Basiswissen Wellensittiche Teil 2 – Überlegungen vor der Anschaffung

In diesem Beitrag geht es um die wichtigsten Überlegungen vor der Anschaffung von Wellensittichen. Bevor man sich Tiere ins Haus holt, muss man sich im Klaren darüber sein, was einen erwartet. Denn ein Tier zu besitzen, bedeutet eine jahrelange Verpflichtung einzugehen.

Je größer das Tier ist, desto länger wird nachgedacht. Bei Kleintieren wie Hamstern, Mäusen oder eben Wellensittichen scheinen viele dies allerdings nicht zu tun. Nicht nur wegen des geringen Anschaffungspreises, sondern auch wegen falscher Vorstellungen wird schnell mal voreilig ein (oder besser zwei) Tiere besorgt. Und bei einem Kleintier kann man ja eigentlich nicht so viel falsch machen oder sich finanziell übernehmen! Oder etwa doch?

Wellensittich Kinder 1997
1997

Man muss sich vor der Anschaffung gründlich überlegen, ob Wellensittiche nicht nur heute, sondern auch noch in 10 oder 15 Jahren zur aktuellen Lebenssituation passen – denn Wellis können so alt werden! Für Kinder sind Wellensittiche unter anderem aufgrund der langen Lebensdauer eher nicht zu empfehlen, gerade wenn man als Eltern keine große Bindung zu den Tieren hat und sich nicht hauptverantwortlich darum kümmern möchte. Mein zweiter Wellensittich, Mäxchen, verdeutlicht sehr gut, was ich sagen will: Ich habe ihn bekommen, als ich in der 4. Klasse der Grundschule gewesen bin und er ist im Alter von 11 Jahren gestorben, als ich bereits im 3. Semester meines Studiums an der Universität war!

Wellensittich männlich mit junger Frau 2007
2007

Glücklicherweise hatte meine Mutter all die Jahre täglich ein Auge auf Mäxchen geworfen, sodass er auch versorgt wurde, als ich draußen Hopse spielte, pubertär bockig im Park abhing oder später zwischen Berlin und Rom pendelte. Aus dem 10 Jährigen Schulmädchen ist eine junge Frau geworden, die kurz vor ihren Auslandssemestern stand und darüber hinaus auch gerne reiste…

Die gleichen Gedanken sollte man sich auch bei alten Leuten machen; es ist keine gute Idee seiner Omi zur Gesellschaft zwei Wellensittiche zu kaufen, wenn man weiß, dass sie kaum selber für sich sorgen kann, vergesslich ist und bald in ein Pflegeheim kommt. Klingt brutal, aber man tut am Ende niemandem einen Gefallen: weder der überforderten Oma und schon gar nicht den Vögeln.

Mit der langen Lebensdauer kommen auch Kosten einher, die bei einem solch kleinen Vögelchen leicht unterschätzt werden. Daher folgt nun ein beispielhafter Kostencheck für zwei Wellensittiche über 10 Jahre.

  • Anschaffungskosten eines Pärchens: ca. 70 Euro / einmalig
  • Artgerechter Käfig: ca. 200 Euro / einmalig
  • Eingangsuntersuchung beider Wellensittiche: ca. 70 Euro / einmalig
  • Futterkosten: ca. 10 Euro / monatlich
  • Einstreu/Sand: ca. 15 Euro / monatlich
  • Spielsachen/Spielplätze: ca. 100 Euro / jährlich
  • Sonderausgaben für Tierarzt, Urlaubsbetreuung, etc.: ca. 200 Euro / jährlich

In 10 Jahren kommen nach dieser (erfahrungsgemäß recht idealistischen) Rechnung rund 6.400 Euro zusammen. Hättet ihr das gedacht? Diese Summe muss man vor der Anschaffung im Kopf haben und berücksichtigen. Gerade bei den Tierarztkosten darf man nicht am falschen Ende sparen. Wer die Verantwortung für ein Tier übernommen hat, muss sich auch in schweren Zeiten darum kümmern und dafür sorgen. Die 200 Euro sind ein Durchschnittswert: Es kann Jahre geben, da zahlt man nichts oder nur mal 15 Euro für die jährliche Kontrolle inklusive einmal Krallenschneiden pro Vogel. Und dann gibt es Jahre, da ist die 200 Euro-Rechnung nur eine von vielen. Für meine Chiocciolina, die chronisch mit den Nieren zu tun hatte, habe ich unzählige Tierarztbesuche durchgemacht sowie eine Dauermedikation, die auch nicht umsonst war. Das Finale war ein Tierarztmarathon nach einem Krampfanfall mit stationärem Aufenthalt, Röntgenbildern und Blutanalysen. Da kamen in einem Monat 1500 Euro zusammen. Oft kann man es vorher nicht kalkulieren, da eine Diagnose den Anstoß zu weiteren wichtigen Untersuchungen gibt. Wenn man schon Jahre lang mit seinem Tier zusammenlebt, dann hofft man auf eine Behandlung und schöpft alle Möglichkeiten aus. Die Entscheidung zur Euthanasie treffen sowohl Halter als auch Tierarzt nur im Fall der medizinischen Aussichtslosigkeit – nicht aber, weil der Halter keine Lust mehr hat oder keine finanziellen Mittel mehr locker machen möchte! Viele Wellensittiche sterben auch, weil die Besitzer nicht zum Tierarzt gehen wollen. Und das ist leider keine Seltenheit!

Natürlich sollte man neben der Kostenfrage noch weitere wesentliche Aspekte beachten:

  1. Wellensittiche brauchen viel Platz für ihren täglichen, besser sogar ganztägigen, Freiflug im Zimmer.
  2. Wellensittiche sind sehr laut und von früh bis spät immer am Brabbeln. Gemütliches Sitzen mit Freunden oder ein Fernsehabend hat also immer eine gewisse Geräuschkulisse, gegen die man lautstärketechnisch ankommen muss.
  3. Die süßen Minipapageien machen eine Menge Dreck und Knabbern gerne alles an – auch Tapeten oder Einrichtungsgegenstände. Tägliches Putzen und Saugen bleibt auch einem „Nur-zwei-Wellis“-Haushalt nicht erspart.
  4. Wellensittiche sind keine Kuscheltiere und nur sehr wenige Individuen fassen Vertrauen zu ihren Haltern und kommen gerne auf die Hand oder sitzen auf der Schulter.

Bei der Überlegung zur Anschaffung sollte man sich daher ehrlich fragen, ob es für einen in Ordnung ist, dass die Wellis vermutlich Zeit ihres Lebens eher Tiere zum Anschauen als zum Spielen oder gar Kuscheln sein werden. Auch das ist ein Grund, weshalb ich Wellensittiche nicht für Kinder empfehle. Es ist aber nicht nur für Kinder, sondern auch für viele Erwachsene sehr frustrierend, wenn man quasi „fliegende Goldfische“ hat, für die man Geld ausgibt und dann nur die Putze spielen darf. Während bei Vögeln von Kindern oftmals die Eltern die Reißleine ziehen und die Tiere (rechtzeitig) abgeben, dümpeln bei Erwachsenen die Vögel oft Jahrelang in einer Ecke vor sich hin. Ob es Scham ist oder infantile Bockigkeit, Verkennen der Situation oder pures Desinteresse – die schlimmsten Vermittlungsfälle kommen in der Regel nicht aus Kinderzimmern!

Anonyme Umfrage nicht vergessen 😉

Roomtour durch das Vogelzimmer


Spätestens nach dem letzten Beitrag über die Sicherheit im Freiflugzimmer wurden die Stimmen jener Vogelhalter lauter, die sich schon seit langem eine Roomtour durch mein Vogelzimmer wünschen. Dem möchte ich nun nachkommen.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass eine Roomtour visuell -sprich mit einem Video- besser dargestellt werden kann, als durch einen Blogbeitrag 😉 Da ich aber oft gefragt werde, wo ich was gekauft habe, folgt hier nun eine Inventur mit entsprechender Verlinkung. Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag enthält Produktverlinkungen („Werbung“).

Spielewand
Anbieter Parrotshop/amazon:
Color-Bell-Fun*
Balsaholzspielzeug*
Naturschaukel*
Holzring*

Anbieter Körnerbude/amazon:
Dreiecksschaukel*
Crushel-Korkröhre
Bird Kabob Schaukel*

Anbieter Fressnapf/amazon:
CHIPSI Buchenholzgranulat XXL*
CHIPSI Forest Fresh*
Multifit Papageiensand

Anbieter Trixie/amazon:
Weinreben* (sandgestrahlt)
Trixie Spielplatz X-Form*
Trixie Spielplatz H-Form*

Ikea:
Sideboard (Birkenfurnier; gekauft im Dezember 2016, aktuell nicht im Onlineprogramm gelistet; ggf. noch Restbestände in den Filialen)
RAGRUND (Bambusregal am Fenster)
DRAGAN (Bambuskisten für Kleinteile, wie Wäscheklammern, Spritzen, Futterzusätze, etc.)
SVALNÄS (Regalbretter aus Bambus – unterschiedliche Größen, z. T. zurechtgeschnitten)

Bauhaus:
Ringschrauben (Edelstahl!)
diverse Untersetzer (Plastik & Terrakotta)
Regalwinkel (aus Holz für die Bambusbretter & Schmuckwinkel für die Weinreben)
Fotorahmen (als Spritz- und Knabberschutz für die Tapete)

CEWE:
Gallery Print (eigenes Motiv – Antonia)


Sofawand
Massivum: Rattansofa mit Sitzkissen
Bauhaus: Tapete mit Amazonen
Ikea: Schaukelsessel

 


Käfigwand
Anbieter Parrotshop/amazon:
2x Madeira II – Platinum (Montana Cages) zu einer Madeira Double* zusammengebastelt; Bastelanleitung Madeira I, II oder III verbinden
Java Kletterstangen* (sehr leicht zu säubern und langlebig)
Naturschaukel* (sehr beliebt im Käfig und an der Kletterwand)
Super Shredding Ball Bird Toy-M* (aktuell unser Favorit – macht Dreck ohne Ende! Also perfekt für jeden, der schon mal bunte Papierschnipsel in der ganzen Wohnung haben wollte… und auf dem Butterbrot 😀 Aber die kleinen, süßen Plüschies lieben es, also eben erst sechs Bälle nachbestellt *seuftz*)
Triple Shred Boxen* mit bunten Papier
Nature-Bell-Fun
Shredder Korb

Körnerbude:
Hängeschaukeln
Buddha-Schaukel

Anbieter Fressnapf/amazon:
Mineralsteine
einfach Schlafschaukeln (dick, dünn)
Brücken aus der Nagerabteilung* (unterschiedliche Größen zum Spielen und als Tapetenschutz)
Sitzbretter aus der Nagerabteilung* (in unterschiedlichen Größen erhältlich)
Korkröhren*

Anbieter Futterhaus/amazon:
Lucky Reptile Compact Bird Lamp Set*

Bauhaus:
Flachsseile (Meterware)

Ikea:
MALM (Birkenfurnier; gibt es leider nur noch in anderen Farben)
MOLGER (Wandregal, Birke)
RIMFORSA (Futterbehälter)

Korkenzieherhaseläste: privat (kleiner Tipp: Wer keinen eigenen Garten hat, kann bei Nachbarn oder in Kleingartenkolonnien nachfragen. Beste Schnittzeit: Frühling und Herbst)


Fensterfront
Korkenzieherhaselast in einem Weihnachtsbaumständer: privat
Philips: 2-in-1 Kombigerät Luftreiniger und Luftbefeuchter* (ECARF geprüft: allergikerfreundlich)

Bauhaus: Deckenlampe mit verdeckten Kabeln und einstellbarer Farbtemperatur

Ikea:
Schreibtischunterlagen als Kotschutz
SATSUMAS (Halter mit fünf Übertöpfen im Zwischenfenster)
LILL (Gardinenstores als Anflugschutz)


Futter
Ricos Futterkiste: Hauptfutter (meistens WS2)
Körnerbude: Ergänzungsfutter (Fonio Paddy, Knaulgras, Pagima Green, etc.)
Parrotshop: Edelstahl Fruchtspieß

Quarantänekäfig
Parrotshop: San Remo II – Platinum* (Montana Cages)

Raumausstattung/ Raumpflege
Bauhaus: Tapete
Hometrend: Boden
iRobot: iRobot Braava jet 240 Wischroboter für Räume bis zu 25 m²)* mit den blauen Pads (Nasswischpads)
Sebo: Staubsauger* mit dreifachem Filtersystem (Hepa)


Hinweis: Bei allen Verlinkungen, die mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet sind, handelt es sich um affilate Links (Werbelinks). Wird ein Produkt über diesen Link gekauft, erhalte ich eine kleine Provision von amazon. Der Preis ändert sich für euch nicht! Alle verlinkten Produkte befinden sich in meinem Vogelzimmer (bei Spielzeug mal länger, mal weniger 😉 ). Es handelt sich bei meiner Aufzählung also um persönliche Erfahrungswerte, die ich gerne teilen möchte. Ich mache keine Werbung für Produkte, die ich nicht gut finde oder die tierschutzwidrig sind! Weitere Produkte, die ich positiv getestet habe, findet ihr auf der Unterseite Produktempfehlungen.

Sicherheit im Freiflugzimmer


Wellensittiche sollten den größen Teil des Tages außerhalb des Käfigs sein dürfen. Dies erfordert in der Wohnungshaltung besondere Maßnahmen, um einen sicheren Freiflug gewähren zu können.

1. Fensterscheiben

Vögel können Fensterglas nicht als Barriere erkennen. Daher ist eine Sicherung der Fensterfront, zum Beispiel durch eine Jalousie, eine Gardine oder ein Gazetuch, dringend von Nöten. Entgegen vielen Behauptungen gewöhnen sich Wellensittiche nicht an Scheiben, die lediglich anfänglich mit Post it’s oder Vogelschutzstiften gekennzeichnet werden. Zwar fliegen Vögel in der Innenhaltung oft ihre gewohnten Flugbahnen, erschrecken sie sich aber plötzlich und geraten in Panik, so weichen sie von ihrer gewöhnlichen Strecke ab und wollen durch das Fenster flüchten. Schwere Anflugtrauma bis hin zum Genickbruch mit Todesfolge können bei ungesicherten Fensterscheiben die Konsequenz sein.

Bereits einfachste Aufhängungssysteme können dies verhindern und somit auch aus selten genutzten Räumen, wie einem Quarantänezimmer oder bei der Urlaubsbetreuung, im Handumdrehen einen sicheren Freiflugraum machen.

Auf Schnüre, Kordeln oder Zugbänder sind im Freiflugzimmer ebenfalls zu achten, da sich Wellensittiche darin verfangen und sich strangulieren können!

2. Offene Fenster & Türen

Geöffnete und ungesicherte Fenster sind die häufigste Ursache dafür, dass Wellensittiche entfliegen. Nur sehr wenige werden rechtzeitig gefunden oder fliegen irgendwo zu. Die meisten jedoch finden draußen ihren Tod. Daher sollten alle Fenster während des Freiflugs geschlossen bleiben, wenn keine stabile Vergitterung ins Fenster eingebaut wurde. Fliegengitter oder gekippte Fenster hinter Gardinen sind kein ausreichender Schutz!

Ebenso gründlich sollte man beim Öffnen und Schließen der Türen auf seine Tiere achten: Anflugtrauma, abgetrennte Gliedmaßen oder das komplette Einklemmen des Vogels mit Todesfolge sind sonst mögliche Konsequenzen.

3. Lampen, Kabel & Steckdosen

Wellensittiche haben zwei Eigenschaften, die ihnen schnell zum Verhängnis werden können: 1. sie landen am liebsten auf hohen Plätzen, um eine möglichst gute Übersicht über den Raum zu haben und 2. sie knabbern alles an. Daher sollte man beim Kauf der Zimmerbeleuchtung darauf achten, dass man möglichst eine Lampe ohne sichtbare Kabel und Glühbirnen wählt.

Erreichbare Steckdosen auf Tischhöhe und in der Nähe der Spielplätze oder der Voliere sollten mit einer Kindersicherung ausgerüstet sein.

4. Möbel

Ein ganz wichtiges Thema sind die Möbel im Freiflugzimmer. Immer wieder hört und ließt man von Vögeln, die hinter hohe Wandschränke fallen und dort ohne Aussicht auf Rettung stunden- oder gar tagelang im Todeskampf elendig zugrunde gehen. Grundsätzlich gilt daher: Alle Möbelstücke müssen weniger als 1,2 cm Abstand zur Wand aufweisen. Bei hohen, schweren Schränken oder Einbauschränken empfiehlt es sich, die Rückwand mindestens 20 cm vor dem Boden enden zu lassen. Sollte der Vogel hinter den Schrank fallen, besteht die Möglichkeit, dass man ihn unter wieder hervorholen kann. Bei größeren Abständen zur Wand, zum Beispiel durch Sockelleisten oder Viertelstäbe, müssen sowohl oben als auch an den Seiten Sicherungen in Form von Gittern oder Brettern angebracht werden. Am sichersten sind bei breiten Abständen zur Wand immer noch Sideboards von geringer Höhe auf Füßen.

5. Giftige Pflanzen

Die schlechte Nachricht: Die meisten Zimmerpflanzen sind für Wellensittiche giftig. Daher sollten am besten alle Pflanzen in ein anderes Zimmer gestellt werden, wenn man nicht ausreichend Platz in einem Zwischenfenster hat. Auf Grünzeug muss man dennoch nicht verzichten: Unsere Wellensittiche freuen sich über Kräutertöpfe, wie Basilikum, Kresse, Dill, Koriander, Zitronenmelisse, Salbei und einige mehr. Pflanzenampeln aus Golliwoog erfreuen deine Tiere und bieten ihnen neben vielen Mineralien & Vitaminen auch noch eine Menge Spaß.

6. Sonstige Gefahren im Freiflugzimmer, die man dringend vermeiden sollte:

  • Kerzen
  • Zigarettenrauch
  • Teflon-(oder Polytetrafluorethen-)dämpfe (zum Beispiel durch Pfannen oder Raclette)
  • Gegenstände aus Zink & Blei (zum Beispiel Bleibänder in Gardinen oder Tiffanylampen)
  • tiefe Vasen oder Gefäße
  • Tassen, Gläser & Teekannen, denn sie sind auch ungefüllt eine Todesfalle für kleine Vögel

Die Liste ist natürlich nicht vollständig! Man sollte daher seine eigene Wohnsituation aus der „Vogelperspektive“ betrachten und sich überlegen, ob es noch individuelle Gefahrenquellen im Zimmer geben könnte.

7. Vogelspielzeug

Auch von nicht geeignetem oder altem Vogelspielzeug können Gefahren ausgehen. Nicht geeignetes Vogelspielzeug sind Spiegel (Kropfentzündung), Plastikstangen (Ballengeschwüre) oder Plastikvögel (Verhaltensstörungen), da hier nicht den natürlichen Bedürfnissen unserer Wellensittiche nachgekommen wird, aber auch Spielzeug mit langen Fäden, denn hier besteht Strangulationsgefahr.

Auch altes Spielzeug sollte sich nicht länger in eurem Vogelzimmer befinden, sondern gegen neues ausgetauscht werden. Zum einen aus hygienischen Gründen, zum anderen, weil sich auch bei artgerechtem Spielzeug während der Nutzung Fäden oder ähnliches bilden können. Eine regelmäßige Kontrolle vorhandener Spielzeug ist daher von Nöten. Und Hand auf’s Herz: Welcher Wellensittich freut sich nicht über neue Spielzeuge?

Artgerechtes Spielzeug mit hohem Beschäftigungscharakter gibt es bei Wagner’s Papageien Paradies unter www.parrotshop.de

Das sind aktuell unsere Favoriten:

Wenn ihr wissen wollt, welche Spielzeuge für eure Wellensittiche geeignet sind, dann schaut euch das Video „Welcher Spielzeug-Typ ist dein Wellensittich“ an und macht den Spielzeug-Typen-Test.

Abschließend das neueste Video zum Thema „Sicherheit im Freiflugzimmer“. Oder wie es bei uns im Kino immer heißt: „Viel Spaß beim Fülm!“ 😀

Beschäftigungsplan für Wellensittiche


Ach ja, den ganzen Tag nichts tun und sich nur zu den Mahlzeiten bewegen. Was für Menschen wie der perfekte Urlaubstag klingt, ist für viele Wellensittiche leider Alltag. Denn zu wenig Beschäftigung und Bewegung kann nicht nur pupslangweilig sein, sondern birgt auch die von vielen Haltern unterschätzte Gefahr des Federrupfens oder der Verfettung.

Wellensittiche in freier Wildbahn sind den ganzen Tag beschäftigt: die Futter- und Wassersuche nimmt in den Morgen- und Abendstunden die meiste Zeit ein. Wer die beeindruckenden Filmaufnahmen von Wellensittichen im Outback kennt, der sieht, dass die kleinen Meisterflieger fast immer in Bewegung sind. Selbst in Ruhephasen sind die wilden Australier immer auf der Hut vor Fressfeinden. Langeweile kommt da keine auf!

In unseren Haushalten sieht es ganz anders aus: Die dicken Pupsis sitzen den größten Teil des Tages auf ihrer Lieblingsschaukel und pfeiffen sich fröhlich eins. Obwohl ich schon über die Futterzusammensetzung und die Futterzeiten regulierend versuche auf das Gewicht meiner Wellis positiv einzuwirken, schaute mich bis vor einigen Monaten meine Tierärztin mit hochgezogener Augenbraue an: „Frau Schacht, eines ist sicher, bei Ihnen verhungert definitiv keiner!“.

Wenn ich jetzt genauer drüber nachdenke, könnte sie auch mich oder meinen Freund gemeint haben… Egal, ganz oben auf meiner Neujahrsliste stand sowieso mehr Sport. Leider hatte mein Fitnessstudio Insolvenz angemeldet und weil es in Berlin wirklich schwer ist, ein neues Sportangebot zu finden, musste ich meine guten Vorsätze auf meine Wellensittiche übertragen. Klingt nachvollziehbar, nicht? 😉

Ich bin ein Freund unkomplizierter Beschäftigungsmöglichkeiten, da ich ich unter der Woche wenig Zeit habe. Auch weiß ich, dass man immer wieder ambitioniert anfängt, seine Wellensittichhaltung zu verbessern… und es nach ein paar Tagen oder Wochen wieder einschläft. Und ich bin da sicher nicht die einzige, die Opfer der Alltagsroutine ist!

Ich habe mir und meinen Wellensittichen einen Beschäftigungsplan geschrieben, den ich alle paar Wochen mal umstelle. Das ist aber eigentlichen nicht nötig, da Wellensittiche keine 7-Tage-Woche kennen und es im Grunde nur wichtig ist, dass konstant jeden Tag etwas im Käfig und/ oder Vogelzimmer verändert wird.


Oft höre oder lese ich, dass Halter sich darüber enttäuscht zeigen, dass ihre Wellensittiche nicht mutig genug seien, um Veränderungen anzunehmen, und dann jegliche Beschäftigungsmöglichkeiten einstellen. Das ist aber verkehrt!

1. Wer seinen Wellensittichen aus falscher, wenn auch gut gemeinter Rücksichtnahme permanent vor Neuem schont, der „erzieht“ sich Angsthasen heran. Gerade bei ängstlichen Tieren würde ich Veränderungen regelmäßig durchführen. Schnell erkennen unsere klugen Papageien, dass neues Spielzeug keine wellifressenden Monster sind. Das macht sie von Mal zu Mal mutiger und stärkt auch ihr Selbstbewusstsein.

2. Viele Halter unterschätzen den Beschäftigungsgrad des Beobachtens. „Meine Wellis sitzen nur auf der Gardinenstange, wenn ich etwas im Käfig/Vogelzimmer verändere“, lese ich häufig. Das mag zwar sein, aber auch das Beobachten hat eine Beschäftigungswirkung analog des natürlichen Verhaltens der wilden Wellesittiche, die ihre Umgebung nach Gefahren abscannen. Es schadet also nicht, auch im Zimmer mal Kissen neu zu beziehen, ein  anderes Bild aufzuhängen oder eine rote Tagesdecke gegen eine grüne auszutauschen.

Ihr seht, die Beschäftigung unserer Stubenadler kan so einfach sein! Damit auch ihr nicht im Alltag vergesst, euren Wellis täglich Abwechslung zu bieten, liegen im neuen Downloadbereich zwei Vorlagen eines Beschäftigungsplans zum Ausdrucken und Beschreiben für euch bereit. Nun viel Spaß mit meinem neuestens Video mit einigen einfachen Ideen für den Alltag. 🙂

 

Wellensittichkekse selber machen

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Die Regale in den Zoogeschäften und Supermärkten sind voll mit Crackern, Keksen und Knabberstangen. Schön bunt sehen sie aus und werben mit „extra viel Obst & Honig“. Warum aber gerade das ein Argument gegen den Kauf sein sollte und warum es sich lohnt, selber Kekse, Cracker und Co. für seine Wellensittiche herzustellen, erfährst du im folgenden Beitrag!

img_5115_2Vermutlich hatte jeder schon mal eine Packung Knabberstangen in der Hand und war gewillt, diese für seine Tiere zu kaufen. Die Hoffnung, seinen Tieren damit eine Freude zu machen und sie mit Futtersuche zu beschäftigen,schwingt mit. Obwohl viele Unternehmen mit Slogans wie „mit extra Honig“ oder „mit viel Obst“ werben, sollte man erstens kritisch die Zutatenliste lesen und zweitens wissen, was unsere Wellensittiche brauchen und vor allem, was ihnen schadet. Denn von den gesundheitlichen Problemen des Übergewichtes abgesehen, sind viele Wellensittiche mit dem Erreger Macrorhabdiose infiziert. Macrorhabdiose ist ein Hefepilz im Darm, bei dem das erkrankte Tier aufgenommene Nahrung mehr oder weniger unverdaut wieder ausscheidet und so verhungern kann. Wie alle Hefen braucht auch der Macrorhabdus ornithogaster Zucker (Saccharose und Fructose) zu wachsen. Da dieser Hefepilz bei vielen Wellensittichen latent vorliegt, d. h. akuten Symtome müssen nicht zwangsweise zu erkennen sein, sollte man grundsätzlich sehr vorsichtig mit der Gabe von Obst sein. Da Wellensittiche aus den eher kargen Regionen Australiens kommen, ist es nicht weiter schlimm, wenn man kein Obst füttert, sondern sich auf diverse Gräser, Samen und Kräuter bei der Fütterung konzentriert. Industriell gefertigte Produkte enthalten darüber hinaus neben dem gesundheitsschädlichen Zucker oft auch sogenannte „Bäckereinebenerzeugnisse“, was im Klartext auch altes Brot oder Kuchen sein kann. Diese Kümel werden oft bunt eingefärbt und dem Tierhalter als „Fruchtstücke“ verkauft.

img_5112 Doch was heißt das jetzt für uns Wellensittichhalter bezogen auf die Knabberstangen? Ja, richtig, ihr ahnt es schon: selber backen! Denn nur bei Selbstgemachtem wissen wir, was drin ist 😉

Bei der Suche im Internet ist mir aufgefallen, dass sich bereits viele Papageienfreunde mit dem Thema beschäftigt haben und diverse – gute, aber auch schlechte – Rezepte durch das World Wide Web kursieren. Vielleicht bin ich manchmal etwas zu kritisch, aber in Bezug auf die Wellikekse suchte ich die „eierlegende Wollmilchsau“. Oder besser: ein Rezept ohne Ei, Mehl, Honig, Zucker, Obst…

img_5096Ihr werdet es nicht erraten, wie ich auf die Lösung nach solchen Keksen kam: beim Abwaschen! Der Kartoffelstampf vom Mittagessen klebte nur wenige Stunden nach dem Essen so bombenfest am Teller, dass ich Mühe hatte, ihn abzubekommen. Und voila – damit haben wir auch schon unsere Grundlage für den „Teig“ unserer Wellipralinen: eine kleine, noch lauwarme Pellkartoffel (bitte ohne Salz kochen) und 2-3 EL Körnerfutter! Darauf aufbauend, kann man das Grundrezept um weitere Zutaten, wie verschiedene Hirsesorten, Amaranth, Pagima Green, Delicha, Fonio Paddy, Knaulgras, u. v.m., erweitern.

Zusammen mit der welliverrückten Tweety Mi-Familie haben wir zwei Kreationen der Wellikekse und Welliknabberkugeln für euch auf Video festgehalten.

Rezept für acht KörnerkugelnGemüsebällchen
„Scharfes Möhrchen“:
– eine kleine Möhre
– eine kleine Kartoffel
– 4-5 Blätter Basilikum
– 2 EL Körnerfutter

 

ACHTUNG: Wellensittiche mit Macrorhabdiose, also „Megapatienten“, bitte nicht ohne Rücksprache mit dem vogelkundigen Tierarzt mit den Kartoffelkeksen füttern, da die Stärke auch in Zucker umgewandelt werden kann! Bei Megapatienten bitte jede Futteränderung mit dem behandelnden Tierarzt abstimmen.

Möchtest du mich unterstützen? Unter Produktempfehlungen habe ich wellensittichgerechte Produkte mit amazon verlinkt. Kaufst du über diesen Link ein Produkt, erhalte ich von amazon eine kleine Provision. Der Preis ändert sich für dich nicht!

Quiz: Welcher Spielzeug-Typ ist dein Wellensittich?

Wellensittiche_Spielzeug_Slider
Kennt ihr das auch? Man kauft seinen Wellensittichen ein tolles, neues Spielzeug, freut sich wie Bolle, dass man seinen Tieren Spiel, Spaß und Spannung bietet… und dann löst es wilde Panikattacken aus oder – schlimmer – wird wochenlang ignoriert? Damit dir das künftig nicht mehr passiert, finde heraus, welche Spielzeug-Typen deine Wellensittiche sind und mache das Quiz!

Letztens habe ich nach neuen Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für meine Wellensittiche gesucht. Obwohl auf der Seite des Parrotshops von Wagner’s Papageien Paradies mehr als 100 Spielzeuge angeboten werden, musste ich bei dem Nature Bell Fun sofort an Chiocciolina denken. „Das würde ihr gefallen!“, dachte ich grinsend und stellte mir meine kleine Mini-Henne vor, wie sie das Großsittichspielzeug binnen weniger Stunden in seine Bestandteile zerlegen würde…

Wer seine Tiere sehr gut kennt und sie regelmäßig beim Spielen beoachtet, der weiß, welche Vorlieben jedes seiner Wellensittiche hat: die einen mögen Kork, die anderen Schaukeln und wieder andere werden zu Meistern in Sachen Foraging Toys. Um „Fehlkäufe“ zu vermeiden sollte man sich vor der Wahl des Spielzeugs einige Fragen stellen, um herauszufinden, welche Spielzeug-Typen man in seinem Schwarm hat. Einige grundsätzliche Fragen habe ich in dem folgenden Quiz für euch zusammengestellt. Durchlaufe die Fragen für jedes einzelne deiner Tiere und finde heraus, welches Spielzeug zu deinem Wellensittich passen könnte!

Das Quiz kannst du entweder unter diesem Link als PDF aufrufen oder indem du auf die Grafik klickst! Die Auswertung nach Typen findest du unter der Grafik. Da ich ein neugieriger Mensch bin (also Typ 4 😉 ) würde ich mich freuen, wenn du für jeden deiner Wellis an der Umfrage am Ende des Blogbeitrages teilnimmst.

Quiz: Welcher Spielzeug-Typ ist dein Wellensittich?

Quiz_Spielzeug_Wellensittich

Typ 1: Anfänger (oder „kleine Schisser“)
Wellensittiche, die bisher aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrem Leben wenig kennengelernt haben, sollte man langsam an neue Spielzeuge und Beschäftigungsmöglichkeiten heranführen. Besonders geeignet sind für den Anfang Äste aus Java-Holz, Korkenzieherhasel oder einfache Seile. Dieses Zubehör kann auch bei ängstlichen und/ oder körperlich eingeschränkten Tieren verwendet werden. Abwechslung schafft man, indem man die Sitzgelegenheiten oft im Käfig umgestaltet und regelmäßig gegen neue austauscht. Natürlich bieten Äste und Seile auch gesunden und verspielten Wellensittichen gern angenommene Ruheplätze. Daher gehören Sitzmöglichkeiten in unterschiedlichen Stärken und Materialien zur Grundausstattung eines jeden Käfigs/ Vogelzimmers.

Typ 2: Naturburschen
Je natürlicher, desto besser, denn Wellensittiche haben anfangs oft Angst vor bunten Spielzeugen. Mit Schaukeln aus Holz, Kokos und Weidenbällchen macht man nichts falsch! Mit wippenden Ästen, Zweigen und anderen Sitzgelegenheiten bietet man seinen Tieren ein naturnahes Feeling wie in Baumwipfeln. Besonders geeigent sind diese Sitz- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Hähne und Hennen mit geringem Nage- und Knabbertrieb. Dieses Zubehör – mit dem Hauch von „Wildnis“ – wird zudem auch gerne als Schlafplatz auserwählt. Typisch Naturburschen halt! 😉

Typ 3: Schredderlieschen
Wer kennt das nicht? Vor dem Schnabel einer Wellensittichhenne scheint nichts sicher zu sein. Doch statt verzweifelt zu versuchen seine Tapete zu retten, kann man mit Knabber-, Nage- und Schredderspielzeug seine Tiere wunderbar beschäftigen. Kork, Weide & Papier in bunt oder naturbelassen bieten tiergerechte Abwechslung für fleißige Schredderlieschen!

Typ 4: Entdecker
Je mehr man seinen Wellensittichen anbietet, desto mutiger und neugieriger werden sie. Einige entdecken sogar das Foraging für sich. Foraging bedeutet, dass man das Futter nicht einfach nur hinstellt, sondern dass die Tiere sich ihr Futter erarbeiten müssen. Besonders schwierig ist die Suche nach versteckten Leckerbissen; das setzt schon etwas Erfahrung voraus. Mit Foraging Toys könnt ihr eure Wellensittiche nicht nur beschäftigen, sondern auch ihre Intelligenz schulen.

WICHTIG
1. Lasst eure Tiere niemals mit Foraging-Spielzeug unbeaufsichtigt spielen und greift schnell ein, falls eure Wellensittiche irgendwo hängen bleiben oder sich einklemmen sollten!
2. Füttert nur einen Teil der täglichen Ration über Futterspielzeuge und achtet darauf, dass ihr eure Tiere nicht aus Hunger zwingt, sich damit zu beschäftigen!
3. Baut das Training langsam auf und geht lieber einen Schritt zurück, als dass ihr eure Wellensittiche überfordert. Tipps zum Foraging findet ihr in dem Video „Wellensittiche beschäftigen Teil 1 – Foraging„.

Allgemeine Hinweise:
Unabhängig von der Käfigeinrichtung und vom Spielzeugtyp eurer Wellensittiche achtet bitte auf Hygiene und Sicherheit. Kontrolliert daher täglich, ob Sitzstangen, Schaukeln und Spielzeug zugekotet worden sind und daher gesäubert werden müssen oder ob die Sachen kaputt sind und ausgewechselt werden sollten. Geht bei eurem Kontrollblick immer nach dem DAW-Prinzip (DAW= dümmster anzunehmender Wellensittich) vor: Oftmals achtet man nur auf potenzielle Gefahren, die man bereits mit seinen Wellensittichen erlebt hat. Wichtig ist aber auch vorausschauend und sehr kritisch seine Käfigeinrichtungsgegenstände auf das zu prüfen, was passieren könnte!

Wir sind jetzt auch über folgende Domain zu erreichen: www.wellensittiche-blog.de

Die richtige (Käfig-)Einrichtung

Die richtige Einrichtung zu finden ist gar nicht so einfach und dabei kann auch vieles schiefgehen! Diese Erfahrung habe ich in der letzten Woche machen müssen.

Alles fing Anfang April an, als ich meine Wellensittiche mal wieder eine neue Einstreu testen lassen wollte. Da ich sowieso jeden Tag meine Voliere sauber mache, verbinde ich das Wechseln der Einstreu gerne mit einem neuen Anreiz zum Spielen und Suchen; diesmal testete ich CHIPSI Ultra. Durch die verschiedenen Materialien bleibt auch der Käfigboden für meine Wellensittich immer interessant und regt an, den gesamten Innenraum zu nutzen.

Nach meinem Paket-Dilemma beim letzten Versuch wog ich mich diesmal in dem Glauben ein ganz ausgebufftes Füchschen zu sein und bereitete meinen Freund bereits vor dem Bestellprozess mental darauf vor, dass das Päckchen wieder bei dem charmanten jungen Mann aus dem Späti zur Abholung bereitliegen wird. Mein Lieblingspaketdienst hat nämlich, zumindest wenn man nicht davon betroffen ist, eine durchaus belustigende Firmenphilosphie: Grundsätzlich werden zu den unmöglichsten Zeiten ahnungslose Nachbarn mit Klingelstreichen ärgert, um dann mit dem Paketen den Verschwindibus zu machen, bevor jemand öffnet.

Völlig gelassen harrte ich also der Dinge, die da kommen… oder eben nicht! Nach vier Wochen fragte ich beim Versender nach, ob denn mein Paket schon auf den Weg gebracht worden sei. Dies wurde überrascht bejaht und ich erhielt eine Tracking-Nummer, die ich sogleich überprüfte: DRINGENDER HANDLUNGSBEDARF! stand da in großen roten Buchstaben mit dem Hinweis, dass meine Sendung bereits seit Wochen bei „meinem“ Späti liegt. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt! „Schaaahaaatz?“, fragte ich vorsichtig bei meinem Freund an, „du liebst doch meine Wellensittiche, oder?“ Er witterte die Fangfrage: „Was muss ich tun?“

In einer Halsüberkopfaktion, die eher an ein Überfallkommando erinnerte, stürmte ich wenig später in den Späti, während mein Freund in zweiter Reihe ein Hubkonzert über sich ergehen lassen musste. Nach einer Predigt des Ladenbesitzers wusste ich beim Herauskommen dann alles über seine Lagerhaltung, den Aufwand des Zurücksendens, die Last der vielen Pakete, die er tagtäglich in Empfang nimmt und seinen Cousin dritten Grades…

Mit dem Auto daheim angekommen, setzte mich mein Freund mit dem Paket vor der Haustür ab und fuhr weiter zur Arbeit. Beglückt von dem Gedanken, dass ich meinen Wellensittichen gleich etwas Abwechslung bieten kann, stolperte ich auf dem Weg zum Hauseingang fast über ein kleines Hoppelhasi. „Was für ein süßes Kaninchaaaa… AAAAHHH!“, stieß ich hervor und wäre um Haaresbreite in einen toten Spatz getreten, der auf der Treppe zur Haustür lag. Wer mich kennt, der weiß, mein Tag war gelaufen! Ich kämpfte innerlich mit mir: Überwinde ich meine Angst und begrabe das Tier oder lass ich den Sperling liegen und lasse wohlmöglich noch einen Nachbarn reintreten? Nach einer gefühlten halben Stunde tat ich das einzig Richtige…

Fix und fertig kam ich oben an. Bereits auf dem Hausflur erschallten die lieblichen Stimmchen meiner hungrigen Wellensittiche… ein Wunder, dass meine Nachbarn noch nie die Polizei gerufen haben! Freudig kamen mir meine Tiere entgegengeflogen, als ich das Zimmer betrat. Oder war es eher panisch? Ich hatte einen komischen Geruch in der Nase…

Zwei Tage zuvor hatte ich bereits das Gefühl, dass in meiner Küchenecke irgendetwas nicht ganz frisch riecht, woraufhin ich meine Kochnische grundreinigte und desinfizierte. Doch nun war der Gestank penetranter und intensiver denn je. Verweifelt tat ich das, was alle jungen Menschen machen: ich googelte. Unter den Keywords „Kühlschrank stinkt nach toter Oma mit Tomate“ wurde ich endlich fündig: mein Kühlschrank ist vermutlich kaputt! Gut, zu dieser Erkenntnis wäre ich wohl auch gekommen, wenn ich einen Blick in das weiße Häufchen Elend geworfen hätte, das seinen Geist -zumindest dem abgetauten Kühlfach nach- schon vor einigen Tagen aufgegeben hatte. Nach einer ausgiebigen Recherche auf sämtlichen Immobilienseiten war klar: Umziehen stellt bei den derzeitigen Mietpreisen keine Alternative zum Neukauf eines Kühlschranks dar. Was ich an diesem Abend noch nicht wusste: wir hätten uns lieber doch ein neues Nest suchen sollen!

Am nächsten Tag marschierte ich zwischen Arbeit und Fitnessstudio wie selbstverständlich zum Elektrofachmarkt und kaufte mal eben einen Kühlschrank. Die Entscheidung fiel mir sehr leicht, da die Küche „Marke Eigenbau“ von der Wohnungsgenossenschaft sich an keine gängigen Normen hält und nur einer der Kühlschranke „so ungefähr“ passen könnte… wenn man die Füßchen runterschraubt, den Deckel abnimmt und hier und da eine Schraube weglässt. „Schwören Sie“, und dabei schaute ich den Verkäufer eindringlich an, „Schwören Sie beim Leben Ihrer Mutter (!), dass dieser Kühlschrank passt?“ Natürlich, alles sei total easy – Kühlschrank wird angeliefert, hingestellt und ich muss nur noch den Stecker reinstecken! Apropos anliefern, ich will doch, dass der Kühlschrank gegen Aufpreis mit Express am übernächsten Morgen angeliefert wird, oder? Schließlich sind ja da noch die Feiertage… Nicht zum ersten Mal in dieser Woche fühlte ich mich irgendwie unter Druck gesetzt. „Schaaahaaatz?“, fragte ich abends am Telefon vorsichtig meinen Freund, „du liebst doch meine Wellensittiche und MICH, oder?“ Er seuftzte: „Was muss ich tun?“

20160508_124127_resizedAls ich am nächsten Tag nachmittags nach Hause kam, war mein Freund dabei die Seitenwände meines Küchenschranks auseinanderzunehmen. Natürlich fragte ich halb inquisitorisch, halb besserwisserisch: „Schaaatz, also wenn du den alten Kühlschrank mit dem Kabel rausbekommen hast, wieso bekommst du den neuen Kühlschrank nicht mit dem Kabel rein?!“ „Hab ich nicht“, dabei blickte er mich mit seinen großen blauen Augen an und grinste, „ich hab das alte Kabel durchgeschnitten!“ Ich frage lieber nicht, ob er vorher daran gedacht hatte, den Stecker zu ziehen…

Man hatte damals von Seiten der Genossenschaft die Küchenzeile um den Kühlschrank herumgebaut, das Kabel eingemauert (!) und die Steckdose vom Kühlschrank mit einer geschlossenen Einbauwand voneinander getrennt, sodass man nicht „einfach mal so den Stecker ziehen“ konnte. Um es kurz zu machen: Die folgenden drei Tage war mein Freund damit beschäftigt, die Küche der Wohngenossenschaft auseinander zu nehmen und die Küchenzeile wieder zusammenzusetzen… Und natürlich war der neue Kühlschrank darüber hinaus trotz aller Maßnahmen noch einen Zentimeter zu groß!

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Meine Wellensittiche schimpften lautstark, da sie während der Umbauarbeiten nicht raus durften, und ich war den Tränen nahe. Ich hatte eh schon kaum Platz in der Küchenecke und nun auch noch das! Am Abend hatte ich mich immer noch nicht eingekriegt und wetterte gegen alles und jeden. Sollte doch ganz Charlottenburg, ach was rede ich, ganz Berlin erfahren, was für einen blöden Kühlschrank ich hatte!

20160508_231549_resizedNachdem ich sämtliche Familienmitglieder in meine Probleme eingeweiht und damit eine regelrechte Pilgerwanderung in meine Küche ausgelöst hatte, kam abends auch der Vater meines Freundes vorbei. Er schmiss sich kurzerhand auf den Boden, sprang wieder auf, trat einmal fest gegen das weiße Ungetüm, so dass die Wellis fast von ihren Schlafschaukeln purzelten… und der Kühlapparat saß unschuldig in dem ihm zugewiesenen Platz, als hätte er nie etwas anderes gemacht!

 

Wellensittiche beschäftigen

Auch diese Woche habe ich keine Kosten und Mühen gespart, um meine Tapete zu retten… äh, meine Wellensittiche artgerecht zu beschäftigen! Nachdem ich vor zwei Jahren das Gartencenter in den Wahnsinn getrieben habe mit der Bestellung einer ungespritzten Bio-Korkenzieherhasel und sich letztes Jahr der Mitarbeiter nach der einstündigen Beratung über Möhrensamen mit „viel Grün und wenig Möhre“ beinahe mit dem nächstbesten Tonuntersetzter erschlagen hätte, wollte ich diese Woche einen weiteren Versuch starten mich dort beliebt zu machen.

In einer Wellensittichgruppe hatte ich Tage zuvor von einem Schnäppchen gelesen: jemand hatte für wenig Geld einen riesigen Korkenzieherhaselast erworben. Artig gratulierte ich zum gelungen Kauf, obwohl mich innerlich der Neid zerfraß: Vorm geistigen Auge sah ich meine Wellensittiche schon glücklich piepsend auf dem Ast spielen – klar, dass ich deshalb auf Recherche ging!

Im Gartencenter hatte ich -wohl Dank der Jahreszeit- Glück: neben vielen kleineren Ästen fand ich dort noch einen großen Korkenzieherhaselast. Die Freude darüber verflog aber rasch, nachdem ich einen Blick auf das Preisschild geworfen habe. Der Zwiespalt in mir wurde immer größer, je dichter ich mich der Kasse näherte. Da entdeckte ich eine kleine Bruchstelle an einem Nebenast. Der kleine Sparfuchs auf der einen Seite der Schulter zische mir zu: „Handle, wie du noch nie gehandelt hast…hehehe [an der Stelle müsst ihr euch jetzt die übelste Gängsterlache vorstellen, Anm. d. Red.].“ Als ich bei der Kassiererin einen Rabatt aushandeln wollte, hörte ich von der anderen Seite der Schulter Bruce Darnell tröten: „More drama, baby!“ Eine dreiviertel Stunde später und eine Odyssee durch so ziemlich alle Abteilungen entschied sich das Management, dass es unwirtschaftlicher sein mit mir weiter zu verhandeln, als mir einfach 30 % Rabatt zu geben… 😀

IMG_4831Um einem möglichen schlechten Gewissen vorzubeugen, habe ich gleich für etwas Osterdeko auf meinem Balkon gesorgt. Mein Prof in BWL würde sagen, es ist am Ende für alle eine Win-Win-Situation gewesen. Sparfüchschen, Bruce und ich konnten also zufrieden mit der Beute nach Hause gehen.

Wie jedes Naturspielzeug musste auch dieser Äst nach dem Abkochen und Desinfizieren erstmal drei Tage in „Quarantäne“. Seit gestern ziert die Korkenzieherhasel mein Zimmer. Da meine Wellensittiche durch täglich wechselnde Beschäftigungsideen an neue Dinge gewohnt sind, haben sie den neuen Spielplatz innerhalb einer Stunde angenommen und erkundet.

Apropos Beschäftigungsmöglichkeiten: nach dem Blog Gähnende Langeweile? Nicht mit diesen Tipps und Tricks habe ich die Ruhe genutzt und endlich den zweiten Teil des Videos erstellt. Viel Spaß beim Film! 😉

 

Gähnende Langeweile? Nicht mit diesen Tipps & Tricks

Die Tage werden kürzer und die Sonne lässt sich nur noch sehr selten Blicken. Nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Wellensittichen setzt der Winter-Blues ein.

Im ersten Teil meines kurzen Video-Clips dreht sich alles um das Thema „Foraging“, also das Suchen und Erarbeiten von Futter. Die Tipps & Tricks sind leicht umzusetzen, eigenen sich auch für Anfänger und verursachen keine Mehrkosten. Gerade das Umstellen der Futterplätze beansprucht keine Zeit, wenn ihr euch vorher 2 -3 Plätze ausgedacht habt.

TIPP Schreibt euch einen Wochenplan – dann muss man morgens, wenn es eh schon stressig ist, nicht lange nachdenken. Zum Beispiel:

  • Montag: Futternäpfe in Position 1
  • Dienstag: Hirse in der Buddelkiste verstecken + Futtermischung 1
  • Mittwoch: Möhrchen zum Schreddern in den Käfig klemmen + Futtermischung 2
  • Donnerstag: Futternäpfe in Position 2 + Keimfutter ansetzen
  • Freitag: Futtersuche außerhalb des Käfigs + Teewasser anbieten
  • Samstag: Keimfutter verfüttern (Käfig danach gründlich reinigen) + Basilikum/ Hirse aus der Handfüttern (spielen)
  • Sonntag: Futtersuche nur im Käfig, aber auf unterschiedlichen Ebenen + Gurke aus der Hand füttern (spielen)

WICHTIG: Jede Art von Futterspielen setzt vorraus, dass eure Tiere gesund sind und die Futterstellen auch erreichen können! Trainiert lieber in kleinen Schritten und lasst eure Tiere niemals hungern!

Neben den im Video gezeigen Futterspielen könnt ihr auch Folgendes tun:

  • Hirse in einer Korkröhre oder einem Weidentunnel verstecken
  • Grünfutter/Hirse aus der Hand füttern (auch das ist Abwechslung für die Wellis)
  • Trinkwasser mit stark verdünntem Tee (zum Beispiel Kamille) versetzen
  • Selbstgebackene Körnerkugeln anbieten*

*Rezept für acht Körnerkugeln: Gemüsebällchen
– eine kleine Möhre
– eine kleine Kartoffel
– 4-5 Blätter Basilikum
– 2 EL Körnerfutter/ Keimfutter

Die Kartoffel ohne Salz kochen (zum Beispeil wenn ihr für euch Pellkartoffeln macht) und später das Möhrchen hinzugeben. Beides in einen Topf mit wenig Wasser garen. Übriges Wasser abgießen und beides stampfen. Wenn der Teig klebrig wird, Basilikum und Körnerfutter hinzugeben. Kleine Kugeln formen und bei ca. 80 Grad Celsius rund 20 Min. im Ofen trocken lassen. Wenn die Bällchen hingegen zeitnah verfüttert werden sollen, würde ich die Bällchen nur an der Luft trocken lassen, da so der Nährstoffgehalt der Körner nicht verloren geht.
Das Rezept ist bewusst ei-, zucker- und honigfrei; die Kartoffelstärke hält alles zusammen.