anfang September, dann ist Schluss für dieses Jahr!

Oder doch nicht? Trotz unserer Entscheidung vorerst den eigenen Schwarm nicht weiter aufzustocken, machen wir Mitte Oktober noch eine einzige Ausnahme: Seit Ende Januar kündigt sich bei uns nämlich ein kleines Küken an.

Beim Blick auf das erste Ultraschallbild prustete ich heraus: „Es hat einen Schnabel!!!“ Meinen Lachanfall und die vorwurfsvollen Blicke meines Freundes in meine Richtung, die zu sagen schienen „Jetzt übertreibst du aber maßlos mit deiner Papageienliebe“, verunsicherten die arme Frauenärztin sichtlich. Es kommt wohl nicht so häufig vor, dass Frauen so sich so herzlich über KÜKENFÖRMIGE Embryos mit Schnabel freuen.

Ab Mitte September wird für unseren Spatz dann das Quarantänezimmer hergerichtet und wenige Wochen später werde ich dann eine „richtige“ (Welli-)Mama!

Milben bei Wellensittichen


Milbenbefall und dessen schwerwiegende Folgen werden von vielen Haltern unterschätzt. Genau wie bei anderen Krankheiten sollte der betroffene Wellensittich zeitnah einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden.

Milben (auch: Grabmilben oder Räudemilben genannt) kommen leider recht häufig bei Wellensittichen vor. Im Anfangsstadium sind die Schäden der 0,3 x 0,4 mm kleinen Parasiten für Laien kaum zu erkennen. Daher wird zum Leidwesen der Tiere oft zu lange mit der Behandlung gewartet. Auch unterschätzen einige Halter die gesundheitlichen Gefahren, die von Milbenbefall ausgeht. Es ist daher zwingend notwendig, die Behandlung durch einen vogelkundigen Tierarzt durchführen zu lassen. Hausmittelchen, eigenes Herumprobieren mit Tipps aus dem Internet oder Sprays aus dem Zooladen fügen dem betroffenen Vogel nur weiteres Leid zu.

1. Woher kommen Milben?

Milben sind ektogene Parasiten, die in der Haut des Vogels leben und dort auch ihre Eier legen. Sie können sich über Monate oder gar Jahre am Vogel aufhalten, ohne dass Symptome sichtbar sind. Durch Stress, Fehlernährung, mangelnde Hygiene oder andere Krankheiten kann die Milbeninfektion klinisch werden, d. h. ausbrechen. Daher ist es extrem wichtig, dass jedes neu erworbene Tier einem vogelkundigen Tierarzt zu einem Eingangscheck vorgestellt und prophylaktisch gegen diese Parasiten behandelt wird.

2. Woran erkenne ich Milben?

Milbenbefall erkennt man im Anfangsstadium an den Unregelmäßigkeiten auf dem Schnabelhorn, die durch die Bohngänge der Milben verursacht worden sind. Im weiteren Verlauf bilden sich schwammartige Wucherungen auf der Wachshaut, dem Schnabelhorn, um die Augen, an den Ständern (Füßen) und im Bereich der Kloake. Also überall dort, wo Federn nicht die Sicht auf die Milben verhindern.

3. Wie behandele ich Milben?

Milben kann der Tierarzt durch die Spot-on-Methode behandeln. Dazu wird der in einer Trägersubstanz gelöste Wirkstoff Ivermectin zwei- bis dreimal im Abstand von je einer Woche auf die Nackenhaut des Wellensittichs geträufelt. Der Wirkstoff wird über die Haut aufgenommen und tötet so zuverlässig alle Milben am gesamten Körper ab. Im Kompendium der Ziervogelkrankheiten (Hrsg. Kaleta & Krautwald-Junghans) wird vor Hausmittelchen und Herumprobieren mit folgenden Worten gewarnt: „Wegen der zu geringen Effektivität und zur Schonung des betroffenen Vogels sollte das früher übliche lokale Betupfen der Räudewucherungen mit Paraffinöl, Petroleum oder ähnlichem unterbleiben.

Dringend abzuraten ist auch von der eigenmächtigen Behandlung durch sogenannte Milbensprays oder Milbenstrips aus dem Zooladen. Neben der Wirkungslosigkeit der enthaltenen Substanzen schädigen Sprays dem empfindlichen Atmungs- und Lungensystem der Vögel. Behandlungsunterstützend sollte man als Halter lieber sein Hauptaugenmerk auf die Käfig- und Spielplatzhygiene legen: neben der täglichen Reinigung des Käfigs während der Behandlungsdauer, sind alle Spielsachen und Sitzgelegenheiten auszutauschen und/oder zu desinfizieren (im Backofen bei 100° bis 150° C – bitte keine chemischen Mittel nehmen, da Rückstände gesundheitsschädlich für die Wellensittiche sind!).

Auch sollte man bei Verdacht auf Milben nicht zu lange warten – der Parasitenbefall geht nicht von alleine weg, sondern wird schlimmer und es drohen Sekundärinfektionen durch die offenen Stellen in der Haut. Im schlimmsten Fall kann es sogar soweit kommen, dass der Wellensittich seinen Schnabel verliert euthanasiert werden muss.

Dieser Vogel konnte noch rechtzeitig gerettet und erfolgreich behandelt werden – auch wenn das Schnabelhorn wahrscheinlich nie wieder ganz regenerieren wird.

Für diesen kleinen Wellensittich kam jeder Hilfeversuch zu spät – er starb nur wenige Tage nach seiner Rettung auf der Pflegestelle.

Diesen Blogbeitrag gibt es auch als Video auf meinem YouTube-Kanal

Ich danke allen Beteiligten für ihre Fotospenden und ihren Einsatz im Tierschutz:

  • Jessica K.-S.
  • Anna M.
  • Furkan P.
  • J. Helmbrecht
  • Nathalie K.
  • Tanja
  • Steven D. Kuhns

Quellen:

  • Kaleta / Krautwald-Junghans, Kompendium der Ziervogelkrankheiten, Schlütersche; Auflage: 4., überarbeitete Auflage (2011)
  • Pees,Leitsymptome bei Papageien und Sittichen: Diagnostischer Leitfaden und Therapie, Enke; Auflage: 2 (2010)
  • Quinten, Ziervogelkrankheiten, Verlag Eugen Ulmer; Auflage: 2 (2007)

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