Wellensittiche züchten


Schwarze Kulleraugen, große, tapsige Füße und ein plüschiges Gefieder – Wellensittichküken sind einfach goldig und es gibt kaum einen Wellensittichhalter, der bei diesem Anblick nicht dahinschmilzt. Bei vielen Haltern besteht daher der Wunsch selbst einmal kleine Küken zu haben. Aber ist züchten in den eigenen Wänden zu empfehlen?

Erfahrungen in der Handaufzucht? Nein? Dann Finger weg vom Züchten!

Ein Blick in die Suchmaschine genügt, um zu wissen, dass das Thema sehr populär ist. Über 120.000 Einträge (Stand Januar 2018; zum Vergleich „Wellensittiche artgerecht halten“ kommt nur auf 35.000 Einträge! Schämt euch!!!) geben Tipps zur Aufzucht gesunder Küken, zum „selber züchten“ und loben die Zucht als ein „großartiges Hobby“. Dass das keine gute Idee ist und was alles passieren kann, wird leider selten ausführlich beleuchtet. Aber es sollte jedem zu denken geben, dass erfahrene und langjähige Halter das Vermehren in der Regel strikt ablehnen!

Wellensittiche, als opportunistische Höhlenbrüter, vermehren sich unter günstigen Bedingungen sehr leicht. „Günstige Bedingungen“ sind leider nicht gleichbedeutend mit Sauberkeit, guter Haltung, hochwertigem Futter und erfahrenen Haltern, sondern mit dem Angebot an Nistmöglichkeiten. Unglücklicherweise kann man in jedem Zoofachgeschäft oder im Internet ohne jegliche Beratung Nistkästen erwerben.

Keine Ahnung haben, nicht zum vogelkundigen Tierarzt gehen und trotzdem Wellensittiche vermehren wollen? ~Cedrik

Doch warum sind so viele erfahrene Halter gegen das Züchten? Und warum sind es gerade Neulinge und uninformierte Vogelbesitzer, die züchten möchten? Wer schon lange Wellensittiche hält, der weiß um die vielen gesundheitlichen Gefahren für das Muttertier und die Küken: Legenot, Kloakenvorfall, Windeier, Mineralmangel, behinderte oder tote Küken, Spreizbeinchen, agressive Hennen, die ihre Küken regelrecht schreddern oder Gelege anderer Hennen zerstören… die Liste ist lang (eine gute und informative Übersicht findet ihr bei birds-online.de). Von Handaufzucht hat der Otto-Normal-Verbraucher in der Regel keine Ahnung –  ist aber auch egal, da geeignetes Handaufzuchtsfutter eh nicht im Haus ist. Eingangsuntersuchungen bei einem vogelkundigen Tierarzt für die Elterntiere? Fehlanzeige! „Wieso? Die sehen doch gesund aus!“, höre ich immer wieder (toll, dass man das so sehen kann, dann können sich die Tierärzte ja das jahrelange Veterinärstudium sparen!). Leider habe ich es zudem schon oft erlebt, dass unerfahrene Halter „einfach mal“ ein Nistkasten zu ihren zwei Wellis gestellt haben, die sie zur gleichen Zeit von der gleichen Verkaufsstelle geholt haben (Stichwort: „Inzucht bei Geschwistern“). Auch das Argument „ich will ja nur ein einziges Mal Wellensittichbabys haben“ oder die billige Rechtfertigung „Züchter haben ja auch mal angefangen“ von jemandem mit ein paar Monaten Wellensitticherfahrung löst bei mir Würgreiz aus. Ich sage es daher an der Stelle sehr deutlich:

Wir brauchen keine Wellensittiche aus eigener Vermehrung mehr! Und erst recht keine behinderten oder inzestösen Tiere, die den eh schon gesolaten, kränkelden Bestand in Deutschland weiter verschlechtern!

Total süß, der Kleine, oder? Sein Bruder auch. Der ist aber schon tot!

Wellensittiche legen häufig zwei Bruten hintereinander und pro Brut ca. 4-6 Eier; diese werden nicht mit einem Mal „ausgeworfen“, sondern immer mit einem Abstand von 1-2 Tagen. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass auch die Küken einen kleinen Altersabstand haben, der oft dazu führt, dass viele unerfahrene Halter den Zeitpunkt verpassen, zwischen dem jüngsten Küken des ersten Geleges und dem zweiten Gelege den Nistkasten zu entfernen. Mit anderen Worten: Innerhalb von 12 Wochen werden aus zwei Wellensittichen plötzlich 10-14 Tiere! Selbst wenn alles gut geht und die Tiere keine Behinderungen oder sichtbaren Krankheitsanzeichen haben, sollte man sich fragen, ob man nach einem halben Jahr (wenn die Jungmauser vorbei ist) mit so einem großen Schwarm adulter Wellensittiche im Wohnzimmer fertig wird. Der Schmutz, die Lautstärke und die Kosten sind enorm. Der Glaube, selbstgezogene Wellensittiche sind zahmer, ist übrigens falsch: Spätestens nach der Jungmauser interessieren sich die wenigsten Vögel noch für ihre Besitzer, sondern spielen und toben lieber mit ihresgleichen! Das führt mich direkt zu einem oft vernachlässigten Thema, dass mit der Vermehrung im Zusammenhang steht: Was passiert mit den Küken? Ich war in den letzten 12 Monaten unmittelbar in drei Fälle unüberlegter Vermehrung involviert… oder besser gesagt in die Vermittlung ganzer Familienschwärme völlig überforderter Halter! Jeder, der glaubt, mit Wellensittichen ließe sich Geld machen, der irrt. Ich mache seit über einem Jahr kostenlose Vermittlungen gesunder, zum Großteil bereits tiermedizinisch durchgecheckter Tiere und habe große Schwierigkeiten gute Plätze zu finden (und das in einer 3,5 Mio. Stadt mit einem großen Netzwerk an erfahrenen Wellensittich-Freunden!).

Hier die aktuellen Vermittlungsfälle (Stand Januar 2018):

Daher meine Bitte:
1. Lasst eure Wellensittiche nicht brüten! Auch nicht „nur ein einziges Mal“!
2. Sucht euch bei versehentlichen Gelegen noch vor dem Schlüpfen SOFORT Hilfe bei einem vogelkundigen Tierarzt in der Nähe und lasst euch aufklären und beraten sowie bei der Aufzucht fachkundig begleiten!
3. Küken niemals von Vermehrern kaufen – ihr unterstützt nur deren Geschäfte!
4. Küken gibt es massenhaft auch als Abgabe- und Vermittlungswellis im Tierheim, in Wellensittich-Foren und bei privaten Pflegestellen (fragt euren Tierarzt nach seriösen Pflegestellen)! Berliner und Brandenburger können sich gerne auf der Vermittlungsseite von Jessica und mir umschauen.

Die Neuzugänge


Wer uns in den Social Media folgt, für den sind die Neuzugänge keine große Überraschung mehr. Oder… etwa doch? Lasst euch überraschen!

Dieses Jahr ist mir das Glück in Bezug auf die Gesundheit meiner Wellensittiche leider nicht hold. Dabei hätte alles so schön werden können in der neuen Wohnung… Wie sich einige sicher erinnern, hatte ich Ende Oktober kurz vor dem geplanten Umzug noch eine Welli-Family, bestehend aus einem Elternpaar und zwei Küken, als Vermittlungstiere bei mir aufgenommen. Ich hoffte zum einen bei den Jungtieren auf eine schnelle Vermittlung und zum anderen auf ein großes Vogelzimmer in der neuen Wohnung – am Ende wollte nichts mehr so kommen, wie geplant: Erst verzögerte sich die Renovierung um zwei Monate. Die Hausverwaltung hatte bei der Wohnungsabnahme VÖLLIG ÜBERRASCHT festgestellt, dass es pro Raum nur je eine Steckdose gibt und keine Telefon-, geschweige den Internetleitungen vorhanden sind. Tja, die alte Dame hätte vor ihrem Ableben ja mal etwas sagen können, lautete der Subtext der Hausverwaltung, als ich mich ein gaaanz klein bisschen „not amused“ gezeigt habe, als man mir verkündete, dass alle Wände aufgerissen und neue Kabel verlegt werden müssen. Ach ja, die Kosten für das Spachteln der Wände, neue Tapeten sowie Bodenbeläge inklusive aller handwerklichen Dienstleistungen und einer neuen Küche habe ich getragen, schließlich gab es einen [*Ironie an*] großzügigen Renovierungsbeitrag [*Ironie aus*] von ganzen 100 Euro pro Raum. Ich möchte an dieser Stelle niemanden mit irrelevanten Details langweilen – etwa, dass ich durch die kurzfristig kommunizierte Verzögerung Ende Dezember um ein Haar obdachlos geworden wäre oder dass ich ungeplant zweieinhalb Monate mit 12 Wellensittichen in einer 25 m² kleinen Ein-Zimmerwohnung ausgeharrte – aber mein Freund und ich nannten unser Wohnungs-Umzugs-Projekt liebevoll „unser Elb-BERchen21 am TXL“.

Terror-Alma

So süß Wellensittichkinder auch sein mögen, Terror-Alma raubte mir den letzten Nerv: von früh bis spät patroullierte sie laut brüllend auf dem Käfigdach umher, piesackte die anderen Wellensittiche oder zerlegte mir vor dem Umzug erst die „gerade wieder“ renovierte alte Wohnung, um dann nach dem Umzug direkt in der „gerade fertig“ renovierten neuen Wohnung weiterzumachen. Ich schäme mich, aber ich gestehe, ich habe einen jener Tage angefangen zu heulen, weil mich 35 g Vogel völlig überfordert haben und zur Verzweiflung trieben.

Terror-Alma provozierte mich absichtlich, das wusste ich. Am Umzugstag stand ich extra früh auf, da ich vor dem Eintreffen meiner Helfern meine Plüschies einfangen und schon sicher in die Transportboxen verladen wollte, bevor die Voliere abgebaut wird. Alle zeigten sich kooperativ – bis auf das dreiste Mistviech. Ganze drei Mal entwischte sie mir außerhalb des Käfigs und grinste mich von der Gardinenstange aus an. Wer unter Zeitdruck an einem Umzugstag einen wilden Wellensittich versucht einzufangen, der kann nachvollziehen, dass ich kurz davor war, sie entweder zu rupfen, ihr den Hals umzudrehen oder sie gleich ganz aufzufressen. Wie Rumpelstielzchen bin ich wild fluchend und mit den Armen fuchtelnd vor der Gardinenstange auf- und abgehüpft. Mit guten drei Stunden Verspätung konnte dann der Volierenabbau beginnen…

Luno

Kaum, dass wir im neuen Zuhause angekommen sind, fand Terror-Alma sofort eine neue Strategie heraus, wie man mich auf die Palme bringt: Im 25 m² großen Wellizimmer standen noch keine Möbel und die Akustik im Raum glich der von Notre Dame. Theoretisch hätten wir gleich wieder ausziehen können, wenn es nach den Nachbarn gegangen wäre. Mit süßen Bildern und verlogenem Rumgesäusel schaffte ich es nach guten drei Monaten Terror-Alma und ihren Bruder Luno möglichst weit weg von Berlin nach Stuttgart zu vermitteln. Das heißt, um ein Haar hätte das Viech dank seiner Ausbrechkünste die Mitfahrgelegenheit ins neue Zuhause verpasst. Eine gute Stunde bin ich mit dem Kescher durch das Zimmer hinter dem Vogel hergesprungen, nachdem sie mir beim Einfangen aus der Voliere entwischt ist.

Bonito und Bella

Einen Monat später, Anfang Februar, bin ich auch die Vermittlungswellis Bella und Bonito, die Eltern von Terror-Alma und Luno, nach rund vier Monaten endlich los geworden… ähm, pardon, ich meine,  ich konnte sie „endlich in ein gutes Zuhause vermitteln“. In weiser Voraussicht lag auch bei ihnen das neue Zuhause am anderen Ende Deutschlands. Vor allem Bella hatte sich sehr gut eingelebt und sofort damit begonnen, das Fachwerkhaus der neuen Besitzerin in seine Bestandteile zu zerlegen. Sorry, Elke…

Nach dem turbulenten Monaten, die hinter uns lagen, freute ich mich, endlich wieder Zeit mit meinem Schwarm genießen zu können und das Vogelzimmer weiter auszubauen. Bereits wenige Tage nach dem Auszug der letzten beiden Vermittlungswellis rutschte ich auf Facebook in eine Vermittlunggeschichte rein. Eigentlich wollte ich maximal Notfall-Zwischenstation für wenige Tage sein, da ich in der neuen Wohnung über ein separates Quarantänezimmer mit kleiner Voliere verfüge. Am 14. Februar 2017 nahm das Schicksal dann seinen Lauf…

Die alte Standardhenne Valentina zog bei uns ein und mit ihr gefühlte Trillionen Megabakterien (Macrorhabdiose), mit denen wir mal mehr, mal weniger stark zu kämpfen haben, die aber für eine tägliche Dauermedikation sorgen. Auf Valentinas Profil könnt ihr mehr dazu lesen.

Während wir bereits mehrere Wochen mit den Megas und einer Sekundärinfektion bei Valentina zu tun hatten, erlitt mein Herzenswelli Chiocciolina Anfang März einen starken Krampfanfall, dessen Ursache nie geklärt werden konnte. Fakt ist aber, dass Chiocciolina von Beginn an aufgrund der Überzüchtung und nicht sorgfältig zusammengesetzter Elterntiere an mehreren Organschäden litt. Mit viel Liebe und etlichen Medikamenten, die zweimal täglich verabreicht werden mussten, gelang es uns, sie wieder aufzupäppeln. Fünf Wochen nach dem Krampfanfall fand mein Freund sie am 13. April 2017 tot in ihrem Käfig. Es brach mir das Herz, da meine kleine Schnecke etwas ganz besonderes gewesen ist. Ihr langjähiger Partner Fili (Filuzzo) tröste mich – oder besser wir uns. Er ließ sich von mir kraulen und suchte meine Nähe. Wir beide hatten von Anfang an eine sehr vertrauensvolle Bindung, aber nach dem Tod seiner Partnerin verstärkte sich diese Beziehung zu dem einstigen Abgabewelli noch.

Zwei Tage später, am 15. April 2017, zog „Milbi“ ein. Der Notfall war rund drei Wochen zuvor einem Bekannten vor die Wohnungstür gestellt worden. Die Kleine war derartig vermilbt, dass unter anderem das Schnabelhorn drohte abzufallen und die Tierärzte kaum noch Hoffnung hatten, dass sie es schaffen würde. Eigentlich sollte Smeralda, die in der Praxis liebevoll „Quasimodo“ genannt worden ist, nur vorübergehend bei uns sein und dann vermittelt werden. Als ich mich zur Aufnahme „überreden“ ließ, wusste ich nicht, WIE schlimm es um ihre Gesundheit stand. Schon beim Abholen aus der Praxis war uns klar, dass sie in diesem Zustand nicht vermittelt werden konnte – auch, weil noch weitere Folgebehandlungen und Schnabelkorrekturen auf uns zukommen würden. Falls sich das Schnabelhorn jemals wieder regenerieren sollte, so würde es sicher ein Jahr oder länger dauern. Die lebhafte Henne hat sich super in den bestehenden Schwarm integriert und darf deshalb auf Lebenszeit bleiben. Smeraldas Geschichte findet ihr hier.

Damit aber noch nicht genug der Tragik: Kaum ist Smeralda eingezogen und zur ersten Schnabelkorrektur musste, wurde bei Fili, der mir recht ruhig vorkam, im gleichen Atemzug ein Nierentumor diagnostiziert. Ich wusste, was das für mein kleines Fusselchen bedeutete: uns blieb nicht mehr viel Zeit!

Während wir Fili palliativ behandelten und umsorgten, meinte Icaro sich auch mal wieder in den Vordergrund zu drängen. Mein kleiner Schluckspecht musste Ende Mai übers Wochenende notfallmäßig behandelt werden, weil er einen halben Baum im Kropf zu stecken hatte. Glücklichweise konnte mit Infusionen und Abführmittel das Schlimmste verhindert werden, sodass wir ihn drei Tage später aus der Vogelpraxis wieder abholen konnten und um eine Kropf-OP herumgekommen sind.

In der Zwischenzeit ging es Filuzzo immer schlechter, sodass wir am 16. Juli beschlossen, ihn am Folgetag erlösen zu lassen. In der Nacht zum 17. Juli schlief mein kleiner Mann in seiner Transportbox für immer ein. Ich bin dankbar, dass er mir diesen schwersten aller Gänge zum Tierarzt erspart hat. Nach vier Monaten und vier Tagen ist Fili endlich wieder mit seiner Chiocciolina vereint. <3

Bei diesen vielen Tierarztbesuchen und vor allem der permanenten Sorge um mindestens einen meiner Wellensittiche, bin ich erst jetzt dazu gekommen, über die neuen Schwarmmitglieder, Valentina und Smeralda, zu berichten. Es ist unnötig zu erzählen, dass Valentina aktuell wieder einen schlimmen Megas-Anfall hat und wir gestern mal wieder beim vkTA waren (Nebenbefund „Tumor“ inklusive)… Dieses Jahr ist es mir schon ein paar mal passiert, dass ich auf dem Weg nach Hause versehendlich an der Haltestelle der Tierarztpraxis ausgestiegen bin, anstatt noch zwei weitere Stationen mit der Bahn zu fahren. Tja, die tückische „Macht der Gewohnheit“. Auf der anderen Seite: Zuhause ist für mich wohl immer da, wo meine Wellensittiche sind!

Zwischen drin hatte ich dieses Jahr immer wieder Kurzzeitgäste, Vermittlungswellis und Wellis von Bekannten, deren Tiere Medikamente bekommen mussten (darin sind mein Freund und ich inzwischen Profis). In zwei Wochen bekomme ich noch fünf Urlaubsgäste für insgesamt drei Wochen – die Plüschies geben sich hier hintereinander die Klinke in die Hand bis Anfang September, dann ist Schluss für dieses Jahr!

Oder doch nicht? Trotz unserer Entscheidung vorerst den eigenen Schwarm nicht weiter aufzustocken, machen wir Mitte Oktober noch eine einzige Ausnahme: Seit Ende Januar kündigt sich bei uns nämlich ein kleines Küken an.

Beim Blick auf das erste Ultraschallbild prustete ich heraus: „Es hat einen Schnabel!!!“ Meinen Lachanfall und die vorwurfsvollen Blicke meines Freundes in meine Richtung, die zu sagen schienen „Jetzt übertreibst du aber maßlos mit deiner Papageienliebe“, verunsicherten die arme Frauenärztin sichtlich. Es kommt wohl nicht so häufig vor, dass Frauen so sich so herzlich über KÜKENFÖRMIGE Embryos mit Schnabel freuen.

Ab Mitte September wird für unseren Spatz dann das Quarantänezimmer hergerichtet und wenige Wochen später werde ich dann eine „richtige“ (Welli-)Mama!

Die Mafiabraut

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Bei dem Gedanken daran könnte ich mich noch heute ohrfeigen. Wie naiv kann man nur sein? Gefühlte hundertmal habe ich andere davor gewarnt, keine Wellensittiche von dubbiosen Vermehrern zu kaufen und dann das: Vor einem halben Jahr bin ich selbst auf so eine miese Masche reingefallen!

Nach Violettis Tod im Juli 2016 wollte ich drei Abgabewellensittichen bei mir ein neues Zuhause schenken. Als nach Venilia drei Wochen später Numidio bei uns einzog, fehlte nur noch eine kleine Henne, um das Geschlechterverhältnis wieder herzustellen und den Achterschwarm zu komplettieren. In den Sommerferien ist es leider sehr einfach an Abgabewellensittiche heran zu kommen und so hatte ich die Qual der Wahl aus unzähligen Annoncen die richtige Partnerin für Numidio zu finden. Gute Bekannte aus der Berliner Welli-Gruppe wussten davon und so dauerte es nur wenige Tage, bis mich eine Freundin anschrieb und mich auf eine ebay-Kleinanzeige, die in einer Notfeder-Gruppe geteilt worden ist, aufmerksam machte. Eine wildfarbene, sechsjährige Henne sollte da laut Text auf einen neuen Partner warten, da der alte Partner entflogen sein soll.

Nach einem kurzen Telefonat, in dem mir bestätigt worden ist, dass ich keine Transportbox brauchen würde, fuhr ich los in den tiefsten Osten der Stadt. Drei Stationen vorher sollte ich mich kurz melden, da der Verkäufer alles vorbereiten wollte. Mir war es nur recht, da auch an diesem Nachmittag das Termometer wieder über 30 Grad kletterte und ich keinem Wellensittich zumuten wollte, stundenlang in einer Transportbox ausharren zu müssen!

Der Weg führte durch Plattenhäuserschluchten und die breiten, vom kommunistischen Baustil geprägten Straßen waren wegen der Hitze menschenleer. An der Tramstation wurde ich beim Aussteigen von einem Mann angesprochen, ob ich wegen eines Wellensittichs hier war. Ich war völlig perplex, schließlich hatte ich ja eine Adresse genannt bekommen und ging davon aus, dass ich mir das Tier unverbindlich und in seiner gewohnten Umgebung ansehen dürfte. Nix da!

Der Mann, der mich abfing, hatte das Format eines PAX-Kleiderschranks von IKEA. Weniger nordisch war sein Äußeres: Die schwarze Kleidung, die dunklen, zurückgegelten Haare und die dunkle Sonnenbrille erinnerten eher an eine Mischung aus Mafioso und Rocker. Nun ging alles sehr schnell und man(n) nutze die Überrumpelungsstrategie aus: Ob ich das Geld dabei hätte?! „Wo ist der Wellensittich?“, fragte ich naiv und bereute meine Fragerei zugleich. „Wencke“, dachte ich, „fang jetzt bloß nicht an zu diskutieren!“, und schaute mich nach Fluchtmöglichkeiten um. Nix! Keine Menschenseele! Der Mann hielt mir eine Milchpackung hin: „20 Euro!“ „Ich lebe größtenteils vegan und habe zudem eine Laktoseintoleranz“, lag es mir auf der Zunge, aber ich konnte mich gerade noch so beherrschen und gab ihm das Geld. So ganz kampflos wollte ich mich aber nicht abzocken lassen und ließ mir noch den Packungsinhalt zeigen. Auf offener Straße öffnete er den Karton [mir blieb fast das Herz stehen] und zum Vorschein kam eine kleine, zerknautschte Henne, der an einem Ständer alle vier Krallen fehlten. „Der fehlt ein Fuß“, bemerkte ich. Der Typ glotzte den Vogel in seiner Hand an und murmelte etwas von „ist mir gar nicht aufgefallen“. „Ich dachte, Sie haben den Wellensittich seit sechs Jahren“, erwiderte ich forsch und brachte den Typen damit aus dem Konzept. Er stammelte etwas von seiner Freundin, die wohl die Besitzerin sei. Der PAX-Kleiderschrank reduzierte sich auf eine MALM-Kommode. Ich setzte nach und erkundigte mich, wieso der Vogel nicht in seinem Käfig abgegeben wird, wenn man doch laut ebay-Anzeige die Wellensittichhaltung aufgeben wollte. Er druckste rum, aber ich blieb nicht locker, bis er etwas von seiner Wellensittichzucht murmelte. Die Henne sei ihm aber zu alt, um sie in die Zucht aufzunehmen. Das Gespräch wurde ihm zunehmens unangenehmer, dann drehte er sich plötzlich grußlos um, sprang über das Gleisbett und verschwand in der Tram, die gerade gekommen war.

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Ich atmete auf, als ich die Häuserschluchten und glühenden Betonplatten-Straßen hinter mich lassen konnte und endlich wieder in der S-Bahn Richtung Charlottenburg fuhr. Auf dem Rückweg lieh ich mir von einer befreundeten Wellensittichhalterin einen Quarantänekäfig aus, da in meinem noch Numidio saß. Eigentlich wollte ich am Folgetag mit beiden Tieren zum Eingangscheck gehen, aber das Risiko durch die neue Henne war mir zu groß, sodass ich beide separat voneinander und natürlich von meinem getrennt Schwarm untergebracht habe.

Nachdem der Quarantänekäfig eingerichtet und die Henne versorgt war, schaute ich auf mein Smartphon und hatte eine Nachricht von der eingangs erwähnten Freundin im Postfach: „Also jetzt hat er mir gerade geschrieben, dass er die Henne am Montag oder Dienstag zu einem Bekannten bringt, wo sich das Paar nicht mag. Er hätte dann wohl einen blauen Welli im Angebot…

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Nur gut, dass die kleine Henne beim Eingangscheck war und nach der dreiwöchigen Quarantänezeit keine Auffälligkeiten mehr zeigte. Inzwischen ist Piumetta fester Bestandteil des Schwarms geworden und hat sich, wie erhofft mit Numidio zusammengetan.Zeit also, Resümee zu ziehen.

Trotz dieser Erlebnisse, bin ich weiterhin der Meinung, dass man Abgabewellensittichen immer den Vorzug gegenüber den (extra) gezüchteten Wellis geben sollte, um dem Vermehrertum durch eine Reduzierung der Nachfrage endlich Einhalt zu gebieten und um gleichzeitig unüberlegt angeschafften und nicht-artgerecht gehaltenen Tieren eine Chance auf ein besseres Leben zu geben! Dennoch seid achtsam, denn das Beispiel zeigt, dass sich nicht hinter jedem Abgabewelli auch wirklich ein (einsamer) Notfall verbirgt. Denn eines ist klar: noch weniger als Vermehrer sollte man dubbiose Tierhändler mit seinem Geld unterstützen! Daher achtet bei ebay Kleinanzeigen immer auf mitleidserregende Formulierungen wie „Partner weggeflogen/ von Katze gefressen/ gestorben“ oder „Kinder haben keine Lust mehr/ Allergie/ Vogel muss schnell weg“ und geht immer zu zweit zum Abholort, da man euch so nicht so schnell überrumpeln kann. Auch wenn es hart klingt und für das Individuum sicher sehr unschön ist: Lasst die Finger von dem Kauf, wenn ihr das Gefühl habt, ihr unterstützt dubbiose Tierhändler! Denn merke: Wer seinen Wellensittich (aus gutem Grund) wirklich schnell los werden möchte und/oder das Interesse verloren hat, der ist froh, dass ihr den Vogel nehmt und schenkt ihn euch. Wer seinen Wellensittich abgeben muss, aber möchte, dass es dem Tier gut geht, der „schützt“ es nicht mit einer „Schutzgebühr“, sondern schaut sich das neue Zuhause an, stellt euch viele Fragen, trifft dann, meist Tage oder gar Wochen später, eine Entscheidung für oder gegen euch und überlässt euch den Welli dann kostenfrei, wohl wissend, was alleine für den Eingangscheck auf den neuen Besitzer finanziell zukommt. Wer beim Einschätzen von ebay Kleinanzeigen unsicher ist, der sollte sich hinsichtlich der Aufnahme von Abgabewellensittichen nicht abschrecken lassen, sondern einfach in die Vermittlungsforen des VWFD.de oder bei Welli.net schauen.Habt keine Vorurteile gegenüber Abgabewellensittichen!

Die Geschichte sprach sich unter Tierfreunden und in Vermittlungsforen schnell rum. Bereits am nächsten Morgen begrüßte mich eine WhatsApp-Nachricht von Janina, Admina der Gruppe „Wellensittiche Senioren & Handicaps„, fröhlich mit den Worten: „Na, was macht die Mafiabraut? :D“ Was soll ich dazu sagen… seuftz *augenroll*


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Resümee 2016

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Es ist der 31.12.16 und Zeit Resümee zu ziehen, vor allem aber Danke an alle Leser meines Blogs, an alle Follower der Facebook– und Google+-Seite und an alle Zuschauer meiner Videos zu sagen!

Als ich im Mai 2015 angefangen hatte zu bloggen, wusste ich selbst nicht genau, wohin die Reise gegen sollte. Ich wollte weder staubtrockenes Wissen über Wellensittiche wiedergeben, noch mit bestehenden Blogs konkurrieren. Mit meinem Slogan „Wissenswertes, Spannendes und Lustiges rund um Wellensittiche“ hoffe ich, dass mir eine interessante Abwechslung zwischen persönlichen Erfahrungsberichten, Wissenswertem und Videos gelungen ist. Am wichtigsten ist mir, dass sich meine Begeisterung für die kleinen Australier auf andere überträgt und sich Wellensittichhalter nicht mehr verstecken müssen. Wir haben die besten, süßesten und coolsten Haustiere der Welt – also nix da von wegen „langweiliges Oma-Image“! Tragt auch ihr weiterhin dazu bei, mit positiven Beispielen das Image und die Haltung unserer „Stubenadler“ zu verbessern!

Das Jahr 2016 war bei uns von Höhen und Tiefen geprägt: Wir hatten mit Violetti und Küki Pulcina zwei sehr traurige Verluste und auch mit den anderen Wellis leider sehr viele begründete Tierarztbesuche.

Wellensittiche: Piumetta, Numidio und Venilia

Aber mit Venilia, Numidio und Piumetta hatten wir auch drei Neuzugänge, die sich wunderbar integriert haben. Insgesamt neun Gäste haben unser Schwarmleben dieses Jahr bereichert, davon sieben Vermittlungstiere, von denen fünf bereits ein neues Zuhause gefunden haben*.

Ende Dezember wurde ein langjähriger Traum endlich wahr: Ein Umzug in eine größere Wohnung ermöglichte nicht nur die langersehnte Schwarmerweiterung mit meinem „Welliretter“, der seit über vier Jahren meine Wellis füttert, aus der Gardine fischt, zum Tierarzt fährt, manchmal leider auch liebevoll beerdigt und Tränen trocknet, sondern auch einen funktionierenden Kühlschrank und eine hundehaarfreie Waschmaschine (adé, du stinkende Gemeinschaftsbakterienschleuder!)… äh, quatsch, ich wollte natürlich sagen: EIN EIGENES VOGELZIMMER! Künftig können sich meine acht Tiere auf 20 m² ganztägig austoben und an vielen horizontalen und vertikalen Spielplätzen ihrer Nagewut frönen.

Auch der Blick in die Seiten-Statistiken motiviert mich, weiterhin für euch über unser gemeinsames Hobby zu bloggen! So hat der Blog im Jahr 2016 knapp 10.000 Leser erreicht mit rund 40.000 Seitenaufrufen mit monatlich steigender Tendenz, auf YouTube sind es inzwischen über 940 Abonnenten und täglich kommen neue dazu. Auch Google+ und Pinterest zeigen eine erfreuliche Entwicklung. Mein besonderer Dank gilt allen, die mich mit Lob, konstruktiver Kritik und gemeinsamen Projekten unterstützt und weitergebracht haben! Für das Jahr 2017 sind weitere spannende Videos und interessante Artikel in Planung; gerne nehme ich aber auch eure Themenvorschläge auf und freue mich (weiterhin) über die Zusammenarbeit mit anderen Bloggern, YouTubern, Facebookgruppen, Vereinen, engagierten Wellensittichhaltern und und und… 😀

Damit alle gut in das neue Jahr kommen, hier noch ein Silvester-Tipp:

Auch wenn es für die Wellensittiche unschön ist, so sollte man seine Tiere zum Selbstschutz bei Einbruch der Dunkelheit in einen (kleinen) Käfig sperren und die Türen verschließen. Am besten bestückt man den Käfig mit beweglichen Spielzeugen, da von diesen ein geringeres Verletzungsrisiko ausgeht, wenn sich die Wellensittiche in der Nacht erschrecken. Am besten verdunkelt man die Fenster, stellt eine Lichtquelle in Fensternähe auf (reduziert das Blitzlicht, das ins Zimmer dringt) und lässt die ganz Nacht leise das Radio an.

Einen guten Rutsch und ein glückliches, gesundes und wellireiches Jahr 2017 wünschen,

Wencke
mit Briciolino, Chiocciolina, Filuzzo, Icaro, Antonia, Venilia, Numidio und Piumetta

<3 unvergessen Pepita, Mäxchen, Piumina, Antonella, Pulcina und Violetta <3

*Das 2-3 jährige zutrauliche und ruhige Wellensittichpärchen, Bella und Bonito, suchen noch nach einem liebevollen Zuhause. Transport kann deutschlandweit organisiert werden; beide sitzen derzeit bei mir in Berlin. Bewerbungen auf die beiden laufen bitte über den VWFD: vermittlungen@vwfd.de

Handicap-Wellensittiche Teil 3: Erfahrungsberichte

Im dritten Teil der Mini-Serie über Handicap-Wellensittiche lasse ich einige Halterinnen zu Wort kommen. Mit kreativen Einrichtungsideen und sehr viel Liebe zum Detail wurde Käfige zu Spielparadiesen umgebaut, damit auch körperlich eingeschränkte Tiere aktiv am Schwarmleben teilnehmen können.

Die wenigsten Tierhalter planen von Anfang an, gehandicapte Wellensittiche aufzunehmen. Meistens „rutscht man da so rein“. Da auch die Umstände, der Krankheitsgrad des Tieres und auch das Wohnumfeld sehr unterschiedlich sind, ist es sehr hilfreich, sich als Halter von Handicap-Vögeln in einer Gruppe wie „Wellensittiche -Senioren & Handicaps“ auszutauschen. In gemeinschaftlicher Arbeit ist folgendes Video entstanden.

Neben den Videos und Bilder haben engagierte Wellensittichhalterinnen auch ihre Erfahrungen zu Papier gebracht und möchten ihre Ideen, Tipps & Wissen mit euch teilen. Den Anfang macht Annett, die Erfahrungen in der Einrichtung von behindertengerechten Käfigen hat: „Unser gehandicapter Max ist an PBFD erkrankt und hat daher einen großen Gefiederverlust und zudem eine Blutgerinnungsstörung. Er wird im August zwei Jahre alt und konnte noch nie fliegen… [weiter lesen].“

Mäxchen ist leider am 30. Januar 2017 verstorben.

Eigentlich sollte es eine kurze Mail an mich werden, um die Bilder für das Video zu beschreiben. Heraus kam ein ehrlicher und authentischer Erfahrungs- und Erlebnisbericht von Melanie. In ihrem Beitrag erfährt man auch von den Schattenseiten der Tierhaltung, den Kosten und das Leid, das Vogel und Tierhalter durchmachen. Melanie: „[…] Als ich eines Tages die Wohnung verlassen wollte, bin ich beinahe über einen Vogelkäfig gestolpert, der vor meiner Tür stand. Und da saßen nun zwei hübsche, offensichtlich noch junge Nymphensittiche! Ich habe es nie wirklich herausgefunden, wer sie mir vor die Tür gestellt hat… [weiter lesen].“

Ob Ballengeschwüre oder Arthrose: Als Halter von „fußkranken“ Vögeln sollte man unbedingt die Sitzstangen polstern. Das ist aber gar nicht so leicht, wie man denken könnte, da das Material fussel- und schlingenfrei sein muss, damit sich die Tiere darin nicht verheddern. Einen tollen Tipp sowie Links und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bekommen wir von Natascha: Anleitung hier lesen.

Manche Wellensittichhalter haben sehr schwerwiegende Fälle zu betreuen. So auch Tatjana: „Ich habe einen Wellensittich (meine Maggi), die es wirklich schlimm getroffen hat. Ein Fundtier aus dem Tierheim Ulm. Am Anfang dachten alle an ein Schleudertrauma, aber weil sie noch fraß und auf der Stange sitzen konnte, hat man sie nicht eingeschläfert. Also holte ich sie zu mir, ohne genau zu wissen, was ihr fehlt. Bei meinem vkTA konnten wir ein Augentrauma feststellen und das sie nichts hören kann. Sie sieht zwar, aber nur undeutlich. Er fragte mich auch direkt, ob man sie nicht erlösen solle, da so ein Leben für ein Welli nicht schön sei. Ich lehnte ab und wollte mich nicht damit abfinden, dass für sie nicht wenigstens eine Verbesserung zu erreichen war. Dazu muss man sagen, das sie es echt schwer hat mit der Orientierung hat und sich ständig im Kreis dreht. Da sie nichts hört und kaum was sieht, erkennt sie auch meine anderen Wellis nicht. Medikamente halfen alle nicht oder nur unwesentlich. Ich baute ihr ein Freigehege in meinem Vogelzimmer. Mit geschütztem Raum und sie kann direkt auch raus und auf dem Boden rumlaufen. Ich bastelte Spielplätze in Bodenhöhe und beobachtete sie. Am Anfang hatte sie es wirklich schwer sich zureckt zu finden. Aber Klettern konnte sie prima. Also sammelte ich sie bis zu 5mal am Tag wieder ein und brachte sie in ihren geschützen Bereich zurück. Mittlerweile fanden meine anderen fliegenden Wellis die kleine auch sehr nett und fingen an Kontakt aufzunehmen und sich um sie zu
kümmen. Da Maggi sie nicht erkannte, schimpfte sie immer sehr deutlich wenn einer der Wellis ihr zu nahe kamen. Aber mittlerweile klappt es sehr gut. Sie hat jetzt immer einen Aufpasser (einer aus 18 Wellensittichen) dabei. Immer mal ein Anderer. Läuft sie in eine Sackgasse, wird sie liebevoll am Schnalbel geführt. Ist sie unsicher ob sie weiter kommt, wird sie leicht angestupst. Und sie findet selber zu ihrem geschützten Bereich zurück um zu fressen und Wasser aufzunehmen.“

Maggi ist leider im September 2016 überraschend verstorben.

 

Typische Vorurteile gegenüber Abgabewellensittichen

… und warum sie nicht stimmen! Aus eigener Erfahrung kenne ich die fünf typischen Vorurteile gegenüber Abgabevögeln. Im folgenden Blogbeitrag schreibe ich über ein persönliches  Herzensthema, setze ich mich mit den häufigsten Argumenten auseinander und hoffe, auf diese Weise den einen oder anderen zum Umdenken bewegen zu können.

Nobody is perfect – auch ich hatte bis vor zwei Jahren keine „second hand“-Wellensittiche. Das war keine böse Absicht, sondern passte einfach altersmäßig nicht. Ich wollte außerdem gesunde Tiere, die lange (bei mir) leben und zudem wusste ich auch nicht genau, an wen ich mich hätte wenden können. Ihr merkt es sicher schon: Ich wäre damals die wohl beste Adressatin meines heutigen Blogbeitrages gewesen! 😉

Kurzer Rückblick: Mitte November 2013 zogen nach einigen Jahren „wellifreier“ Zeit Briciolino und Piumina aus einem Zoogeschäft bei mir ein. Nach dem Eingangscheck stand leider fest, dass die junge Henne starken Trichomonadenbefall hatte, an dem sie trotz Behandlung leider im Januar 2014 verstarb. Zu spät nahm ich die Warnung anderer Wellensittichbesitzer ernst, keine Tiere im Zoohandel zu kaufen, um das Leid nicht noch finanziell zu unterstützen!

Da Wellensittiche, wie andere Vögel auch, nicht einzeln gehalten werden dürfen, kaufte ich wieder eine junge Henne – diesmal aber beim Züchter in der Nähe. Die Zuchtanlage durfte ich mir zwar nicht anschauen, angeblich um die brütenden Tiere nicht zu stören, aber ich vertraute auf die guten Feedbacks im Internet. Das auch Chiocciolina gesundheitlich stark eingeschränkt ist und bis heute eine Dauermedikation braucht, merkte ich erst beim Eingangscheck. Klar, das kann auch dem besten Züchter passieren, dachte ich und glaubte an eine Ausnahme. Im August 2014 wollte ich von zwei auf vier Wellensittiche aufstocken und kaufte wieder bei dem Züchter. Bereits im Laden hatte ich ein komischen Gefühl: Die Zuchtanlage durfte ich wieder nicht sehen, das angebotene Tier schien jünger zu sein als angegeben und trotz der Einschätzung des Züchters, es handle sich um einen Hahn, nannte ich die Kleine Antonella – zurecht, wie die Obduktion ergab, denn nach 10 Tagen verstarb die junge Henne überraschend. Grund war ein multiples Organversagen ausgehend von den Nieren. Recherchen ergaben: Im Schwarm des Züchters lebten und vermehrten sich – wohl wissend – Tiere mit PBFD (verständlich erklärt auf birds-online.de: Psittacine Beak and Feather Disease) und ich war bei Weitem nicht die einzige Kundin, die kranke, bzw. nach kurzer Zeit verstorbene Jungvögel gekauft hatte!

Sehr bestürzt über die beiden Verluste innerhalb eines halben Jahres stand ich vor der Wahl: entweder den Wunsch nach zwei weiteren Schwarmmitgliedern zurückstellen und riskieren, dass beim plötzlichen Tod einer meiner beiden Wellis wieder einer alleine zurückbleibt oder… oder es wagen, Abgabewellensittichen eine Chance auf ein (halbwegs) gutes Leben bei mir zu geben. Ich war an einem Punkt angelangt, wo es eh nicht hätte schlimmer werden können! Denn eines hatte ich gelernt: Zoohandel und Züchter, egal wie gut oder schlecht, sind auch keine Garantie für gesunde Tiere.

Ich möchte weder Zoohandel noch Züchter unter Generalverdacht stellen, aber ich hoffe, dass ich mit meinen Erlebnissen bei dir, liebe Leserin oder lieber Leser, drei Dinge erreichen konnte:

  1. Lass dir kein Tier aufquatschen, mache dir ein Bild von der Zuchtanlage und den Elterntieren, höre auf dein Bauchgefühl und unterstütze keine tierquälerischen Zuchtanlagen durch Mitleidskäufe.
  2. Nimm den Eingangscheck ernst und gebe dafür lieber gleich am Anfang 30-60 Euro beim vogelkundigen Tierarzt aus, anstatt für mehrere 100 Euro alle deine Tiere behandeln zu müssen.
  3. Gib Abgabetieren ein Chance! Dass die gängigsten Vorurteile nicht stimmen, erfährst du weiter unten.

Die fünf typischen Vorurteile gegenüber Abgabewellensittichen:

1. Wellensittiche aus zweiter Hand sind immer krank!
Falsch! Wellensittiche aus zweiter Hand werden mit den unterschiedlichsten Begründungen abgegeben, seltenst aber, weil sie Krankheiten haben. Dennoch sollte man grundsätzlich bei Neuzugängen niemals auf den Eingangscheck beim vogelkundigen (!) Tierarzt verzichten, auch wenn man von den Vorbesitzern zu hören bekommt, das Tier sei gesund!

2. Wellensittiche aus Abgaben sind immer alt und leben nicht mehr lange!
Falsch! Da Wellensittiche im Anschaffungspreis sehr günstig zu erwerben sind, gibt es leider sehr viele Menschen, die sich unüberlegt und spontan ein Haustier kaufen, ohne sich der jahrelangen Verantwortung, die ein Tier mit sich bringt, bewusst zu sein. Daheim entpuppen sich die neuen Familienmitglieder als scheu dem ungeduldigen Menschen gegenüber, sind laut und wirbeln jede Menge Federn, Kot und Körner durch die Wohnstube. Ein anderer „Klassiker“ sind ungewollte Zuchten durch Anbieten eines Nistkastens. Auch scheinen einige Eltern machmal zu vergessen, dass Tiere kein adäquates Spielzeug für Kinder sind. Diese Tiere landen in der Regel bereits ein paar Wochen nach dem Kauf im Tierheim oder werden bei ebay Kleinanzeigen verscherbelt. Natürlich gibt es auch traurige Abgabefälle, zum Bespiel, weil sich Menschen wegen gesundheitlicher Probleme von ihren Lieblingen trennen müssen oder weil der Halter verstorben ist. Abgabewellensittiche gibt es daher in allen Altersklassen: von ganz jung bis hin zum Senior! Am besten wählst du ein Tier, dass vom Alter her zu deinem bestehenden Schwarm passt.

3. Wellensittiche aus zweiter Hand werden nicht mehr zahm!
Falsch! Die Zutraulichkeit eines Wellensittichs liegt nicht am Alter, sondern am Halter… und an seinem Charakter. In meinem Videotutorial „Wellensittiche zähmen in fünf Schritten“ siehst du meinen Icaro, einen älteren Abgabevogel, der innerhalb weniger Wochen mit Ruhe und Geduld kleine Tricks und Übungen gelernt hat und mir jetzt regelmäßig „die Haare schön“ macht, wenn er auf meinem Kopf rumhüpft. Außerdem verlieren Wellensittichbabies nach der Jungmauser ihre „Kükenzahmheit“ und sind in jungen Jahren in der Regel viel ungeduldiger, wilder und beim Training weniger konzentriert als ältere Tiere.

4. Bei Abgabewellensittichen weiß man nicht, wo sie herkommen!
Falsch! Wer seinen Wellensittich aus privater Hand übernimmt, sieht sehr wohl, wie das Tier bisher gelebt hat, wie das Verhältnis zum vorherigen Halter war und was die Abgabegründe sind. Bei Tieren aus dem Zoohandel ist das nicht möglich. Wie das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ und  DER SPIEGEL im April 2015 recherchierten, kommen die meisten Tiere für Zooländen aus dem Ausland, wo sie massenweise zu kommerziellen Zwecken unter schrecklichen Bedingungen vermehrt werden. Natürlich kann auch ein unüberlegt angeschaffter Abgabevogel unter solchen Verhältnissen geschlüpft sein, aber durch die Zeit beim Vorbesitzer bekommt man in der Regel mehr Informationen über das Tier und eventuelle Krankheiten als im Zoohandel oder beim Züchter.

5. Abgabewellensittiche gibt es nur im Tierheim!
Falsch! Die Ausrede, dass man ja gerne einem Abgabetier eine Chance geben würde, das nächste Tierheim allerdingst zu weit weg läge, gilt seit der Erfindung des Internets nicht mehr! Täglich wird ebay Kleinanzeigen deutschlandweit mit neuen Anzeigen geflutet – ein Blick lohnt sich daher immer! Des Weiteren gibt es Vermittlungsforen, über die man per Schutzvertrag Wellensittiche bekommen kann. Als Beispiel seien hier die Seiten www.welli.net (Forum für private Wellensittichhalter) und www.vwfd.de (Verein der Wellensittich-Freunde Deuschland e. V.) aufgeführt. Wer in der Nähe eines Tierheims wohnt, kann selbstverständlich auch dort nach Abgabewellensittichen fragen. Der Vorteil bei guten Tierheimen ist, dass die Tiere oft schon tierärztlich untersucht worden sind und daher Angaben zu eventuellen (chronischen) Krankheiten vorliegen.

Last, but not least gibt es deutschlandweit viele private Pflegestellen von engagierten Papageienhaltern, die ehrenamtlich und auf eigene Kosten Tiere in Not aufnehmen, Eingangschecks sponsorn und Mitfahrgelegenheiten organisieren, um Abgabetieren eine zweite Chance in einem besseren Haushalt zu ermöglichen. An dieser Stelle vielen, vielen Dank an alle, die sich für Abgabetiere aller Art engagieren, die ihre Zeit opfern, denen kein Weg zu weit ist und keine Kosten zu hoch sind!

HINWEIS: Wer Vermittlungswellensittichen helfen will, selber aber keine Tiere aufnehmen möchte, kann zum Beispiel den Verein der Wellensittich-Freunde Deutschlands (VWFD) e. V. beim Shoppen auf amazon & Co. ohne zusätzliche Kosten ganz nebenbei unterstützen. Besucht dazu die Partnerseiten, wie zum Beispiel amazon, über die angegebenen Links und die Partnerorganisationen überweisen pro Bestellung einen Betrag auf das VWFD-Konto. Die Rechnung wird dadurch nicht höher! Setzt daher einfach ein Browser-Lesezeichen auf diese Seite und besucht die VWFD-Partner nur noch über diese Links. Mehr Informationen zu den Spenden erhaltet ihr beim VWFD e. V.


NEU: Wir sind jetzt auch auf Facebook unter: https://www.facebook.com/wellensittiche.blog.videos/ und über folgende Domain zu erreichen: www.wellensittiche-blog.de

Die Glücksfederchen

Wie ihr wisst, bin ich seit dem Tod von Antonella und der guten Erfahrung mit Filuzzo und Violetta eine Befürworterin von sogenannten Abgabewellis.

Alles begann mit einem Foto: Ich bot einer befreundeten Bekannten aus der Welli.net-Gruppe an, zwei ihrer aktuellen Vermittlungsfälle in diversen Facebookgruppen zu teilen. Neben einem Foto der beiden Wellensittich bekam ich auch ein paar Infos, die zukünftige Besitzer wissen sollten.

Zwar erhielten wir eine Menge Likes und Kommentare, aber leider meldete sich vier Wochen lang keiner, der die beiden aufnehmen wollte. Als Ende September der Käfig für weitere Notfälle gebraucht wurde, bot ich mich an, das Pärchen als Pflegekinder aufzunehmen. Inzwischen sind Antonia und Icaro ein fester Bestandteil unseres Schwarms. Wie es dazu gekommen ist und wie mein Freund reagiert hat? Auf den jeweiligen Seiten findet ihr Bilder und Informationen zu den beiden. <3

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass man sich vor dem Kauf beim Züchter oder in der Zoohandlung auch bei ebay Kleinanzeigen, im Tierheim oder bei privaten Pflegestellen nach Abgabetieren erkundigen sollte. Es warten so viele, süße Wellensittiche (und andere Tiere) auf einen schönen Platz in einem neuen, liebevollen Zuhause. Nur weil man einen Wellensittich nicht von Anfang an hatte, heißt es nicht, dass diese Tiere nicht auch zutraulich werden. Auch das Argument „kleine Küken sind aber so süß“, sollte man selber kritisch hinterfragen: 1. In Zoohandlungen und bei vielen Züchtern werden Wellis leider viel zu früh abgegeben und 2. sind Wellensittiche nach der Jungmauser (mit ca. 15 Wochen) nicht mehr von adulten Tieren zu unterscheiden. Daher meine Bitte: Gebt Abgabetieren eine Chance!

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ältere Tiere oft zutraulicher sind, als jüngere. Briciolino ist mein kleiner Wirbelwind und kam erst nach über 1,5 Jahren mal zu mir auf die Hand, obwohl ich ihn habe, seit er 9 Wochen alt ist. Die vierjähigen Abgabewellis Violetta und Filuzzo hingegen kamen bereits am zweiten Tag neugierig zu mir.

PS: Wer jetzt Abgabewellis eine Chance geben möchte und Hilfe benötig, kann mich gerne ansprechen.